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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft
Autoren: Mary Jo Putney
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würde. Sie machte eine wegwerfende Handbewegung, als wären Ehe und eine eigene Familie ihr gleichgültig. »Es tut mir leid, Kenneth. Ich tat mein Bestes, um den Besitz zu verwalten, aber ich war eben nicht gut genug.« »Du warst nicht für Sutterton verantwortlich«, erwiderte er rauh. »Das war Vaters Aufgabe und ist jetzt meine. Wir beide sind es, die versagt und dich im Stich gelassen haben.«
    »Diesen Vorwurf darfst du dir nicht machen. Es war schließlich Papa, der eine Frau heiratete, die jung genug war, um seine Tochter sein zu können. Und es war Papa, der den Fleiß und die gute Haushaltsführung vieler Generationen dazu verwendete, Hermione das elegante Leben zu ermöglichen, nach dem sie verlangte.« Beth hielt abrupt inne, und Tränen schimmerten in ihren Augen. »Es ist fast eine Erleichterung für mich, zu wissen, daß nun das Ende gekommen ist. Aber ich … ich werde Sutterton vermissen.«
    Ihre Weigerung, ihn zu tadeln, verstärkte nur noch sein Schuldgefühl. »Ich hätte hierbleiben sollen, statt wegzulaufen und mich als Rekrut anheuern zu lassen.
    Wenn ich hiergeblieben wäre, hätte ich vielleicht das Schlimmste verhüten können.«
    »Das bezweifle ich. Wenn ich jemals einen Mann gesehen habe, der in eine Frau vernarrt war, dann Papa. Nur Hermiones Wünsche zählten noch für ihn«, erklärte Beth trocken. »Du wärst hier verrückt geworden. Glaubst du etwa, ich hätte diese schrecklichen Streitereien vergessen, die du mit Vater hattest, bevor du von hier weggegangen bist?«
    Ihre Worte riefen ihm nun wieder die Erinnerung an jene grauenhaften letzten Tage auf Sutterton ins Gedächtnis zurück. Beth hatte recht. Er hätte damals unmöglich noch länger hierbleiben können. In dem Verlangen, das alles wieder zu vergessen, sagte er im beruhigenden Ton: »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, daß wir verhungern müßten. Ich habe noch etwas Geld von dem Verkauf meines Offizierspatents. Das wird uns über Wasser halten, bis ich eine passende Stellung gefunden habe. Wir werden davon sogar recht behaglich leben können.« Sein Blick wanderte wieder zu den Hügeln hinüber. Er schluckte schwer und hoffte, daß sie ihm den Schmerz nicht ansehen würde, als er fortfuhr: »Ich werde einen Spaziergang machen. Heute abend, nach dem Dinner, können wir dann Pläne für die Zukunft machen. Ich denke, daß man dir erlauben wird, deine persönlichen Sachen zu behalten.«
    »Wir werden bestimmt gut zurechtkommen.« Sie erhob sich langsam von ihrem Stuhl. »Wenn ich auch als Verwalterin nicht viel tauge, bin ich doch eine recht gute Haushälterin. Du wirst schon sehen.«
    Mit einem zustimmenden Nicken flüchtete er aus dem Raum und war froh, sich nun in der frostigen Februarluft bewegen zu können. Er hatte die letzten vierund-zwanzig Stunden, seit er in sein Vaterhaus zurückgekehrt war, damit verbracht, in der Bibliothek die Kontenbücher zu studieren und sich vom Familienanwalt die vernichtenden Neuigkeiten anzuhören. Auch hatte er den unverschämten und unfähigen Gutsverwalter gefeuert, den Kenneths Vater eingestellt hatte, als er sein Interesse an Sutterton verlor.
    Vielleicht war der letzte Vicomte von Hermione verhext gewesen. Jedenfalls schien er sich nach seiner zweiten Heirat in einen ganz anderen Mann verwandelt zu haben.
    Als Junge hatte Kenneth seinen Vater zu gleichen Teilen geliebt, gefürchtet und respektiert. Nun empfand er nur noch Haß und Verachtung für ihn.
    Als er mit langen Schritten den Fuhrweg hinunterlief, der schon alt gewesen war, als Heinrich VIII. auf dem Thron saß, begann er sich zu entspannen. Jeder Hügel, jeder Ausblick, war ihm so vertraut wie seine eigenen Hände und gleichzeitig doch wieder neu, da inzwischen fünfzehn Jahre verstrichen waren. Fünfzehn
    lange Jahre.
    Manche würden die Winterlandschaft für düster ge-haltenhaben; doch Kenneth liebte die verhaltenen Farbtöne. Da gab es unzählige Grautöne in den Bäumen, und die sich ständig verändernden Wolken schienen wie lebendige Wesen am Himmel hinzujagen. Bald würden die ersten Frühlingsknospen sich entfalten und alles mit einem frischen, lebhaften Grün überziehen. Er hielt am Bach an und beobachtete, wie das kristallklare Wasser über Pflanzen und glänzende Steine hinstrudelte. Sein Heim und Zuhause - zumindest für die nächsten beiden Monate.
    Er ließ einen flachen Stein über die Oberfläche des Bachs hintanzen und setzte dann seine Wanderung fort. Zwar konnte er seine Schwester und sich vor
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