Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod
Autoren: Linwood Barclay
Vom Netzwerk:
Bescheid, Harry! Ich weiß, was Sie getan haben! Mit meinem Vater und mit meinem Bruder!« Ich schlug mit der Faust an die Tür. »Kommen Sie raus! Kommen Sie raus, verdammt noch mal! Wir wissen alles! Dad hat die Fotos auf Ihrem Handy gefunden und –«
    »Verschwinden Sie!«, rief er zurück.
    »Er hat die Fotos auf Ihrem Handy gefunden, und da wusste er Bescheid! Er wusste, dass Thomas die Wahrheit gesagt hatte!«
    »Finden Sie diesen verdammten Schlüssel«, sagte Duckworth zu Alice.
    »Sie sind erledigt, Harry!«, rief ich. »Auch wenn Sie nicht verurteilt werden wegen dem, was Sie Thomas angetan haben oder meinem Vater, in dieser Stadt sind Sie erledigt.« Ich dämpfte meine Stimme, sprach aber noch laut genug, dass er mich hören konnte. »Alle werden erfahren, was Sie sind, Harry. Ein Perverser und ein Mörder. Dafür werde ich sorgen.«
    »Hier ist der Schlüssel«, sagte Alice.
    »Her damit.« Duckworth nahm ihn ihr ab.
    »Eines sollten Sie wissen«, sagte Alice.
    »Hören Sie mich, Harry?« Ich rief wieder lauter. »Hören Sie mich?«
    Duckworth schob mich beiseite, um den Schlüssel ins Schloss zu stecken. »Nämlich?«, fragte er Alice.
    »Er hat eine –«
    Da hörten wir den Schuss.
    »Runter!«, sagte Duckworth, warf die Arme um mich und riss mich mit sich zu Boden.
    Alice, die sich nicht hinter ihrem Schreibtisch hervorbewegt hatte, schrie. Und hörte nicht mehr auf zu schreien.
    »Unten bleiben«, sagte Duckworth und presste mir die Hand auf den Rücken, während er selbst aufstand. Er holte eine Pistole aus dem Sakko und rief: »Harry!«
    Keine Antwort.
    »Harry!«
    Duckworth steckte den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn um, packte den Türgriff und drehte daran, während er vorsichtig die Tür aufdrückte.
    »O Mann«, sagte er.

Fünfundsiebzig
    I ch war erst einmal hier«, sagte Thomas, als wir von der Hauptstraße in die gepflegte Anlage des Friedhofs von Promise Falls abbogen. »Nach Moms Tod, erinnerst du dich?«
    »Ich erinnere mich.« Im Schritttempo schlängelten wir uns durch die schmalen Straßen, vorbei an Grabsteinen und Ehrenmalen. Thomas, der nicht viel von den Navigationskünsten von Maria, meiner GPS-Dame, hielt, rührte das Gerät während der ganzen Fahrt nicht an.
    Die Ereignisse der vergangenen Woche hatten ihn verändert. Uns alle.
    Aber Thomas war nicht wie wir anderen. Er hatte immer den Eindruck gemacht, auf mich zumindest, als sei er gar nicht in der Lage, sich zu ändern. Er war der Gefangene seiner Krankheit. Trotzdem war er nach alldem nicht mehr derselbe.
    Zwei Tage, nachdem Harry Peyton sich das Leben genommen hatte, kaufte ich Thomas einen neuen Computer. Zu Hause machten wir ihn startklar, und als ich nach unten ging, um mir ein Bier zu genehmigen, saß Thomas schon wieder vor Whirl360.
    Zwanzig Minuten später kam er in die Küche. Es war weder Zeit zum Abend- noch zum Mittagessen. Er brauchte nur eine Pause. Er holte sich eine Cola aus dem Kühlschrank, setzte sich an den Tisch und trank sie. Dann ging er wieder nach oben. Als ich später kurz bei ihm reinsah, las er die Online-Ausgabe der New York Times.
    Wunder gibt es doch.
    Er war bei Dr. Grigorin gewesen, und als ich danach mit ihr sprach, sagte sie, auch sie habe eine Veränderung bemerkt.
    »Wir müssen abwarten«, sagte sie. Offensichtlich wollte sie keine falschen Hoffnungen wecken. »Aber ich glaube, er wird die Umstellung gut verkraften. Ich möchte nicht zu viel hineininterpretieren, aber es wäre möglich, dass Harry Peytons Tod für Thomas eine Art Befreiung war. Vielleicht war Harry einer der Gründe, warum Thomas nicht aus dem Haus gehen wollte.«
    Thomas behauptete, er freue sich auf sein neues Zuhause. »Dieses Haus erinnert mich zu sehr an Mom und Dad«, hatte er an dem Morgen zu mir gesagt. »Dass Dad und ich allein hier lebten, das war ja noch normal, aber jetzt, wo beide nicht mehr da sind, fühlt sich alles hier irgendwie merkwürdig an.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Und ich weiß, dass du nicht mit mir hier wohnen willst.«
    »Thomas, das ist –«
    »Du möchtest mit Julie zusammenwohnen, damit du mit ihr Sex haben kannst.«
    »Na ja«, sagte ich.
    »Ich möchte deinetwegen nicht wieder Ärger kriegen«, hatte er gesagt. Etwas, das ich in den letzten Tagen öfter zu hören bekommen hatte. Als wäre ich derjenige gewesen, der den ersten Dominostein umgekippt hatte. Als wäre ich es gewesen, der Bridget Sawchuck online gesehen hatte.
    Nach dem Frühstück hatte er mich gebeten,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher