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Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod
Autoren: Linwood Barclay
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ich. »Das klären wir alles, wenn ich wieder da bin.«
    Ich ging nach unten und sah aus dem Fenster. Detective Duckworth wartete auf der Veranda auf mich. Aus einer Schublade in der Küche holte ich das Telefonbuch und suchte Len Prentice’ Privatnummer heraus.
    »Hallo?« Es war Marie.
    »Hi, Marie. Ray, hier.«
    »Ray? Du liebe Zeit! Len und ich, wir haben das über dich und Thomas –«
    »Ich muss Sie was fragen. Dauert nicht lang.«
    »Was? Was möchtest du denn wissen?«
    »Lens Reise nach Thailand, ich weiß, Sie sind nicht mitgeflogen, aber war sonst noch jemand dabei?«
    »Ja, natürlich. Harry. Harry Peyton. Aber Len war ein bisschen enttäuscht, weil Harry immer allein unterwegs war. Sag mal, wie geht’s euch denn, dir und –«
    Ich legte auf und ging hinaus zu Duckworth.
    »Planänderung«, sagte ich.

    Wir fuhren in Duckworths Wagen in die Stadt. Unterwegs versuchte ich, so gut ich konnte, zu erklären, was sich meiner Meinung nach zugetragen hatte. Harry Peyton hatte erkannt, dass Dad ihm durch die Thailandfotos auf die Schliche gekommen war und jetzt auch dem Glauben schenkte, was Thomas ihm vor zwanzig Jahren über Harry erzählt hatte. Da war er in Panik geraten.
    »Ich glaube, er hat meinen Vater umgebracht«, sagte ich. »Oder hat wenigstens keinen Finger gerührt, um ihn zu retten. Und vielleicht hat er schon vor Dads Tod, ganz bestimmt aber danach, angefangen, meinen Bruder unter seiner eigenen Nummer anzurufen. Ich glaube, Harry hat Thomas’ Wahnvorstellungen dazu benutzt, ihn davon abzuhalten, über das zu reden, was er mit ihm gemacht hat, als Thomas noch ein Kind war. Er hat darauf spekuliert, dass Thomas schweigen würde, wenn er es für eine Anordnung des Präsidenten hielt.«
    »Das ist das Niederträchtigste, was mir je untergekommen ist«, sagte Duckworth. »Und glauben Sie mir, mir ist schon einiges untergekommen.«
    »Was hat Harry denn gesagt, als er Sie anrief?«, fragte ich. »Über Thomas und was er auf Whirl360 gesehen hatte.«
    »Wie bitte?« fragte Duckworth.
    »Ich habe mit Harry darüber gesprochen, was Thomas im Internet gesehen hat. Dass da vielleicht wirklich etwas dahintersteckte und dass ich gerne mit jemandem von der Polizei darüber reden, es aber bestimmt schwerhaben würde, den zu überzeugen. Harry hat gesagt, er kennt Sie, und er würde Sie in meinem Namen anrufen.«
    Duckworth schüttelte langsam den Kopf. »Ich kenne Harry Peyton schon lange, aber in dieser Sache hat er mich nie angerufen.«
    »Arschloch«, sagte ich. »Dieses gottverdammte Arschloch.«
    Duckworth sah mich an. »Glauben Sie, er weiß, dass Sie Bescheid wissen?«
    »Das Letzte was er mich gefragt hat, war, warum ich ihn auf dem Handy anrufe. Er wollte wissen, woher ich die Nummer habe.«
    Duckworth fuhr sich mit der Zunge über die Oberlippe. »Ich würde sagen, er weiß es.«
    »Ja«, sagte ich. »Würde ich auch sagen.«

    Wir betraten Harry Peytons Kanzlei. Duckworth hatte darauf bestanden, voranzugehen.
    Peytons Sekretärin blickte auf. Sie lächelte uns an.
    »Hi, Barry«, sagte sie zu Detective Duckworth. Dann zu mir: »Ray, mein Gott, das ist ja schrecklich, was Sie da erlebt haben. Unfassbar.«
    »Wir müssen mit Harry reden«, sagte Duckworth.
    »Sie sind gemeinsam hier?«, erkundigte sich Alice.
    »Wir müssen mit Harry reden, Alice«, wiederholte Duckworth mit einer Strenge, die er vorher nicht an den Tag gelegt hatte.
    Alice’ Lächeln erlosch. Sie griff zum Telefon. »Hier ist jemand für Sie«, sagte sie.
    Sekunden später ging die schwere Holztür auf, die etwa drei Meter von ihrem Schreibtisch entfernt war. Harry hatte den Türgriff noch in der Hand, als er uns erblickte. Erst mich, dann Barry.
    Dass ich hier war und mit mir ein Kriminalpolizist, entschied die Sache. Ich erkannte es an seinem Blick. Er wusste, es war vorbei.
    »Harry«, sagte Duckworth und ging auf ihn zu. »Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    Harry trat in sein Büro zurück und schlug die Tür zu.
    Duckworth stürzte vor, drehte am Griff und drückte gegen die Tür, doch sie gab nicht nach. Ich stellte mich neben ihn und versuchte es selbst. Idiotisch.
    »Harry!«, rief Duckworth. »Machen Sie auf!«
    Keine Antwort.
    »Gibt es noch einen anderen Ausgang?«, fragte Duckworth Alice barsch.
    »Nein«, sagte sie. »Die Fenster lassen sich nicht öffnen.«
    »Haben Sie einen Schlüssel?«
    Während Alice in ihrer Schreibtischschublade kramte, legte ich meinen Mund an die Tür und schrie: »Ich weiß
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