Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ferien mit Oma

Ferien mit Oma

Titel: Ferien mit Oma
Autoren: Ilse Kleberger
Vom Netzwerk:
tränenreichen Abschied. Oma bekam einen Kuß und Brigitte einen und Peter und sogar Jan, der sich daraufhin verwirrt und mit rotem Kopf in den Wagen zurückzog. Den längsten Kuß bekam Max auf seine Nase, und an seinem Hals weinte Marietta noch ein Weilchen. Dann riß sie sich los, winkte noch einmal und verschwand mit dem Kinderwagen und Jonny auf dem Wege zum Zirkus.

Ein Streich und seine Folgen

    Der Wald duftete nach Tannen, Eicheln und Pilzen. Das Moos war wie ein dicker grüner Teppich, darin wuchsen viele Pilze. Oma zeigte den Kindern, welche eßbar waren und welche nicht. Sie fanden kleine Familien von leuchtend gelben Pfifferlingen, Grünlinge, Birkenpilze und Steinpilze mit kräftigen braunen Hüten. Bald kannten die Kinder die Pilze so gut, daß sie keine giftigen mehr sammelten. Oma und Brigitte hatten schon einen ganzen Korb voll. Die Jungen waren nicht so fleißig. Sie hockten eine Weile vor einem Fuchsbau, in der Hoffnung, daß der Fuchs sich blicken ließe, liefen einem Hasen nach, der hoppelnd im Gebüsch verschwand, und gerieten schließlich an ein Brombeergebüsch, wo sie sich an den süßen, fast schwarzen Früchten satt aßen.
    Als sie ein Eichhörnchen verfolgten, trafen sie auf einer Lichtung Oma und Brigitte, die sich auf den Stamm einer gestürzten Eiche gesetzt hatten. Alle vier beobachteten das Eichhörnchen, das zierlich und flink auf den Ästen einer Buche herumturnte.
    „Wie süß!“ rief Brigitte.
    „Eigentlich müßte man es abschießen, weil es ein Schädling ist“, meinte Jan.
    „Du spinnst wohl“, sagte Brigitte zornig. „Das ist doch kein Schädling. Das ist doch viel zu niedlich dazu.“
    „Es ist ein Schädling“, beharrte Jan. „Unser Lehrer hat gesagt, daß es junge Bäume kaputt macht, weil es die Triebe anknabbert und die Rinde abbeißt, und es frißt junge Vögel. Es ist ein ganz böses Tier, nicht wahr, Oma?“
    „Böse?“ meinte Oma zweifelnd. „Ist ein Tier böse, wenn es sich ernährt?“
    „Eben“, rief Brigitte. „Jan, du bist ja auch ein Schädling, für die Kühe nämlich. Du ißt ihr Fleisch, und von den Kühen aus gesehen ist das bestimmt böse.“
    Jan tippte sich mit dem Finger an die Stirn, aber Oma sagte: „Das ist gar nicht so falsch. Es kommt darauf an, ob man die Welt als Eichhörnchen, als Kuh oder als Mensch sieht. Wenn ein Tier etwas tut, was uns nicht gefällt, können wir höchstens sagen, es schadet den Vögeln, den Bäumen oder den Menschen, aber wir können nicht sagen, daß es böse ist.“ Jan sagte nichts, aber im Grunde war er froh, daß er sich nun auch an dem hübschen Tierchen freuen konnte.
    Brigitte betrachtete seinen Plastikbeutel, der nur ein paar Pfifferlinge und Birkenpilze enthielt. Peter hatte einen einzigen Steinpilz gefunden. „Ihr wart aber faul!“ tadelte sie.
    „Wir werden schon noch mehr finden“, sagte Jan. „Während ihr euch hier ausruht, suchen wir weiter.“ Die beiden Jungen winkten mit ihren blau verschmierten Händen und verschwanden wieder im Wald. Es wurde still auf der Lichtung. Ab und zu gurrte eine Taube, sonst war nichts zu hören. Brigitte hatte Heidekraut gepflückt und begann einen Kranz daraus zu winden. „Wie friedlich alles ist“, dachte Oma.
    Jan und Peter streiften kreuz und quer umher, aber Pilze fanden sie nicht. Immer weiter und weiter liefen sie. Plötzlich war der Wald zu Ende, und sie kamen an eine Landstraße, die von Obstbäumen gesäumt war. Auf der anderen Straßenseite stand ein Haus wie aus einem Bilderbuch. Jan und Peter gingen hinüber, um es sich näher anzusehen. Es hatte ein spitzes, leuchtend rotes Dach, grüne Fensterläden und eine himmelblaue Haustür. Über der Tür war ein Schild, auf dem von einer sorgfältig gemalten Blumengirlande eingerahmt in verschnörkelten Buchstaben „Malermeister Pfeifer“ stand.
    Das Lustigste aber war der Garten. Ein niedriger, brauner Staketenzaun grenzte ihn zur Straße ab. Üppig blühende gelbe Dahlien rahmten eine Wiese ein, durch die ein Bächlein floß. An seinem Ufer war eine winzige Wassermühle aufgebaut, deren Rad vom sprudelnden Bach gedreht wurde. Am anderen Ufer stand ein Gartenzwerg und hielt eine Angel in den Bach. Überall auf der Wiese verstreut waren Gartenzwerge. Einer schob eine Schubkarre, ein anderer hockte auf einem Fliegenpilz und las in einem Buch, ein dritter hatte sich lang ausgestreckt, einen Ellbogen aufgestützt und rauchte ein Pfeifchen, ein vierter hielt eine Harke geschultert. Alle trugen rote
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher