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Ferien mit Oma

Ferien mit Oma

Titel: Ferien mit Oma
Autoren: Ilse Kleberger
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seiner Abendmahlzeit tauchte.

    Als Jan die zweite Zigarette geraucht hatte, schob er die Packung in die Tasche.
    Sofort fielen die Mücken wieder über sie her.
    „Rauch weiter!“ rief Peter.
    Jan sah Oma fragend an.
    „Ja, rauch weiter“, sagte sie.
    Jan fand wieder einmal, daß er die beste Oma von der Welt hatte. Sie verstand, daß er nun bald ein Mann war und daß es ihm zustand zu rauchen. Die dritte Zigarette schmeckte ihm allerdings nicht mehr so gut.
    Es war gemütlich in der Bucht. Sie saßen im weichen Sand, plauderten von der Reise, überlegten, wie man sie wohl zu Hause empfangen würde, und blickten auf den Wald und den See. Oma, Peter und Brigitte knabberten die köstlichen Kekse, die Oma gestern zwischen der Arbeit bei Meister Pfeifer gebacken hatte. Jan konnte leider nicht mithalten, weil er rauchen mußte.
    Nach der dritten Zigarette sagte Oma: „Ich bin dafür, daß wir noch ein bißchen sitzen bleiben. Es ist unser letzter Abend auf der Reise. Rauch noch eine, Jan.“ Und als sie Jans ungewissen Blick sah: „Oder ist es dir zuviel?“
    „Nein, nein“, sagte Jan hastig. „Das macht mir gar nichts aus.“ Um das zu beweisen, steckte er nach der vierten noch eine fünfte Zigarette an. Er hatte die fünfte Zigarette erst halb aufgeraucht, da wurde ihm ganz seltsam im Kopf. Es schien sich alles um ihn zu drehen. Und als Oma, Brigitte und Peter wieder fest vor ihm im Sand saßen, drehte sich ihm plötzlich der Magen um. Er drückte hastig die Zigarette aus und verschwand mit einem Sprung in den Büschen. „Was hat er denn?“ fragte Brigitte.
    Oma zuckte die Achseln. „Ich kann’s mir gar nicht denken.“
    Da es spät geworden war, gingen sie schlafen. Jan tauchte nach einiger Zeit wieder auf. Er war sehr blaß und etwas taumelig, beantwortete die Fragen von Peter und Brigitte nicht und ging sofort ins Bett. Aber es wurde für ihn eine unruhige Nacht. Viermal mußte er aufstehen und den Wagen eilig verlassen. Am anderen Morgen sah er grün aus und verzichtete auf das Frühstück. „Mir muß gestern irgendwas im Essen nicht bekommen sein“, murmelte er. Als sie weiterfuhren, saß er neben Oma auf dem Bock.
    „Armer Junge“, sagte Oma. „Du hat so viel geraucht, um uns die Mücken zu vertreiben, und nun ist dir davon schlecht geworden. Zigaretten sind eben doch ein scheußliches Gift. Man sollte das Rauchen aufgeben und sich lieber von Mücken piken lassen, meinst du nicht auch?“
    Jan nickte, doch nach einer Weile sagte er zögernd: „Eigentlich schmeckt es mir gar nicht besonders gut, aber ich muß doch rauchen.“ Oma sah ihn interessiert von der Seite her an.
    „Warum muß du rauchen?“
    „Wenn ich nicht rauche, lachen mich die anderen in meiner Klasse aus und sagen, ich wäre ein Schlappschwanz und ein kleines Kind, aber kein Mann.“
    „Ach so! Aber ist es nicht viel männlicher, wenn du sagst, daß du nicht rauchen willst?“
    „Dann denken sie, ich kann nicht rauchen, oder ich trau mich nicht.“
    „Erzähl ihnen, daß du einmal hintereinander fünf Zigaretten geraucht hast, und wenn sie dir nicht glauben, schick sie zu mir. Ich werde ihnen sagen, daß ich es selbst gesehen habe.“
    Jans blasses Gesicht rötete sich etwas. „Prima, Oma! Ich werde ihnen erzählen, daß ich wegen der Mücken geraucht habe, daß sie aber nur aus Angabe rauchen und daß ich da nicht mehr mitmache.“
    „Du bist auf dem besten Wege dazu, ein Mann zu werden“, sagte Oma.

Wieder daheim

    Es war sehr eng auf dem Bock, denn alle wollten vorne sitzen, um als erste das Haus zu sehen. Oma, Brigitte und Jan saßen dicht nebeneinander. Brigitte hielt Peter auf dem Schoß, und Peter hielt Brigittes Kaninchen auf dem Schoß. Als sie um eine Ecke bogen, lag die Hühnerfarm vor ihnen, und hinter ihr lugte der Schornstein von Pieselangs Häuschen hervor.
    „Ich hab’ ihn zuerst gesehen!“ rief Jan.
    „Nein, ich“, schrien Peter und Brigitte. Aber diese Frage wurde nie geklärt. Als sie an der Hühnerfarm vorbei waren, stand da das Häuschen mit seinem hübschen Fachwerk und dem roten Dach. Im Garten arbeitete der Vater. Als er den grünen Wagen sah, rief er mit seinem schönsten, lautesten Baß: „Sie kommen!“
    Die Haustür flog auf, und nacheinander stürzten heraus Ingeborg, Heiner, ein kleiner Junge, der ihnen irgendwie bekannt vorkam, Mario, an einem Stock humpelnd, und schließlich Mutter mit einer Küchenschürze.

    Sie breitete weit die Arme aus, und schon waren Peter, Jan und Brigitte
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