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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft
Autoren: Mary Jo Putney
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Vergebung vermischte. »Und ich bin sogar ein doppelter, mit Blindheit geschlagener Narr gewesen, daß ich das nicht schon früher erkannt habe.«
    »Solche Dinge passieren eben erst, wenn die Zeit reif dafür ist, mein Lieber. Bisher bist du eben niemals dazu bereit gewesen, dir anzuhören, was ich dir zu sagen hatte.« Lady Bowden berührte sacht seinen Arm, und man konnte ihrem Gesicht ansehen, daß sie mit der neuen Einstellung ihres Gatten überaus zufrieden war.
    Bowden schluckte schwer. »Würdest du mir denn nach meinem Verhalten, das ich dir zeigte, noch erlauben, unter deinem Dach zu weilen, Anthony?«

    Sein Bruder erwiderte leise: »Du wärest hier stets willkommen gewesen, Marcus. Immer.« Er streckte ihm seine Hand hin.
    Bowden nahm sie erst vorsichtig in seine und drückte sie dann fest und innig.
    Kenneth dachte, daß es nun an der Zeit sei, die Brüder allein zu lassen, damit sie sich nach der langen Zeit der Trennung wieder aneinander gewöhnen konnten, und sagte deshalb zu Lavinia: »Ich werde Rebecca auf ihr Zimmer bringen. Sie braucht jetzt dringend Ruhe und Erholung.«
    Lavinia nickte zustimmend: »Ich werde Euch den Weg zu ihrem Zimmer zeigen.«
    Kenneth hob Rebecca wieder vorsichtig vom Sofa hoch. Sie war noch immer ohne Besinnung und legte mit einem kleinen Seufzer ihren Kopf an seine Schulter.
    Lord Bowden drehte sich zu ihr und studierte ihr blasses Gesicht. »Sie sieht Heien so ähnlich«, sagte er staunend.
    »Helens Aussehen und mein Talent.« Sir Anthony nahm die Decke vom Sofa und steckte sie um seine Tochter fest.
    »Aber was ihr Temperament betrifft, ist sie dir viel ähnlicher als Heien oder mir. Seltsam, wie die Dinge sich zuweilen fügen.«
    Bowden lächelte ein wenig schief. »Dafür ist mein jüngerer Sohn dir um so ähnlicher. Charmant, intelligent und unausstehlich. Aber ich versuche ihm mehr Verständnis entgegenzubringen, als Vater das bei dir getan hat.«
    Sir Anthony blickte nun zu Lavinia hinüber und sagte mit einem herausfordernden Ton in der Stimme: »Ich glaube, Lady Claxton kennst du bereits. Wir beide gedenken zu heiraten, wenn meine Trauerzeit vorüber ist.«
    Damit mutete er Lord Bowden wohl ein bißchen zu viel zu, dachte Kenneth bei sich, aber nicht dessen Frau.
    Denn Lady Bowden nahm nun Lavinias Hand und sagte im herzlichen Ton: »Wie wunderbar! Heien hat mir einmal anvertraut, sie hoffe, daß Ihr Anthony heiraten würdet, falls ihr einmal etwas zustoßen sollte, weil Ihr ihre beste Freundin wäret und die einzige Frau, von der sie wüßte, daß Anthony gut bei ihr aufgehoben
    sei.«
    Ihr Gatte sagte nun mit einer Art von entsetzter Faszination:
    »Du hast hinter meinem Rücken mit Heien verkehrt?«
    Seine Frau senkte kurz die Wimpern über ihre sanften blauen Augen. »Nun, ich würde eher sagen, daß sich unsere Pfade in London gelegentlich gekreuzt haben.«
    Bowden schüttelte den Kopf, gab sich dann einen Ruck und sagte im freundlichen Ton: »Dann darf ich Euch wohl zu Eurer Verlobung alles Gute wünschen, Lady Claxton.«
    »Vielen Dank, Lord Bowden«, erwiderte sie liebenswürdig.
    »Und keine Angst, ich bin nicht einmal halb so liederlich, wie Ihr vielleicht geglaubt habt.« Damit geleitete sie Kenneth aus dem Zimmer. Als er Rebecca die Treppe hinauftrug, war er so guten Mutes wie seit Wochen nicht mehr. Hier war soeben eine
    Entfremdung zwischen zwei Brüdern, die fast drei Jahrzehnte gedauert hatte, binnen weniger Minuten wieder geheilt worden. Vielleicht ließ das auch für ihn und Rebecca hoffen.
    Rebecca erwachte im Dunklen und mit einem pochenden Schädel. Als sie blinzelnd um sich blickte, erkannte sie, daß sie in ihrem Bett in einem Zimmer lag, das von einem kleinen Feuer und einer Lampe, die man mit einem Tuch abgeschirmt hatte, damit ihr das Licht nicht in die Augen stach, schwach erleuchtet wurde. Und von links her drangen die leisen, ihr überaus vertrauten kratzenden Geräusche einer’stählernen Zeichenfeder an ihr Ohr.
    Sie drehte den Kopf in diese Richtung und sah ein paar Fuß von ihrem Bett entfernt Kenneth in einem Polstersessel sitzen! Er hielt ein Zeichenbrett auf seinem Schoß und schien an einer Tuschezeichnung oder einem Aquarell zu arbeiten. Er sah müde aus, und seine zerklüfteten Züge schienen im trüben Licht der Lampe ein aus tiefen Furchen bestehendes Relief zu sein.
    Sie wollte zu ihm gehen und ihm die Schatten unter den Augen wegküssen. Sie begnügte sich jedoch damit zu schlucken, damit ihr Hals nicht mehr so trok-ken
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