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Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod
Autoren: Linwood Barclay
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von nackten Jungen auf dem Handy hat. Dad mäht gerade den Hang. Er macht den Motor aus, die beiden geraten in Streit, Len versetzt Dad einen Stoß, der kippt nach hinten, der Traktor fällt auf ihn und erdrückt ihn. Len hätte Hilfe holen oder selbst versuchen können, Dad unter dem Traktor rauszuholen, aber er tut’s nicht. Len wusste ganz genau, dass das, was Dad da auf dem Steilstück trieb, sehr unvorsichtig war. Mom hatte ihn schon vor Jahren gebeten, Dad zu sagen, er soll damit aufhören.«
    Detective Duckworth schürzte die Lippen und dachte nach.
    »Glauben Sie, dass ein Mann solche Fotos auf dem Handy behält?«, fragte er. »Da könnte seine Frau sie doch finden.«
    Ich hob die Hände. »Keine Ahnung. Marie interessiert sich nicht besonders für solchen technischen Schnickschnack. Hören Sie, ich habe auch nicht auf alles eine Antwort, aber mit dem Mann stimmt was nicht. Das spür ich.«
    »Es wäre zumindest einen Versuch wert, hinzufahren und ihm ein paar Fragen zu stellen«, sagte Duckworth. »Mal sehen, wie er darauf reagiert.«
    »Ja, machen wir das.«
    »Langsam.« Duckworth hob eine Hand.
    »Ich komme mit. Ich hab auch ein paar Fragen. Wenn Sie mich nicht mitnehmen, dann renn ich ihm die Tür ein, zwei Sekunden, nachdem Sie gegangen sind.«
    Das gab Duckworth zu denken. »Das Reden überlassen Sie aber mir.«
    Ich schwieg.
    »Gut, fahren wir hin. Sie können mich lotsen?«
    »Kann ich. Ich sag nur noch schnell meinem Bruder Bescheid, dass ich jetzt eine Weile außer Haus bin. Und ich muss noch kurz was erledigen.«
    »Ich warte auf der Veranda auf Sie.« Duckworth ging hinaus.
    Ich ging zu Thomas hinauf. Er saß auf seinem Computerstuhl und betrachtete die Bildschirme und die Tastatur. Ohne Computer war das alles wie ein Auto ohne Motor.
    »Kaufen wir jetzt einen neuen Computer?«, fragte er.
    »Nicht jetzt sofort«, sagte ich. »Kann ich dich eine Weile allein lassen? Unten an der Straße steht ja noch der Polizeiwagen.«
    »Klar. Wo fährst du denn hin?«
    »Rüber zu Len Prentice.«
    Thomas verzog das Gesicht. »Den mag ich nicht.«
    Ich überlegte, ob ich Thomas jetzt gleich fragen sollte, was damals geschehen war, und wer ihm etwas getan hatte, entschied mich aber dagegen. Er hatte in den vergangenen Tagen genug durchgemacht. Da konnte ich ihn nicht auch noch zwingen, über dieses Erlebnis zu sprechen.
    »Ich auch nicht«, sagte ich.
    Ich wandte mich seinem Telefon zu. »Hast du’s angerührt?«
    »Du hast doch gesagt, ich soll nicht.«
    »Ich wollt’s nur wissen.«
    »Ich hab’s nicht angerührt.«
    Ich zog den Apparat heran und drückte die Taste, mit der ich die Anrufliste aufrufen konnte.
    Seit dem Abend unserer Entführung hatte niemand mehr angerufen.
    Doch um 22:13 Uhr an diesem Abend hatte es einen Anruf gegeben. Es gab nur diese eine Nummer auf der Liste.
    Es war eine Nummer aus der Gegend, da war ich mir ziemlich sicher.
    »Thomas«, sagte ich. »Hier wird nur eine einzige Nummer angezeigt. Hat dich hier oben sonst nie jemand angerufen? Nicht mal jemand, der dir was verkaufen wollte?«
    »Ich lösche die Liste nach jedem Anruf«, sagte er. »Präsident Clinton hat gesagt, ich soll das tun.«
    Doch an dem Abend, als Lewis Blocker ans Telefon gegangen war, hatte Thomas keine Gelegenheit mehr gehabt, die Liste zu löschen.
    Ich hielt es nicht für klug, die Nummer direkt von Thomas’ Apparat aus anzurufen. Ich tippte sie in mein Handy ein, hielt es mir ans Ohr und wartete.
    »Wen rufst du an?«, fragte Thomas. »Rufst du den Präsidenten an? Er hat gesagt, ich darf ihn nie von mir aus anrufen. Und wenn das seine Nummer ist, dann hätte sie gelöscht werden müssen.«
    Ich hielt eine Hand hoch, damit er schwieg. Am anderen Ende der Leitung klingelte es. Einmal.
    Ein zweites Mal.
    Zum dritten Mal.
    Dann hob jemand ab. Ein Rascheln, dann eine Stimme.
    »Harry Peyton.«

Vierundsiebzig
    H allo?«, sagte Harry. »Ist da jemand?«
    »Hier ist Ray«, sagte ich, als ich die Sprache wiedergefunden hatte.
    »Ray!« rief Harry gutgelaunt. »Menschenskind! Da bist du ja wieder!«
    »Ja, wir sind wieder zurück.«
    »Meine Güte, was ist denn nur passiert? Einzelheiten hört man in den Nachrichten ja kaum, aber ihr habt herausgefunden, dass die Frau von Morris Sawchuck umgebracht wurde? Lieber Gott, wie seid ihr denn in diese Sache reingerutscht? Ja, gut, ich weiß, Thomas hatte irgendwas damit zu tun, aber lieber Himmel, es hätte euch beiden das Leben kosten können.«
    »Hat nicht viel
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