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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft
Autoren: Mary Jo Putney
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Sonne Spaniens ausgedörrten Ebene aufragte. Es war kurz nach Anbrach der Morgendämmerung, der klare Himmel war von zarten pastellfarbenen Streifen überzogen. An den Ästen dieses Baumes hingen die leblosen Körper eines Mannes und einer Frau, deren lange schwarze Haare im Wind flatterten und barmherzigerweise ihr Gesicht verhüllten.
    Rebecca spürte einen Schock in ihren Eingeweiden, als sie begriff. »Marias Tod?«
    Er nickte, während sein Gesicht sich versteinerte.
    »Ungefähr der einzige Trost, den ich hatte, als man mich gefangennahm und den Rest des Partisanentrupps exe-kutierte, war das Wissen, daß Maria weit entfernt war von dieser Stelle und von ihrem älteren Bruder Domingo begleitet wurde. Man legte mir Ketten an und schickte mich dann mit einer bewaffneten Eskorte quer durch das Land zum Hauptquartier der Franzosen. Wir ritten an diesem Tag sehr lange, und es war bereits stockdunkel, als wir unter einem Baum anhielten, um dort unser Nachtlager aufzuschlagen. Da es schon zu spät dafür war, um noch ein Feuer anzuzünden, nahmen wir nur Brot, Käse und etwas Wein zu uns, ehe wir uns in unsere Decken einrollten.
    Aber ich … ich konnte nicht schlafen. Ich spürte, daß da etwas Grauenhaftes im Dunklen lauerte, wußte aber nicht zu sagen, was das war. Schließlich weckte ich den Offizier, der für meinen Transport verantwortlich war, und konnte ihn dazu überreden, das Lager dreißig oder vierzig Schritt von dieser Stelle wegzuverlegen. Dort war es zwar nicht mehr ganz so schlimm wie an der vorherigen Lagerstelle, aber ich konnte trotzdem die ganze Nacht hindurch kein Auge zumachen. Dann ging die Sonne auf und … und ich sah Maria und Domingo.«
    »Wie schrecklich für Euch«, flüsterte sie, und der Hals war ihr so zugeschnürt, daß sie kaum sprechen konnte.
    »Ein Wunder, daß Ihr nicht den Verstand verloren habt.«
    »Ich war eine Weile lang wie von Sinnen.« Er schloß die Augen, und eine Welle des Schmerzes rollte über sein Gesicht hin. »Zwei Tage später gelang es mir, zu fliehen.
    Ich kehrte zu meinem Regiment zurück und weigerte mich fortan, einen Aufklärungsauf trag zu übernehmen.
    Es war Michael, der mich davor bewahrte, den Verstand zu verlieren. Ich habe mit ihm nie über meine Erlebnisse gesprochen. Aber er erkannte, wie verzweifelt ich war, weil er wohl Ähnliches durchgemacht hatte wie ich. Er war in dieser kritischen Zeit immer für mich da und wußte genau, wann er reden oder schweigen mußte, bis dieser Anfall von Wahnsinn, unter dem ich litt, endlich überwunden war.«
    Rebecca streckte den Arm aus und überbrückte dadurch die Distanz, die sie voneinander trennte, und nahm seine Hand in ihre. Diese Berührung ihrer Körper war wie ein elektrischer Schlag, der die im Raum pulsierenden Emotionen noch verstärkte.
    »Maria ist für Spanien gestorben«, sagte sie leise. »Ihr Land ist jetzt frei, und ihr Bruder und sie haben sicherlich ihren Frieden gefunden.«
    Seine Hand schloß sich krampfhaft um ihre. »Ich hoffe zu Gott, daß es so ist.«
    Sie spürte das Leid in ihm, und entdeckte einen ähnlich großen Schmerz in sich, der die schwachen Barrieren, die sie vor einer unerträglichen Seelenpein schützen sollten, niederzureißen drohte. Sie war eine erwachsene Frau. Sie sollte dazu in der Lage sein, den Verlust ihrer Mutter zu akzeptieren und mit ihrem eigenen Leben fortzufahren.
    Doch da war ein unendlich großes Reservoir des Kummers in ihr, das wie heiße Lava brannte. Sie fragte ihn nun mit banger Stimme: »Glaubt Ihr an Gott? Und an einen Himmel?«
    Er zögerte einen Moment, ehe er leise antwortete: »Ich glaube an eine kreative Macht, die unser Fassungsvermögen weit übersteigt, und an die Unzerstörbarkeit des Geistes. Maria und Eure Mutter haben nicht nur ihren Frieden gefunden, sie sind auch irgendwo so lebendig und wirklich wie Ihr und ich.«
    Die Tränen, die sie seit dem Tod ihrer Mutter zu-rückgehalten hatte, brachen nun mit einer fast eruptiven, ihren ganzen Körper erschütternden Urgewalt aus ihr heraus. Sie hatte befürchtet, daß sie nie mehr aufhören würde zu weinen, wenn sie erst mal ihren Tränen freien Lauf ließe, und sie wußte nun, daß ihre Angst nicht unbegründet gewesen war. Sie fürchtete, daß niemand einen solchen Kummer lebend überstehen könne.
    Das Bett sackte unter Kenneths Gewicht ein. Er schob das Zeichenbrett von ihrem Schoß herunter und zog sie in seine Arme, sie festhaltend in dem Sturm, der in ihr tobte.
    Sie begrub das Gesicht
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