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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde
Autoren: Anna Campbell
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genaues Alter zu bestimmen, doch ging er davon aus, dass sie kaum älter als Anfang zwanzig war.
    Außer ihrem Mut kam auch noch Stolz hinzu, der Gideons Herz rührte. O ja, er verstand, wie sie sich fühlte. Wahrscheinlich war ihr außer ihrem Stolz nichts geblieben.
    Ihr Stolz und zwei Fremde, die sie in Sicherheit bringen würden, egal ob sie ihnen vertraute oder nicht.
    Er konnte sie nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Zu schmerzlich war seine Erinnerung daran, wie es war, sich ohne die geringste Hoffnung auf Sieg gegen mächtige Feinde zur Wehr zu setzen.
    »Mylord, gibt es ein Problem mit dem Gaul?«
    Mit einem Anflug von Verärgerung drehte sich Gideon zur Tür. Akash war in den Stall gekommen, um nach ihm zu sehen, obwohl er das, darauf angesprochen, nie zugeben würde. Nun stand Tulliver in der Tür, um sich wie ein ruppiges, grauhaariges Kindermädchen nach dem Befinden seines Schützlings zu erkundigen.
    Die Sehnsucht nach Freiheit erfüllte ihn wie eine tosende Welle. Was würde er nicht alles geben, um nur für einen kurzen Moment einmal allein und unbeobachtet zu sein. Frische Luft in seinem Gesicht. Ein gutes Pferd. Und nichts als weites, offenes Land.
    Und im Umkreis von hundert Meilen keine Menschenseele.
    »Sir Gideon?«
    Der kühne, herrliche Traum verblasste. Dabei konnte er seinen Freunden nicht einmal einen Vorwurf machen. Sie waren zuverlässige Männer, beide. Er war so lange allein gewesen, dass ihre treue Ergebenheit ihm immer noch außergewöhnlich erschien.
    Sie hatten inzwischen bestimmt erkannt, dass er diese Ehre überhaupt nicht verdiente.
    »Wir brechen auf, Tulliver«, sagte er zu dem stämmigen ehemaligen Soldaten, den er nach dessen unermüdlichen Dienst auf dem Schiff von Indien als seinen Diener eingestellt hatte. »Wir brauchen eine Kutsche und Proviant für die Reise. Und einen Fahrer, denke ich.«
    »Das ist nicht notwendig, Mylord. Ich kann mit einem Gespann umgehen.«
    Gideon hatte im Laufe der Zeit herausgefunden, dass Tulliver mit so ziemlich allem umgehen konnte, angefangen bei einem außer Rand und Band geratenen Mannsbild bis hin zu einer verwöhnten Herzogin. Die Ostindien-Kompanie hatte mit seinem Ausscheiden einen wahren Schatz verloren.
    Tullivers Augen zuckten zwar gelassen beim Anblick der Frau in Akashs Armen, doch stellte er keine Fragen. Das tat er nie. Und dennoch schaffte er es, über alles Bescheid zu wissen. Er verbeugte sich und begab sich wieder nach draußen.
    »Bitte, Sir«, sagte das Mädchen mit zittriger Stimme.
    Schweigend setzte Akash sie ab. Sie taumelte, und Gideon streckte die Hand nach ihr aus, besann sich dann aber und zog sie wieder zurück. Das Mädchen hob das Kinn und fixierte ihn, als hätte er eine unanständige Bemerkung auf einem Debütantinnenball gemacht.
    Wieder berührte ihr Stolz etwas tief in seinem Innern. Etwas, das so rein und frisch war, so zart und grün wie ein junger Trieb nach der ersten Schneeschmelze. Er war erstaunt, dass er nach all seinen Erlebnissen überhaupt noch zu einem solch unverdorbenen Gefühl fähig war.
    »Ich bereite Ihnen Unannehmlichkeiten.« Während sie einen Schritt von Akash weg machte, richtete sich ihre Aufmerksamkeit immer noch auf Gideon. Ungelenk hielt sie ihren Arm vor sich. »Obwohl ich Ihnen durchaus dankbar bin, kann ich nicht zulassen, dass Sie meinetwegen Unannehmlichkeiten haben.«
    Sie sprach wie eine verdammte achtzigjährige Herzogin. Dazu noch wie eine verflixt überhebliche. Trotz der ernsten Situation spürte Gideon, wie seine Mundwinkel zuckten.
    Was ihr natürlich nicht entging. »Sie machen sich über mich lustig.«
    Er stritt es nicht ab. Stattdessen wurde sein Ton schärfer. »Miss Watson, Sie brauchen unsere Hilfe. Ich kann Sie nicht wie ein Paket zusammenschnüren und dazu zwingen, mit uns in der Kutsche mitzufahren.«
    Eine glatte Lüge. Das könnte er wohl. Und würde es auch tun, falls er müsste.
    »Sollten Sie es dennoch versuchen, schreie ich«, erwiderte sie trotzig, während ihre Schultern unter der Last des Mantels nach unten sackten. Und unter der Last ihrer Verzweiflung und ihrer Angst, vermutete er.
    Warum war er so wild entschlossen, dieses kratzbürstige, verwahrloste Ding zu retten? Zitternd vor Schmerzen, Angst und Müdigkeit stand sie vor ihm. Ihr dunkelbronzenes Haar hing wirr um ihr Gesicht. Ihr Kleid war zerrissen und fleckig. Die Prellungen ließen von ihrer Schönheit nichts erkennen.
    Er verkniff sich ein bissiges Lachen.
    Selbst wenn sie eine
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