Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia
Autoren: Der verruckte Gott cropped
Vom Netzwerk:
jedes lebende Ding in der Nähe auszusaugen. Loyale Todespriester und Tempel-Todesritter fielen allesamt leblos um, und wenn sie durch den Tunnel von Kelewan stürzten, waren sie lange tot, bevor sie ihn erreichten. Der Schreckenslord stand reglos, seine Gestalt fließend und vage, doch dann wurde er schließlich zu einem Ding aus einem Alptraum.
    Er war majestätisch, und jetzt sah er aus, wie Nakor sich einen Schreckenslord vorgestellt hatte. Sein Körper war riesig, mindestens dreißig Fuß hoch, und geformt wie der eines Mannes, obwohl die Beine eindeutig Tiergestalt hatten, wie die einer Ziege oder eines Pferdes. Der Kopf hatte immer noch keine erkennbaren Züge, wenn man von einer Andeutung von Ohren absah, die man bemerkte, wenn er sich bewegte. Um den Kopf schwebte ein dünner Reif aus silbernem Licht, umgeben von goldenen Flammen, und bildete eine dämonische Krone. Die Augen waren wie zwei flammende Kohlen.
    Dann sprossen aus seinem Rücken Schattenflügel, und Nakor erkannte, dass diese seltsamen Fittiche dazu gedacht waren, ihn hoch durch den Tunnel nach Kelewan zu tragen. Als der Schreckenslord sich darauf vorbereitete aufzusteigen, kam Nakor aus seinem Versteck hinter dem Thron und musste dabei über die Leiche von Leso Varen steigen.
    Der Schreckenslord flog den Tunnel entlang, und die Grube war plötzlich still und leer. Dann erklang ein lauter Knall, als würden zwei gewaltige Dinge im Tunnel zusammenstoßen. Nakor verstand und machte sich bereit.
    Von oben stiegen zehntausend Gestalten in schwarzer Rüstung herab und landeten auf dem kalten Steinboden,
    321
    wo sich nur Augenblicke zuvor ein brodelndes Meer von Dasati-Energie befunden hatte. Zehntausend Dasati-Götter waren nach Hause zurückgekehrt, und als sie landeten, begannen ihre Rüstungen zu leuchten - silbern, grün, golden, in jeder vorstellbaren Farbe -, weil die Macht der gefangenen Götter freigesetzt wurde. Früher einmal hätte ein solcher Anblick Nakor in Ehrfurcht und Staunen versetzt, aber jetzt schaute er nur gelassen zu und spürte, dass seine Rolle ein Ende gefunden hatte.
    Mit dem Wissen, dass dies der letzte Akt seiner Existenz war, hielt Nakor den schwarzen Edelstein auf der flachen Hand, und mit seiner Rechten schnippte er ihn weg, wie ein Kind einen Kiesel von der Handfläche schnippen würde. Er flog geradeaus und folgte dem Flug des Schreckenslords. Als er im Tunnel emporstieg, schien der Gottesmörder die Energie dieses Tunnels in sich aufzunehmen, und versiegelte ihn hinter dem Schreckenslord. Er würde auf diesem Weg nie wieder nach Omadrabar zurückkehren können. Der Schreckenslord war von der zweiten Ebene der Existenz verschwunden. Was die Dasati anging, war der Dunkle so gut wie tot.

    Nakor setzte sich und spürte, wie sein Geist davon-sickerte. Sein letzter Gedanke war, dass er wirklich ein sehr interessantes Leben gehabt hatte.
    Etwas kam!
    Pug starrte auf den Schwarzen Berg hinab und konzentrierte sich. Dann erkannte er, dass es sich um den Schreckenslord handelte. Er benutzte den von ihm geschaffenen Tunnel zwischen den Existenzebenen, um Omadrabar zu verlassen und nach Kelewan zu kommen. Was immer Pug an Zeitabläufen im Sinn gehabt hatte, erwies sich als vollkommen falsch. Er hatte keine Monate oder Wochen oder
    322
    auch nur Tage, um sich auf das hier vorzubereiten. Das Ungeheuer würde innerhalb von Augenblicken hier sein …
    Pug sah sich mit allen Sinnen um, die er besaß, und suchte nach einer Schwäche in dem Schwarzen Berg. Er konnte keine finden. Wenn er Tage oder Wochen Zeit gehabt hätte, um ihn zu studieren, und Mirandas Hilfe, wenn sie einsetzen würde, was sie aus ihrer Flucht aus der ersten Kuppel gelernt hatte, hätte er vielleicht eine Möglichkeit finden können, dieses monströse Ding zu versiegeln. Aber er wusste tief im Herzen, dass er es für Jahre studieren könnte und niemals finden würde, was er suchte. Ihm blieb nur eins, etwas, das er von sich gewiesen hatte, seit er sich der Situation bewusst geworden war. Er stählte sich und fing an, die Energien rings um sich her zu manipulieren.
    Pug streckte seinen Geist aus, und in der gewaltigen Distanz des Raums fand er, was er suchte. Er vollzog den eindeutig machtvollsten Zauber, den er je benutzt hatte, einen, den er sich bestenfalls vorgestellt hatte, ohne jemals anzunehmen, dass er ihn einsetzen würde. Kelewan wurde von einem einzelnen Mond umkreist, eingeschlossen in einer perfekten Umlaufbahn vom Spiel der Kräfte, die ebenso von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher