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Verhängnisvolles Spiel

Verhängnisvolles Spiel

Titel: Verhängnisvolles Spiel
Autoren: Beverly Barton
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PROLOG
    I ch schwöre, dass ich dich finde
.
    Lausanne Raney fuhr mit der Spitze ihres Zeigefingers über das verschwommene Foto, behutsam, beinah ehrfürchtig. Vor zehn Jahren hatte sie dieses Bild durch das Fenster aufgenommen, das die Säuglingsstation von der Außenwelt abschirmte. Eine dünne Barriere zwischen ihr und ihrer neugeborenen Tochter.
    Du musst wissen, dass ich glaubte, das Beste für dich zu tun. Ich war siebzehn, es gab niemanden, der sich dafür interessierte, ob ich lebendig oder tot war, und ich hatte keinen einzigen Cent in der Tasche
.
    Wenn sie noch einmal in diese Situation käme, würde sie dann wieder ihr Baby zur Adoption freigeben? Lausanne presste den Schnappschuss gegen ihre Brust und biss sich auf die Unterlippe. Sie weinte nicht mehr. Sie hatte seit Jahren nicht mehr geweint. Tränen waren nutzlos. Selbstmitleid hatte keinen Zweck.
    Ja. Die Antwort war ja. Unter denselben Umständen würde sie ihr Kind wieder weggeben.
    Damals hatte sie gewusst – und sie wusste es auch heute noch –, dass ihr Kind nur eine Chance hatte, wenn es von einem kinderlosen, fürsorglichen Ehepaar adoptiert wurde.
    Na klar, sieh dir doch mal an, was ich mit meinem Leben gemacht habe. Ich hätte als Mutter total versagt. Und das konnte ich dir nicht antun, mein süßes Baby.
    Lausanne legte das Foto zurück in die kleine Schachtel, in der außerdem nur noch zwei Gegenstände lagen. Ein winziges Goldkreuz an einer Kette von ihrer Mutter und das Zeugnis ihres Schulabschlusses, den sie während ihrer fünfjährigen Haftstrafe nachgeholt hatte.
    Doch das alles war Vergangenheit. Jetzt war die Gegenwart. Sie hatte ihre Zeit abgesessen, ihre Schuld der Gesellschaft gegenüber gesühnt. Und so wahr mir Gott helfe, ich habe meine Lektion gelernt, dachte sie. Sie konnte keiner Menschenseele vertrauen, durfte sich nur auf sich selbst verlassen und vor allem nicht riskieren, sich noch einmal zu verlieben. Was Männer betraf, hatte sie nun wirklich keine Erfolgsgeschichte vorzuweisen. Ihre erste große Liebe hatte sie schwanger sitzen lassen. Aber das war nichts gewesen gegen Liebe Nummer zwei. Dieser Mann hatte einen kleinen Lebensmittelladen ausgeraubt, während sie im Auto wartete, nicht ahnend, was er gerade tat. Doch im Auge des Gesetzes war sie seine Komplizin gewesen.
    Lausanne schloss die Schachtel, dann durchquerte sie das Schlafzimmer ihrer Zweizwimmerwohnung in Chattanooga, stellte sich auf die Zehenspitzen und schob die Schachtel auf das oberste Regal ihres kleinen Kleiderschranks.
    Sie würde nicht ihr Leben lang in so einem Drecksloch wohnen. Eines Tages hätte sie eine hübsche Wohnung, ein neues Auto und schöne Kleider. Eines Tages. Nachdem sie herausgefunden hatte, wo ihr kleines Mädchen war. Im Gefängnis hatte sie sich zwei Dinge geschworen. Erstens: Sobald sie auf freiem Fuß war, würde sie hart arbeiten, um ein gutes Leben für sich aufzubauen. Zweitens: Sie würde herausfinden, wo ihre Tochter war, um sicherzustellen, dass sie glücklich war und eine gute Familie gefunden hatte.
    Lausanne betrachtete sich in dem zersprungenen großen Spiegel an der Schranktür. Ihr komplettes Outfit hatte sie insgesamt sechzig Mäuse gekostet, doch ihrer Meinung nach sah es teurer aus. Sie hatte ein Händchen dafür, die Modetrends in Hochglanzmagazinen zu kopieren, ohne viel Geld dafür auszugeben.
    Heute begann Schritt eins ihres Plans. Heute war ihr erster Arbeitstag als Rezeptionistin bei
Bedell, Inc.
Für sie gab es künftig keine Jobs als Kellnerin mehr. Und sie wollte so wie in den letzten sechs Monaten schon einen Teil ihres Einkommens aufs Sparbuch legen, um irgendwann eine Detektei mit der Suche nach ihrer Tochter beauftragen zu können.

1. KAPITEL
    S awyer McNamara, der Geschäftsführer der
Dundee Private Security and Investigation Agency
reichte den drei Agenten am Konferenztisch mehrere Aktenordner. Nachdem er seinen Platz am Kopfende eingenommen hatte, betrachtete er einen Mitarbeiter nach dem anderen. Sein Blick verweilte auf Lucie Evans. Sie sah auf.
    “Was ist?” Ihr Ton war streitlustig.
    Sawyer zuckte die Schultern. “Sind Sie mit dem falschen Fuß aufgestanden, Evans?”
    Lucie runzelte die Stirn, dann knurrte sie etwas Unverständliches.
    Nichts Neues also, dachte Dom Shea. Jede Unterhaltung zwischen Sawyer und Lucie begann und endete als Kampfansage. Die beiden passten zusammen wie Öl und Wasser. Und die gesamte Belegschaft konnte nicht begreifen, warum Lucie überhaupt noch
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