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Hauch der Verdammnis

Hauch der Verdammnis

Titel: Hauch der Verdammnis
Autoren: John Saul
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Lavaformation noch nicht begegnet war. Kurz darauf merkte ihr Partner, dass sie sich nicht mehr in der üblichen Position rechts neben ihm befand, und machte kehrt, um sie zu suchen. Kaum hatte er die Kugel gesehen, zeigte er ein ebenso großes Interesse wie sie.
    Fast zehn Minuten lang untersuchten sie das Objekt. Obwohl es fest in der Lava steckte, konnten sie erkennen, dass es kein Bestandteil dieser Schicht, sondern eine Art Hohlraum war. Nachdem sie es fotografiert und seine genaue Position bestimmt hatten, beendeten sie ihren Tauchgang, um später an jenem Tag ihrem Arbeitgeber von ihrer Entdeckung zu berichten.
    Nun waren sie an ihren Fundort zurückgekehrt. Fast eine Stunde hatten sie sich unter Wasser aufgehalten und sorgsam ein speziell angefertigtes Netz um die Kugel plaziert. Dann hatten sie das Netz an einem Haken befestigt, der von einem Kran auf dem Deck der Barke herunterhing. Das Korbnetz, das nur für diese Aufgabe entworfen worden war, ähnelte den geknüpften Wadennetzen, die Generationen japanischer Fischer an Glasschwimmern befestigt hatten. Das Material war allerdings eine Kunststoffaser und stärker als Stahl.
    Nachdem sie das Netz angebracht und sich davon überzeugt hatten, dass das schwere Geflecht nicht abgleiten konnte, aktivierte die Frau einen Signalgeber, der an ihrem Bleigürtel hing.
    Die Crew auf dem Schlepper machte sich daran, die Kugel vom Boden des Ozeans nach oben zu ziehen.
    Einer der Männer glaubte, einen Hauch Schwefel in der Luft zu riechen. Er rümpfte die Nase. Wahrscheinlich wieder die Tankbatterien, die von Zeit zu Zeit unangenehme Dämpfe ausstießen.
    Da sie sich auf die Arbeit mit dem Kran konzentrierten, bemerkte keiner der Matrosen die Rauchfäden, die langsam durch die ersten winzigen Risse an der Oberseite des zweihundert Meter entfernten Kliffs drangen.
    Dreißig Meter tiefer hielten die Taucher nun einen Abstand von etwa zehn Metern zu der Kugel. Sie beobachteten, wie sich das Seil, an dem der Haken hing, straffte. Einen Augenblick lang geschah nichts, doch dann schoß die Kugel, die einen Durchmesser von etwa einem Meter hatte, förmlich aus ihrem Lavabett, um sofort wieder bis fast auf den Boden herabzusinken wie ein gigantisches Jo-Jo. Nach einer kurzen Ruhepause stieg die Kugel langsam an die Oberfläche, während die beiden Taucher dorthin schwammen, wo sie gelegen hatte.
    In dem Augenblick, als die Kugel über dem Deck des Schleppers baumelte und herabgelassen wurde, gab die Außenseite des Kliffs nach. Ein Strom glitzernder gelber Lava ergoß sich aus der Öffnung ins Meer, wo die heiße Masse in Millionen winziger Fragmente explodierte, als sie mit dem Wasser in Berührung kam. Der Kranführer stieß einen Warnschrei aus. Innerhalb von Sekunden hatte die Crew die Ankerkette gekappt, Anker und Ketten aufgegeben. Mit voller Kraft flüchtete der Schlepper aufs offene Meer.
    Das eben noch trügerisch ruhige Wasser schlug nun heftig gegen das Boot. Es reagierte auf die explosive Kraft des rasch anwachsenden Lavastroms, der aus der weiter nachgebenden Öffnung im Kliff schoß.
    »Was ist mit den Tauchern?« schrie ein entsetzter Matrose.
    Doch er kannte die Antwort selbst.
    Die Taucher spähten gerade in die Spalte, in der die Kugel geruht hatte, als sie die ersten Unterschallvibrationen spürten. Aus Überraschung wurde in Sekundenschnelle Panik, aber als sie nach ihren Gürteln griffen, um die Gewichte zu lösen und so schnell wie möglich nach oben zu schwimmen, war es bereits viel zu spät.
    Plötzlich zerbarst der Boden des Ozeans, und als das brodelnde Magma durch diesen Riß ins Meer brach, war es, als würde das Wasser selbst explodieren in einem Höllenfeuer aus Schwefelsäure, kochendem Wasser und Dampf. Vulkanisches Glas schoß wie Schrapnellfeuer in alle Richtungen. Eine Sekunde, nachdem Dampf, Säure und das kochende Wasser die Taucher getötet hatten, wurden ihre Leichen von den Silikatfragmenten zerfetzt, die wie Millionen heißer Skalpelle durch ihre Körper fuhren.
    Nach wenigen Sekunden war nichts mehr von ihnen übrig.
    Eine Meile weiter draußen auf dem Meer betrachtete die Crew des Schleppers fasziniert und entsetzt das Schauspiel, das sich ihnen bot. Die Küste war verschwunden, eingehüllt in einen dichten Nebel aus Dampf, giftigen Gasen und vulkanischer Asche, die wie ein Vorhang dort hing, wo noch vor wenigen Minuten das Kliff gewesen war. Eine aufkommende Brise ließ die Wellen rollen, und am Himmelzogen dunkle Wolken auf, als
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