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Hauch der Verdammnis

Hauch der Verdammnis

Titel: Hauch der Verdammnis
Autoren: John Saul
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DIE ENTDECKUNG
     
    Von oben sah der Tag vollkommen aus.
    Ein azurblauer Himmel, ein türkisglänzendes Meer. Vereinzelt trieben Wolken wie aus Zuckerwatte über den unendlichen blauen Hintergrund.
    Der Wind hatte sich gelegt, und die Ozeanwellen schlugen sanft gegen das zersplitterte Ende des Lavastroms, der sich von seinem Eruptionskanal an der Flanke des Kilauea auf der Insel Hawaii bis zum Meer erstreckte.
    Auf der Großen Insel, die bei weitem größer war als alle anderen hawaiianischen Inseln zusammen.
    Und sie wuchs mit jedem Tag.
    Heute jedoch schien sich die Erde der Ruhe des Wassers und des Windes anzupassen. Die Feuer im Kern der Insel brodelten offenbar nur leicht vor sich hin, als warteten sie auf eine günstigere Gelegenheit, sich durch die Felskruste einen Weg nach oben zu bahnen und Flüsse aus glühendem Magma auszusenden, damit diese sich die Bergflanken hinabwälzten und immer weiter ins Meer vordrangen.
    Auf einen Tag wie diesen hatte das Tauchteam gewartet.
    Eine Stunde nach Sonnenaufgang waren sie an Bord des Schleppdampfers gegangen, der sie aus der Hilo-Bucht herausbrachte. Jetzt lag das Schiff etwa zweihundert Meter hinter dem Ende des Lavastroms, befestigt durch drei Anker, die an schwere Trosse gekettet waren. Den Schleppkran hielt ein kleinerer Anker in Position. Die Schiffscrew hatte nicht viel zu tun, solange die Taucher keine Signale gaben. Die Männer vertrieben sich die Zeit auf Deck, spielten Karten und tranken Bier.
    Bei dem herrlichen Wetter dachte niemand an etwas Böses.
    Hätten sich nicht Wind und Meer gegen sie verschworen, so hätte vielleicht jemand den winzigen seismischen Ausschlag bemerkt und erkannt, dass die Idylle dieses ruhigen Tages bloße Illusion war.
    Unter der dicken Lavazunge, die von dem Vulkanschlot an der Bergflanke bis zum Meer führte, war der Druck im heißen Kern weit unter der Erdkruste ständig gestiegen und hatte einen riesigen Gesteinsbrocken aufgespalten.
    Es handelte sich nicht um eine explosive Spalte - nicht annähernd von der gewaltigen Kraft, die freigesetzt worden war, als die Kontinentalplatten zerbrachen und Hunderte von Kilometern scheinbar fester Erde jählings in entgegengesetzte Richtungen geschoben wurden.
    Auch handelte es sich nicht um eine Spalte jener Art, in der sich urplötzlich der Meeresboden hebt, woraufhin große Flutwellen Tausende von Kilometern in alle Richtungen jagen, sich über dem Land auftürmen und alles niederwalzen, was ihnen im Weg steht.
    Diese Spalte, die sich dicht unter der Oberfläche befand, erzeugte nur winzigste Ausschläge auf den Seismografen, welche die Bewegungen des Berges registrierten. Wenn es irgend jemand auf der Insel überhaupt bemerkt hatte, dann fragte er sich einen Augenblick später, ob er sich das Ganze nicht bloß eingebildet hatte.
    Unter der Lavazunge bot der Riß im Gestein gerade so viel Platz, dass sich eine glühende Säule geschmolzenen Felsens langsam ihren Weg nach oben bahnen konnte. Dabei verbreiterten Hitze und Druck den Kanal, bis schließlich weißglühendes Magma den leeren Tunnel unter der Lavazunge füllte, dort, wo vor Jahren der flüssige innere Kern des Lavastroms aus der Röhre abgeflossen war, welche die sich schnell abkühlende Oberfläche der Lavamasse geschaffen hatte.
    Und nun, da der Schlepper friedlich am Ende der Zunge im Wasser schaukelte und die Taucher nichtsahnend in der Tiefe arbeiteten, strömte das flüssige Feuer den Berg hinab, durch das schwarze Gestein darüber verborgen und isoliert.
    Schließlich erreichte es das Ende der Röhre, dort, wo der Fluss durch das Meer abgekühlt und zum Stillstand gebracht worden war. Dort häufte sich nun die neue Lava an, und mit jeder Minute strömte weitere Masse hinzu, deren Gewicht gegen die Innenwand des Kliffs drückte und deren Hitze unablässig gegen die Steinwände brannte, die das brodelnde Magma von der See trennten.
    Dreißig Meter unter der Oberfläche arbeiteten die beiden Taucher, ein Mann und eine Frau. Sie wollten das Objekt bergen, das sie vor einer Woche entdeckt hatten.
    Es lag eingebettet in die Lavaschicht auf dem Meeresboden und war von fast vollkommener Kugelform. Seine Farbe ähnelte der von Lava so sehr, dass die Taucher es fast übersehen hätten, als sie zum erstenmal daran vorbeikamen. Doch schließlich war der Frau die gerundete Form, die sie soeben aus den Augenwinkeln wahrgenommen hatte, doch noch aufgefallen.
    Sie hatte das Ganze etwas näher angesehen, weil ihr eine solche
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