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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde
Autoren: Anna Campbell
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Glauben geschenkt hatten, schien eher verdächtig als beruhigend zu sein.
    Mit zittrigen Beinen ging sie zurück zu Khan, der sanft in ihr Ohr wieherte. »Ich darf mich Ihnen und Ihrer Gutmütigkeit nicht aufdrängen. Ich werde mich alleine auf den Weg zu meiner Tante machen.«
    »Kein Ehrenmann würde einen solchen Plan gutheißen, Miss Watson.« Gideon hörte sich unnachgiebig an.
    So konnte sie auch klingen. »Trotzdem werde ich gehen.«
    Gideon lächelte kurz zu seinem Begleiter hinüber. Einen kurzen Moment lang erstrahlte sein Gesicht vor Vergnügen. Seine dunklen Augen funkelten, kleine Falten bildeten sich auf seinen Wangen und um die Augen, und gerade, weiße Zähne blitzten auf.
    Charis’ Herz hörte mit einem Ruck auf zu schlagen, um dann unberechenbar zu rasen. Trotz der Angst, der Schmerzen und des Misstrauens sehnte sie sich törichterweise nach nichts anderem, als ihn wieder lächeln zu sehen.
    Sie anlächeln zu sehen .
    »Ich glaube, Akash, du hast dem jungen Ding Angst eingejagt.«
    Sie überging Akashs leises Lachen und schaute Gideon mit finsterem Blick an. »Ich muss doch sehr bitten, Sir. Ich bin kein junges Ding.«
    »Würden Sie sich besser fühlen, wenn ich Ihnen das hier gäbe?«
    Sie schaute nach unten und sah, dass er ihr eine kleine Duellpistole reichte. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass er in seine Jacke gegriffen hatte. Die Müdigkeit machte sie benommen. Die Müdigkeit und die Auswirkungen brutaler Schläge.
    Und das sorglose Lächeln eines Mannes, was zuzugeben am schlimmsten war.
    Sie starrte auf die Waffe, als würde sie nicht erkennen, worum es sich dabei handelte. Der Raum versank in Wellen der Dunkelheit. Das Rauschen in ihren Ohren schwoll an, bis es alle anderen Geräusche übertönte.
    »Akash!«
    Gideons Schrei klang weit entfernt, und während die Welt anfing sich zu drehen, fingen starke Arme sie auf.
    Doch sie lag nicht in den starken Armen, die sie sich wünschte. Selbst durch ihre Beinahe-Ohnmacht erkannte sie diese betrübliche und beschämende Tatsache.

    Gideon starrte das halb bewusstlose Mädchen an, das Akash in seinen Armen hielt. Sie war ein Bündel aus schlanken Armen und Beinen und aufgebauschten, blauen Röcken. Ihr leuchtendes, bronzefarbenes Haar ergoss sich wie ein Wasserfall über Akashs schwarzen Ärmel. Der Saum ihrer Röcke war zerrissen und nass, und ihre blassblauen Halbstiefel waren völlig verdreckt.
    Er ballte seine herunterhängenden Hände zu Fäusten. Zorn stieg in ihm hoch. Wer zum Teufel hatte sie so misshandelt? Gewalt war ihm auch schon vor dem vergangenen Jahr ein Gräuel gewesen. Und nun hatte irgendein Dreckskerl dieses Mädchen fast totgeschlagen.
    Gideon kannte sich zu gut mit Gewalt aus, um nicht sofort zu erkennen, dass sie schwer verletzt war. Verflucht, er wollte, dass ein Arzt nach ihr sah.
    Aber das junge Ding war so verängstigt. Er wusste ebenfalls, wie Angst und Verzweiflung aussahen, die er trotz ihres zerschundenen Gesichtes unmissverständlich in den wunderschönen, haselnussbraunen Augen des Mädchens las. Wenn er sie zu sehr bedrängte, würde sie Reißaus nehmen und Gott weiß auf welche Gefahren treffen.
    Was zur Hölle war ihr zugestoßen? Er hatte sofort ihre armseligen Lügen durchschaut. Er könnte darauf wetten, dass es keine Wegelagerer gewesen waren, die sie überfallen hatten, doch verdammt noch mal, jemand hatte es getan.
    Sinnlose Wut, die er bestens kannte, stieg in ihm hoch und hinterließ einen üblen, bitteren Geschmack in seinem Mund. Er trat zurück und atmete schwer durch die Nase, als kämpfte er um seine Beherrschung. Er musste ruhig blieben, anderenfalls würde er sie zu sehr ängstigen.
    Das Mädchen rührte sich in Akashs festem Griff, und ihre blasse Hand umklammerte seinen Mantel. Gideons Aufmerksamkeit wurde auf einen wertvollen, wenn auch altmodischen Perlenring gelenkt, der an einem ihrer schlanken Finger steckte. Ihm war auch nicht das hübsche goldene Medaillon entgangen, das unter ihrem zerrissenen Oberteil hervorlugte. Wer immer sie auch war und in welcher akuten Not sie sich befand, sie musste aus einer wohlhabenden Familie stammen.
    Ihre belegte Stimme war voller Kummer. »Bitte … bitte lassen Sie mich los. Ich kann gehen. Wirklich.«
    Gideons Zorn verrauchte und wurde durch allergrößtes Mitgefühl ersetzt. Seine Wut würde ihr keine Hilfe sein. Sie war klein, wehrlos und herzzerreißend tapfer. Und jung. Es war vollkommen unmöglich, bei all den Prellungen und Blutergüssen ihr
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