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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft
Autoren: Mary Jo Putney
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an seiner Brust, von einem unkontrollierbaren Schüttelkrampf erfaßt und nach Luft ringend - ihrem Schmerz genauso hilflos ausgeliefert wie Frazier, als er sie zum Rand der Steilwand geschleppt hatte, um sie dort dem Tod aus-zuliefern.
    Aber in jenem Moment war sie ruhig und gefaßt gewesen und jenseits aller Angst. Doch jetzt durchlebte sie wieder jedes Leid, das sie in ihrem Leben erfahren hatte. Sie war wieder ein kleines Mädchen, das sich schweigend nach Aufmerksamkeit sehnte, und dann ein älteres, von den Treulosigkeiten ihrer Eltern verwirrtes Kind. Sie durchlitt erneut das Elend einer aus der Gesellschaft Verbannten, und diesen düsteren Glauben, daß sie für ihre Eltern unbedeutend war im Vergleich zu dem hohen Drama ihres eigenen Lebens.
    Am meisten von allem jedoch spürte sie die Einsamkeit und diese bedrückende Gewißheit, daß sie niemals geliebt werden würde. Daß sie der Liebe nicht würdig sei.
    Aber sie war ja gar nicht allein. Kenneths Arme umfingen sie und beschützten sie davor, auseinanderzu-brechen, wie sie das befürchtet hatte. Sie spürte den festen Schlag seines Herzens unter ihrer Wange. Und obwohl ihre Beziehung unter Vortäuschung falscher Tatsachen begonnen hatte, war sein Verhalten ihr gegenüber doch immer tapfer, gütig und ehrenhaft gewesen. Liebevoll eben. Selbst der schrecklichste Verlust ihres Lebens wurde nun von der Wärme und dem Verständnis, die sie nur bei ihm gefunden hatte, aufgefangen.
    Als sie sich zitternd an ihn klammerte, wurde ihr langsam das Ausmaß bewußt, in dem ihr Kummer all ihre anderen Emotionen gelähmt hatte. Jetzt, wo sie ihrem Kummer freien Lauf ließ, spürte sie, daß auch andere Gefühle wie vom Eis befreite Flüsse in ihr zu strömen begannen. Sie hatte bisher ihre eigene Fähigkeit zu lieben nicht gekannt, die so groß war, daß jede Fiber ihres Körpers unter der Macht ihrer Gefühle für Kenneth vibrierte.
    Und dank seiner Liebe vermochte sie nun auch die Liebe anderer zu erkennen. Hatte ihr Vater nicht erst vor wenigen Stunden sein Leben angeboten, um ihres zu retten? Und auch ihre Mutter hatte sie geliebt. Nicht immer auf eine vollkommene Weise; aber nach dem besten Vermögen ihres so stürmischen und oft auch so depressiven Charakters.
    Da stand ihr wieder ein Bild so lebhaft vor Augen, das sie bisher für ein Traümgesicht gehalten hatte. »Meine Mutter war heute dort, Kenneth«, flüsterte sie mit rauher Stimme.
    »Ich sah sie, als ich ohne Bewußtsein war. Ich glaube, sie war ganz Licht wie ein Engel, und versuchte mein Leben zu retten. Wäre das möglich?«
    »In Momenten, in denen wir zwischen Leben und Tod schweben, kann der Schleier zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt dünn werden, Rebecca.« Er streichelte ihren Rücken mit einer unendlichen Zärtlichkeit.
    »Frazier ließ dich fallen, als meine Kugel ihn traf, und das Gefalle war an dieser Stelle schon so stark, daß du auf den Rand der Steilwand zugerutscht bist. Es gelang mir zwar, dich noch rechtzeitig festzuhalten, aber die Böschung war, wie ich eben sagte, dort schon so steil, daß es mir unmöglich war, wieder sicheren Boden zu erreichen.
    Also lagen wir dort an den Hang gepreßt und drohten beide im nächsten Moment in die Tiefe zu stürzen, als eine heftige Bö uns erfaßte, die es mir irgendwie erlaubte, mich so lang zu machen, daß ich mich an einem Stein einhalten und uns beide wieder auf ebenen Boden hin-aufziehen konnte. Eine so starke Bö genau im richtigen Augenblick ist mir nicht ganz natürlich vorgekommen. Und ich schwöre dir, daß sie in diesem Moment die Entscheidung brachte über Leben und Tod. Vielleicht ist es tatsächlich deine Mutter gewesen, die uns in diesem Augenblick ihre Kraft lieh, damit wir uns retten konnten.«
    Ein Saatkorn der Wärme keimte nun in ihrem Herzen und entwickelte sich rasch zu einem Frieden, der sich über ihren ganzen Körper ausbreitete. Das war also der Glaube, stellte sie mit einer stillen Verwunderung fest. Liebe, Frieden und Unsterblichkeit gab es wirklich, und diese Erkenntnis verdankte sie einem Korsaren.
    Sie hob das Gesicht zu ihm empor. »Ich liebe dich, Kenneth«, sagte sie mit heiserer, bewegter Stimme. »Daß du mich nie mehr verläßt!«
    Ein langsames, intimes Lächeln erhellte nun sein Gesicht.
    »Ich kann dir zwar nicht versprechen, daß ich nicht sterben werde. Aber ich werde immer bei dir sein, Rebecca, mit meiner Seele und meinem Körper. Das schwöre ich dir.« Er neigte den Kopf zu ihr hinunter
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