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Ferien mit Oma

Ferien mit Oma

Titel: Ferien mit Oma
Autoren: Ilse Kleberger
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vom Bock gesprungen und hingen ihr am Hals. Mutter roch wunderbar nach Kuchenbacken. Sie lachte über das ganze Gesicht und drückte sie immer wieder an sich. Nun bekamen auch der Vater und Ingeborg ihre Umarmungen und Küsse. Doch wie staunten die Kinder, als sie den kleinen Jungen betrachteten, der vorhin aus dem Haus gelaufen war. Es war das Baby, aber er war gar kein Baby mehr. Er trug winzige Lederhosen, hatte einen jungenhaften Haarschnitt und sagte: „Ich bin der Rolf.“ Dann faßte er Brigitte und Peter rechts und links an der Hand und führte sie vor die Haustür. „Da“, sagte er stolz und zeigte auf die Tür, die mit einer grünen Girlande umkränzt war. Heiner und Mario schirrten das Pferd ab und brachten es in den Stall. Nachdem sich die Reisenden gewaschen hatten, fanden sich alle in der Stube zusammen, wo der Tisch festlich gedeckt war. Sie tranken Kaffee und aßen Mutters köstlichen Käsekuchen, den keiner so gut backen konnte wie sie. Und nun gab es ein großes Erzählen. Mutter und Vater hatten sich gut erholt. Auch Heiner war vergnügt und braun von der Radfahrt mit seinem Freund zurückgekommen. Ingeborg hatte ihre Semesterarbeit fertiggestellt und nebenbei aus dem Baby einen kleinen Jungen gemacht. Alle waren mit ihren Ferien zufrieden, aber niemand hatte soviel erlebt wie Peter, Jan, Brigitte und Oma.
    „Was hat dir denn auf der Reise am besten gefallen, Peter?“ fragte die Mutter. Er dachte eine Weile nach, dann schmiegte er sich an sie und sagte: „Das Nachhausekommen.“
    Oma hatte etwas Schwierigkeiten mit dem Kaffeetrinken. Der Kater Fridolin hatte sich auf ihrem Schoß niedergelassen und wollte sich nicht mehr von ihr trennen. Mario saß bescheiden an einer Ecke des Tisches und grinste freundlich.
    „Wie geht’s dem Bein?“ fragte ihn Oma.
    „Gut. Vor zwei Tagen hat man mich aus dem Krankenhaus entlassen, und der Herr Lehrer“ — Mario machte eine kleine Verbeugung vor Vater - „hat die Güte gehabt, mir das Fremdenzimmer anzubieten. Von jetzt an kann ich aber im Wagen schlafen. Überhaupt sollte ich jetzt vielleicht weiterfahren.“
    „Nein“, riefen die Kinder. „Bleiben Sie noch ein bißchen. Sie müssen uns noch was vorzaubern, und wir haben Ihnen auch so viel zu erzählen — vom Zirkus und von Marietta.“
    „Ja, die Marietta“, strahlte der Zauberer und holte einen zerknitterten Brief aus der Hosentasche. „Als ich den Brief von der Frau Omama bekam, ging’s mir gleich viel besser. Ich habe Marietta sofort geschrieben.“
    „Es ist besser, wenn sich Max erst einmal von der Reise etwas ausruht, bevor Sie weiterfahren“, meinte Oma.
    Nach zwei Tagen holte Jan seine entwickelten Fotografien aus der Drogerie. Er brachte sie stolz nach Hause, und man riß sie sich gegenseitig aus der Hand. Manche Bilder waren ein bißchen verwackelt, und auf einem sah man nur Beine. Jan und Brigitte stritten sich heftig, ob es Jans oder Peters Beine waren.
    Mutter betrachtete ein winziges Figürchen, das auf einer großen Wiese stand. „Wer ist das?“
    Oma nahm die Brille und besah das Bild ebenfalls nachdenklich.
    Dann leuchteten ihre Augen auf. „Das ist einer von Meister Pfeifers Gartenzwergen.“
    Jan sah ihr über die Schulter. „Stimmt ja gar nicht“, rief er. „Das bist du doch.“
    „Ich?“ fragte Oma erstaunt. „So klein?“
    „Na ja, ich stand wohl ein bißchen weit weg.“
    Peter gefiel ein Foto besonders, auf dem er auf einem Hügel saß. Seine Füße, die nach vorn in das Bild ragten, sahen riesig aus, viel größer als der ganze übrige Peter. „Richtige Siebenmeilenstiefel“, sagte er stolz.
    Am besten war die Fotografie geworden, auf der Marietta ihre Kinder im Arm hielt. Mario wollte sie gar nicht mehr aus der Hand geben und betrachtete sie immer wieder. „Sie ist ebenso hübsch wie früher, fast noch hübscher“, sagte er. „Und die Kinder — die sind einfach wunderschön, nicht wahr? Findet ihr nicht, daß der Junge mir sehr ähnlich sieht?“ Da man von den Zwillingen nur zwei aufgerissene, brüllende Münder und vier zusammengekniffene Augen sah, konnten die Pieselangs es nicht so recht beurteilen. Aber um ihn nicht zu kränken, stimmten sie bei.
    „Ich laß Ihnen von dem Bild einen Abzug machen, damit Sie es immer bei sich tragen können, als Erinnerung an Marietta“, sagte Jan.
    „Schönen Dank, das wäre fein“, sagte Mario. „Aber eine Erinnerung brauche ich nicht mehr.“ Er grinste so sehr, daß sein Mund fast von einem Ohr zum
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