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Ferien mit Oma

Ferien mit Oma

Titel: Ferien mit Oma
Autoren: Ilse Kleberger
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gesehen?“ Der Mann nickte und nahm bedächtig die Pfeife aus dem Mund. „Ich hab’ gerade in meinem Garten gearbeitet, da kam es vorbei. Ich hab’ mich noch gewundert, ein Pferd mit einem Hut! Na, hab’ ich gedacht, das wird wohl vom Zirkus sein. Und richtig, ‘s ist auch in der Richtung zum Zirkus weitergelaufen.“ Er steckte seine Pfeife wieder in den Mund, betrachtete etwas mißbilligend den grünen Wagen und ging weiter.
    „Lauf Max nach und hol ihn“, sagte Oma zu Jan. „Aber mach schnell! Ich bin gleich fertig mit den Pfannkuchen.“
    Jan trabte davon. Oma backte weiter. Sie hatte schon einen stattlichen Berg Kuchen fertig, als ihr auffiel, daß Jan immer noch nicht zurück war. Sie rief Peter, der auf den Wagenstufen saß und mit seinen Mäusen spielte. „Lauf zum Zirkus und hol Jan und das Pferd. Wir wollen Mittag essen.“
    Peter verzog das Gesicht. Widerwillig steckte er seine Mäuse in die Tasche und trottete davon. „Lauf schneller“, rief Oma, aber er schien es nicht gehört zu haben. Sie kratzte den letzten Teig aus der Pfanne und backte noch ein paar besonders goldgelbe und knusprige Kuchen.
    Als Brigitte den Tisch gedeckt hatte und es nichts mehr zu tun gab, waren das Pferd und die Jungen immer noch nicht zurück. „Meine schönen Eierkuchen werden kalt und schmecken dann nicht mehr“, sagte Oma ärgerlich. „Brigitte, lauf geschwind und hol die Jungen.“
    Brigitte nahm ihr Kaninchen unter den Arm und lief los.
    „Warum nimmst du denn das Kaninchen mit?“ fragte Oma.
    „Es braucht frische Luft“, rief Brigitte über die Schulter zurück. Sie lief nun aber wirklich geschwind, denn sie hatte Hunger.
    Zehn Minuten vergingen. Oma wartete. Niemand kam. Zu ihrem Ärger fielen die Kuchen zusammen und verloren ihre schöne gelbe Farbe. „Na wartet, ich werde euch holen!“ sagte sie empört. Mit dem Teiglöffel in der Hand eilte sie den Weg entlang, auf dem die anderen verschwunden waren. Sie brauchte gar nicht weit zu laufen. Am Ende des Weges sah sie das große, graue Zelt. Davor war ein Zaun, und an dem Zaun standen nebeneinander Max, Jan, Peter und Brigitte mit dem Kaninchen und blickten hingerissen auf den Platz vor dem Zelt, wo eine Akrobatengruppe übte. Es waren Chinesen. Sie liefen auf Händen, drehten Saltos, sprangen sich gegenseitig auf die Schultern und bauten schließlich eine hohe Pyramide aus Menschen, die einander auf Schultern und Köpfen standen. Zu alleroberst balancierte ein winziges Chinesenmädchen in einem bunten Seidenkleid mit einem langen Zopf, und hoch oben auf der wackligen Pyramide lächelte sie sogar noch. Oma vergaß, weshalb sie hergekommen war, stellte sich neben Brigitte und schaute ebenfalls zu. Ein Mann klatschte in die Hände, die Pyramide purzelte in sich zusammen, aber niemand kam dabei zu Schaden. Schwatzend gingen die Chinesen in ihre Wagen. Diese sahen ähnlich aus wie der grüne Wagen, wurden aber nicht von Pferden, sondern von Autos gezogen.
    „Kommt jetzt, wir wollen Mittag essen“, wollte Oma gerade sagen, aber sie vergaß es, denn eine wunderhübsche junge Dame in einem schwarzen Trikot kam auf einem Schimmel auf den Platz geritten. Zierlich und elegant saß sie auf dem großen Pferd und beachtete die Pieselangs nicht. Zuerst ritt sie im Schritt, dann im Galopp und schließlich stellte sie sich auf den Sattel und ritt so mit ausgebreiteten Armen im Kreis herum.
    Auf einmal geschah etwas Seltsames. Max legte den Kopf zurück und wieherte, daß es den Pieselangs durch Mark und Bein ging. Die junge Reiterin hielt den Schimmel mit einem Ruck an, sprang ab und lief auf Max zu. Das Pferd streckte den Kopf weit über den Zaun, und schon hing sie ihm lachend und schluchzend am Hals.

    „Max“, rief sie, „Max, wo kommst du denn her?“
    Max rieb seinen Kopf an ihrer Schulter und schnoberte dann an ihrer Jackentasche. Die junge Dame lachte unter Tränen. „Ach, du Schlauer, hast du nicht vergessen, daß ich immer Zucker für dich hatte?“ Sie holte aus der Tasche ein paar Zuckerstücke und hielt sie Max auf der flachen Hand hin. Dann wandte sie sich Oma zu.
    „Wo haben Sie das Pferd her? Hat Mario es Ihnen verkauft?“
    Ehe Oma antworten konnte, rief Jan: „Sie sind Marietta, nicht wahr?“ Es gab ein großes Erzählen. Marietta konnte nicht genug von Mario hören. Als sie von seiner Krankheit erfuhr, mußte sie wieder weinen.
    Unterdessen war ein würdiger, älterer Herr zu ihnen getreten. Marietta stellte ihn als den Herrn Zirkusdirektor
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