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Ferien mit Oma

Ferien mit Oma

Titel: Ferien mit Oma
Autoren: Ilse Kleberger
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den Garten.
    „Oma“, schrie Peter, riß sich von dem alten Mann los und versteckte sich hinter ihrem Rücken.
    Ehe Oma etwas sagen konnte, grollte der Alte: „Kommen Sie mit und sehen Sie sich an, was Ihre Lümmel angestellt haben!“ Er ging ums Haus herum. Oma folgte ihm mit dem schluchzenden Peter an der Hand; Jan und Brigitte zockelten kleinlaut hinterdrein. Der alte Mann blieb stehen und zeigte anklagend auf die verunzierten Puppenköpfe. Als Brigitte hinter Oma hervorlugte und die bärtige Puppe sah, mußte sie kichern. Aber Oma blieb ernst. „Da“, sagte der alte Mann, „sehen Sie sich die Schandtat an! Heute abend muß ich die Puppenköpfe in der Spielzeugfabrik abliefern, diese hier und noch mehr. Ich hätte es so schon kaum geschafft, weil meine Frau plötzlich krank geworden ist und ins Krankenhaus mußte. Nun schaff’ ich es bestimmt nicht. Und wenn ich der Spielzeugfabrik nicht pünktlich liefere, werden sie sich einen anderen Maler nehmen.“ Er sah gar nicht mehr zornig aus, sondern verzweifelt. „Verstehen Sie nun, warum ich so wütend war?“
    Oma nickte. Sie stellte den Korb mit den Pilzen hin, griff hinter sich und zog mit der linken Hand Jan und mit der rechten Peter zu sich heran, und sie packte fast so eisern zu wie der alte Mann. „Ihr seid wirklich Schädlinge“, sagte sie. „Aber wir werden den Schaden wieder gutmachen.“

    „Wie wollen Sie das tun?“ fragte der Alte. „Wenn Sie mir den Schaden auch bezahlen, so werde ich doch meine Stellung verlieren.“
    „Wir werden Ihnen bei der Arbeit helfen“, erklärte Oma. „Ich bin ganz geschickt im Malen und werde die Puppenköpfe in Ordnung bringen, und die Kinder können sicher auch etwas tun.“
    Der alte Mann betrachtete sie nachdenklich. „Na ja, vielleicht können Sie wirklich was tun.“ Er nahm das Brett mit den Köpfen und ging ins Haus. Sie folgten ihm und kamen in einen Raum mit einem großen Tisch in der Mitte. Darauf standen zwischen einem Durcheinander von halbfertigem Spielzeug Farbtöpfe und Pinsel. Wenn die Kinder nicht so bedrückt gewesen wären, hätten sie lauf aufgejubelt. Da waren Wetterhäuschen, deren Dächer bemalt werden mußten, Kuckuckspfeifen, deren Kuckucke auf ihr graues Gefieder warteten, zahllose Puppenköpfe, noch blaß, ohne Augen und Mund, kleine Rehe, die noch kein braunes Fell hatten, und ein ganzes Regiment von Gartenzwergen ohne bunte Mützen und Bärte. Mit einer hilflosen Bewegung zeigte der Meister darauf hin.
    „Wie soll ich das alles bis heute abend schaffen?“
    Oma überblickte den Tisch wie ein Feldherr. „Nun“, sagte sie, „ich sehe, daß wir Ihnen helfen können. Jan kann den Wetterhäuschen die Dächer anmalen und Peter den Gartenzwergen die Bärte, weil er das ja schon draußen geübt hat. Brigitte malt besonders gut, der können Sie schon etwas Schwierigeres anvertrauen.“
    Der Meister sah ungewiß aus. „Werden die Kinder nicht noch mehr Unfug anstellen?“
    „Im Gegenteil, sie werden sich große Mühe geben.“ Oma wandte sich an Jan und Peter. „Bevor ihr anfangt, entschuldigt euch aber noch bei dem Herrn.“ Peter war gleich dazu bereit. Er stellte sich vor den alten Mann, machte eine Verbeugung und sagte: „Entschuldigung, ich will es nie wieder tun.“
    Jan dagegen wandte sich ab, machte seinen Nacken steif und preßte die Lippen zusammen. Helfen wollte er gern, aber entschuldigen konnte er sich nicht. Der alte Mann hatte sie „Lümmel“ genannt. Das waren sie doch wirklich nicht. Sie hatten nur einen Scherz machen wollen und es nicht böse gemeint. Brigitte redete ihm flüsternd zu, aber er schüttelte eigensinnig den Kopf.
    „An die Arbeit!“ rief Oma, ohne sich weiter um ihn zu kümmern. Sie selbst ging noch einmal fort, um Max und den Wagen zu holen. Als sie zurückkam, saßen die anderen friedlich um den Tisch und pinselten, Jan möglichst weit entfernt von Meister Pfeifer. Er sah mißmutig und verstockt aus, trug aber .sorgfältig die rote Farbe auf die Dächer der Wetterhäuschen auf. Peter mißlangen anfangs ein paar Gartenzwergbärte. Der Meister zeigte ihm, wo er den Zwerg anfassen mußte, um nichts zu verschmieren, und daß er die Farbe nicht zu dick auftragen durfte, damit sie nicht herablief. Peter mußte dazu dicht an den Meister heranrutschen, und er blieb da gleich sitzen, weil der alte Mann ihm geduldig half. Schließlich sagte er: „Nun kannst du’s allein, du hast es wirklich schnell gelernt!“
    Wenn Peter jetzt ein besonders schöner
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