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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft
Autoren: Mary Jo Putney
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gehorsam von seinem Stuhl erhob.
    »Jawohl, Sir.« Eines Tages würde er der Fünfte Viscount Kimball sein und die Verantwortung für alle auf seinem Besitz lebenden Tiere übernehmen müssen. Er mußte jeden Fußbreit Boden von Sutterton so genau kennen wie sein Vater. Nichts war wichtiger als das Land und die Leute, die es bewohnten. Nichts.
    Doch ehe er seinem Vater aus dem Zimmer folgte, warf er noch einen letzten bedauernden Blick auf die Zeichnung, die sich im Feuer zusammenringelte und dann zu Asche zerfiel.

Kapitel l
    Sutterton Hall, 1817
    “ie Situation war sogar noch schlimmer, als er befürchtet hatte.
    Mit einem Seufzer tiefster Erschöpfung schob Ken-neth Wilding das Kontobuch von sich weg. Er hatte gewußt, daß er mit ernsthaften finanziellen Problemen konfrontiert sein würde, wenn er den Besitz erbte. Doch er hatte geglaubt, es gäbe Hoffnung — daß jahrelange harte Arbeit und Entbehrungen ausreichen würden, um den Besitz zu erhalten. Wie sehr er sich da doch getäuscht hatte.
    Er erhob sich vom Schreibtisch und trat ans Fenster der Bibliothek, um auf die sanft gewellten Hügel von Sutterton hinauszustarren. Die Schönheit der Landschaft war wie ein Messer in seinem Herzen. Fünfzehn Jahre lang hatte er sich danach gesehnt, wieder nach Hause zu kommen. Er hatte nicht damit gerechnet, die einst so fruchtbaren Felder als von Unkraut überwuchertes Brachland vorzufinden. Und daß man alles Vieh verkauft hatte, damit ein alternder Mann und dessen herzlose, verschwenderische junge Frau ihren leichtfertigen Vergnügen nachgehen konnten.
    Während er sich bemühte, seinen Zorn zu beherrschen, hörte er hinter sich Schritte. Einen holprigen, vom Tappen eines Stocks begleiteten Gang. Er suchte, seinem Gesicht einen friedlichen Ausdruck zu geben, ehe er sich zu seiner Schwester Beth umdrehte. Sie war alles, was ihm geblieben war, und er hatte sie schon geliebt, als sie noch ein von Koliken geplagtes kleines Kind gewesen war. Aber er wußte nicht, wie er mit ihr reden sollte. Sie waren zu lange getrennt gewesen.
    Ihre dunklen Haare und grauen Augen waren den seinen sehr ähnlich, wenngleich ihr Antlitz von einer zarten Schönheit war und keineswegs vergleichbar mit seiner zerklüfteten, mit Narben bedeckten Visage. Sie ließ sich auf einen Stuhl nieder und verschränkte lok-ker die Hände über der Krücke ihrer Spazierstocks. Sie besaß eine innere Ruhe, die sie älter als ihre dreiund-zwanzig Jahre aussehen ließ. »Ich habe kein Wort mehr von dir gehört, seit du dich heute morgen von dem Anwalt verabschiedet hast. Soll ich dir etwas zu essen bringen lassen? Wir haben noch eine recht gute Fleischpastete in der Küche.«
    »Danke, aber die Lektüre der Kontobücher hat mir den Appetit verdorben.«
    Ihr Gesicht wurde ernst. »Wie schlimm ist es?«
    Er war versucht, sie mit einer beschwichtigenden Bemerkung abzuspeisen, doch er unterdrückte diesen Impuls. Die grimmige Wahrheit ließ sich nicht vertu-schen. Zudem war Beth trotz ihrer offenkundigen körperlichen Behinderung eine starke Persönlichkeit. Sie hatte schon als kleines Kind gelernt, sich mit dem ihr angeborenen verkrüppelten Fuß abzufinden, und hatte dann als junge Frau die giftigen Bemerkungen einer verwöhnten, extravaganten Stiefmutter überlebt.
    »Wir sind total ruiniert«, gab er ihr zur Antwort. »Da Vater alle Einkünfte und Rücklagen von Sutterton ver-praßt hat, als er mit der teuren Hermione in London lebte, sind die Hypotheken, die nun auf dem Besitz lasten, viel größer als dessen augenblicklicher Wert. Hermione hat den Familienschmuck. Und es gibt keine gesetzliche Möglichkeit, ihr diesen wieder wegzunehmen.
    Der Besitz wird verkauft werden müssen. Und es wird uns nichts davon bleiben; nicht einmal der für deine Mitgift bestimmte Teil des Vermögens. Die Gläubiger werden uns binnen weniger Wochen von Haus und Hof jagen.«
    Bethens Finger krampften sich um den Messinggriff ihrer Krücke. »Ich hatte das zwar befürchtet, jedoch gehofft, mich zu täuschen.« Sie versuchte zu lächeln.
    »Wenngleich mich der Verlust meiner Mitgift nicht schmerzt, da ich ohnehin dazu bestimmt bin, ledig zu bleiben.«
    »Unsinn! Wenn Vater und Hermione dich nicht so lange hier in Bedfordshire begraben hätten, wärst du längst verheiratet und hättest ein Baby auf den Knien.« Dann wünschte er, daß er das besser nicht gesagt hätte. Denn ihr Gesichtsausdruck verriet ihm, wie sehr sie sich nach dem sehnte, was sie vermutlich niemals haben
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