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Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod
Autoren: Linwood Barclay
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Minderjährigen im Ausland.«
    »Thailand«, sagte ich.
    »Wie bitte?«
    »Ich glaube, wir sprechen hier von Thailand. Ich weiß, das ist nicht das einzige Land auf der Welt, wo so was gang und gäbe ist – ich bin mir sogar verdammt sicher, dass es bei uns nicht viel besser aussieht –, aber einer von Dads Freunden war vor kurzem in Thailand.«
    »Ich habe Ihre Frage, wer dieser Freund ist, nicht beantwortet«, sagte Duckworth. »Ich weiß es nämlich nicht. Ihr Vater hat es mir nicht gesagt, weil er sich noch nicht entschieden hatte, was er unternehmen wollte.« Er seufzte. »Und dann hatte er diesen Unfall. Und starb.«
    »Ja«, sagte ich. »Dann hatte er diesen Unfall.«

Dreiundsiebzig
    L en Prentice«, sagte ich.
    »Können Sie den Namen wiederholen?«, fragte Duckworth und zog sein Notizbuch heraus.
    »Dad hat jahrelang für ihn gearbeitet. Sie waren Freunde. Thomas mochte ihn nie. Len kam unlängst vorbei und wollte Thomas zwingen, mit ihm irgendwohin zum Mittagessen zu fahren. Vielleicht wollte er herausfinden, was Dad Thomas vor seinem Tod erzählt hat.« Ich überlegte einen Augenblick. »Und er verreist ohne seine Frau. Nach Thailand.«
    »Na, das klingt ja sehr interessant«, sagte Duckworth. »Meinen Sie nicht?«
    Ich fühlte mich völlig ausgelaugt. Nach allem, was in den letzten Tagen vorgefallen ist, jetzt auch noch das. »Dieser Hurensohn. Dieses perverse Schwein. Vergreift sich an Thomas und weiß genau, ihm passiert nichts, denn wenn Thomas je den Mund aufmacht, kann Len einfach sagen: ›Hey, du weißt doch, der Junge ist nicht ganz richtig im Kopf.‹«
    »Das ist ja das Infame«, sagte Duckworth. »Sie suchen sich immer die Schwächsten. Menschen, die sie kontrollieren können.«
    Das Blut pochte in meinen Schläfen. Am liebsten wäre ich in meinen Wagen gestiegen und zu Len Prentice gefahren. Ich hätte ihn an Ort und Stelle erwürgt. Mit bloßen Händen.
    »Thomas hat jahrelang nicht ein Wort darüber verloren«, sagte ich.
    »Weil er sich beim ersten Mal, als er es Ihrem Vater erzählte, so viel Ärger eingehandelt hat«, sagte Duckworth. »Er wollte es einfach hinter sich lassen.«
    »Und als mein Vater alles wieder ausgrub, als er Thomas sagte, dass er ihm jetzt glaube, wie muss Thomas sich da gefühlt haben?«, überlegte ich laut. »Es muss ihn rasend gemacht haben. Dass Dad jetzt bereit war, etwas zu unternehmen. Jetzt, wo alles zu spät war.«
    Duckworth nickte ernst. »Gut möglich.«
    Ich hielt mir den Kopf mit den Händen. »Das wird mir alles zu viel.«
    »Das glaube ich Ihnen.«
    Eine Weile schwiegen wir beide, dann sagte ich: »Es gibt etwas, das mir nicht aus dem Kopf will, seit ich wieder da bin.«
    Duckworth wartete.
    »Ich muss dauernd daran denken, wie mein Vater ums Leben gekommen ist. Das lässt mir keine Ruhe.«
    »Warum denn?«
    »Ich weiß, es sah aus wie ein Unfall. Er fuhr mit dem Traktor diesen Steilhang entlang und kippte damit um. Aber das war er gewohnt. Das hat er schon immer so gemacht, und nie ist was passiert.«
    »Viele Leute machen jahrelang denselben Unfug, und irgendwann erwischt es sie halt«, meinte Duckworth.
    »Ich weiß, ich weiß. Aber als ich den Traktor in die Scheune zurückfuhr – kein Mensch hatte ihn nach dem Unfall angerührt, nur Thomas, als er ihn hochstemmte –, fiel mir auf, dass die Zündung ausgeschaltet war. Und das Mähwerk war hochgeklappt. Genau das, was Dad getan hätte, wenn jemand zu ihm hinuntergekommen wäre, um mit ihm zu reden.«
    »Da hat sich aber nie jemand gemeldet. Es gab niemanden, der ausgesagt hätte, er habe vor dem Unfall mit Ihrem Vater geredet, oder sei dabei gewesen, als es passierte.«
    »Wer würde das denn tun?«, fragte ich. »Wenn er Dad gestoßen hätte.«
    Duckworth dachte darüber nach. »Ich weiß nicht. Ist auf jeden Fall eine interessante Theorie.«
    »Während Dad überlegte, was er wegen Len Prentice unternehmen sollte, muss der halb verrückt geworden sein. Würde Dad zur Polizei gehen? Tja, das hat er getan, aber keinen Namen genannt. Oder würde er es Lens Frau sagen, seinen Freunden? Wenn er schon gerichtlich nicht gegen ihn vorgehen konnte, vielleicht würde er versuchen, sein Ansehen zu zerstören. Dafür sorgen, dass alle Welt erfuhr, was für ein Mensch Len Prentice war.«
    »Möglich wär’s.«
    »Das hat Len so umgetrieben, dass er eines Tages herkommt, um Dad davon abzubringen, irgendwas zu unternehmen. Er erfindet vielleicht auch irgendeine absurde Geschichte, warum er diese Fotos
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