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Feuer der Nacht

Feuer der Nacht

Titel: Feuer der Nacht
Autoren: Linda Howard
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schaute auf, ohne die Miene zu verziehen, schüttelte dann bedächtig den Kopf und sagte: »Nein, danke«, bevor sie wegsah, als wäre die Sache damit erledigt. Eric konnte nicht hören, was sie sagte, es jedoch von ihren Lippen ablesen, weil sie die Worte so klar und unmissverständlich ausgesprochen hatte.
    Nun gut, dann war sie also keine Bullenbraut. Gillespie war ein junger Bursche, er ging ständig ins Studio, um seine Uniform mit Muskeln zu bestücken, und er war auch nicht potthässlich. Wenn sie es darauf angelegt hätte, sich einen Polizisten zu schnappen, würde Gillespie jetzt neben ihr sitzen, anstatt schulterzuckend zurück zu seinem Tisch zu marschieren. Zumindest war er nicht verärgert, weil sie ihn hatte abblitzen lassen, was das Ansehen des jungen Streifenbeamten bei Eric steigen ließ.
    Sie wartete auf niemanden, und sie war auch nicht auf einen Aufriss aus. Mann, vielleicht war sie ja einfach nur eine Frau, die einen Drink wollte. Das könnte zutreffen. Nicht der Punkt, dass sie eine Frau war, sondern dass sie einen Drink wollte – das war eindeutig richtig.
    Eric lenkte seine Aufmerksamkeit auf sein Bier, studierte die bernsteinfarbene Flüssigkeit mehrere Minuten lang. Er sollte eigentlich austrinken und sich auf den Heimweg machen. Das Letzte, was er tun sollte, war, sich noch länger den Kopf zu zerbrechen, was diese Frau denken mochte – selbst eine Frau mit Beinen von Weltklasse und einem hinreißenden Hintern. Aber … »Zum Teufel«, murmelte er atemlos, als die Versuchung ihn am Schwanz packte und standhaft verweilte. Er rutschte von seinem Barhocker, schnappte sich sein Bier und setzte sich in Richtung teure Komplikation mit Klasse in Bewegung.
    Am Rande ihres Blickfelds sah Jaclyn, wie ein anderer Mann sich ihr näherte. Sie konnte nur hoffen, dass er nicht zu ihr wollte, sondern unterwegs zur Männertoilette war und somit nur ihren Tisch passieren würde. Es hatte allerdings den Anschein, als ginge er direkt auf sie zu. Da er ein Glas in der Hand hielt, stand mit ziemlicher Sicherheit fest, dass er nicht zum WC wollte. Warum konnte eine Frau nach der Arbeit nicht eine Pause für einen Drink einlegen, ohne dass die Männer – manche zumindest – annahmen, sie wollte sich abschleppen lassen? Der erste Typ war ja wenigstens so anständig gewesen, ohne große Diskussion Leine zu ziehen, als sie Nein gesagt hatte; sie konnte also nur hoffen, dass dieser Bursche es nun genauso halten würde. Sie schaute mit Absicht nicht in seine Richtung in der Hoffnung, er würde den Hinweis kapieren und einfach weitergehen.
    »So klein ist die Welt!«
    Die Worte verschreckten sie, denn damit hatte sie nun gar nicht gerechnet. Sie blickte dennoch kühl und gefasst auf, doch als sie den Mann erkannte, der da vor ihr stand, hatte sie einen Moment so eine Art Blackout. Sie stotterte eigentlich nie herum, war aber verdammt nah dran, als sie geistig nach einer passenden Erwiderung suchte. Heraus kam etwas total anderes als geplant: »Sagen Sie nie mehr ›Madam‹ zu mir«, antwortete sie, wobei ihre Augen warnend blitzten.
    Der Bulle lächelte – es spielte die gleiche leichte Belustigung um seine Lippen, die ihr am Vormittag schon aufgefallen war. Jaclyn entspannte sich. Der Mann hatte etwas Authentisches, etwas Direktes, das nichts mit einem Aufriss oder sonst irgendwelchen Spielchen zu tun hatte. Und er war verdammt fesch. Eine bessere Beschreibung fiel ihr momentan nicht ein. Er war nicht gutaussehend, doch alle ihre Hormone und kleinen Erotikrezeptoren waren alarmiert. Sie gaben ein begeistertes Mannomann! von sich. Sie war nicht der Typ Frau, der einen Mann anhimmelt, und ihr war – weiß Gott! – nie sonderlich an einem Flirt gelegen, doch das bedeutete nicht, dass sie den Körper und das Gesicht eines Mannes nicht zu würdigen wusste, wenn er einen Körper und ein Gesicht besaß, die dieser Würdigung wert waren.
    Der Bulle hatte beides.
    Sie stellte fest, dass sie ihm ein kurzes, schuldbewusstes Lächeln zuwarf, um dann zu erklären: »Na ja … wenn ich an einem schlechten Tag auch noch von jemandem meines Alters mit ›Madam‹ angesprochen werde, dann komme ich mir wie eine alte Schachtel vor. Sie haben gute Manieren, ich sollte Ihnen das also nicht übelnehmen.«
    »Ich hoffe, Ihr Tag hat noch einen Aufschwung genommen, nachdem Sie das Rathaus verlassen haben«, erwiderte er.
    »Nicht wirklich.« Sie musste ihren Kopf in den Nacken legen, um zu ihm aufzublicken. Das schummrige Licht in der
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