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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia
Autoren: Der verruckte Gott cropped
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tun, und die Zeit verging schnell.
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    Nakor regte sich. Er hatte sich schließlich daran gewöhnt, wie sein Körper sich anfühlte. Es war eine sehr interessante Situation, und er wünschte, er könnte sie mehr schätzen, aber er wusste, dass er bald etwas sehr Wichtiges zu tun haben würde.
    Er stand auf und ging zum Rand der Grube. Der Schreckenslord war nun dabei, sich in dem Meer von orangefarbenen und grünen Flammen zu erheben, und brüllte trotzig, als gäbe er eine Herausforderung von sich. Nakor fragte sich, ob die Götter in Kelewan es hören konnten. Nicht, dass es zählte, denn diese Götter waren alt und müde und nicht imstande, ihr Reich zu beschützen. Er fragte sich, ob sie mit den Tsurani in ihre neue Welt gehen oder ob dort neue Götter erwachen würden. Dann fragte er sich, ob das wirklich einen Unterschied machte. Es war eine Schande, dass er das nicht herausfinden würde.
    Er betrachtete die sich verändernde Gestalt unten in der Grube, denn nun geschahen zwei Dinge gleichzeitig: Der Schreckenslord gab viel von der Energie ab, die er für diesen Tag gesammelt hatte, ließ sie aufsteigen, um oben für ihn zu arbeiten, und erreichte so eine mächtige Verbindung zwischen den Welten, und während er das tat, nahm seine amorphe Gestalt einen humanoiden Aspekt an, wenn auch von gewaltigen Ausmaßen. Ein riesiger Kopf erhob sich aus dem Klumpen von einem Körper, gefolgt von einem mächtigen Hals und gewaltigen Schultern. Der Körper, der sich da erhob, war eine Verhöhnung der menschlichen Gestalt, aber gleichzeitig auch Huldigung, denn dieses Ding sah aus, als wäre es von einem Meisterbildhauer geschaffen worden. Vollkommen proportionierte Arme folgten, und eine Faust wurde erhoben und trotzig geschüttelt, als der Schreckenslord sich vorbereitete, zur nächsten Ebene der Existenz aufzusteigen. Nakor fand das auf eine distanzier 318
    te Weise unterhaltsam und fragte sich, ob diese innere Distanz etwas damit zu tun hatte, dass er nicht mehr lebte.
    Er fragte sich auch, ob er Ablehnung empfunden hätte, wenn er noch am Leben gewesen wäre, aber er nahm an, das wäre nicht der Fall gewesen. Das hier war eine einzigartige Erfahrung. Der Gott der Lügner hatte ihn verlassen und ihm gerade genug seiner magischen Energie hinterlassen, um belebt, intelligent und logisch zu sein. Nakor nahm an, was immer sich für ihn wie Emotionen anfühlte, waren wohl eher Echos seines Lebens, nicht echt und wirklich empfunden, sondern etwas, wovon sein belebter Geist glaubte, es würde als Teil seiner derzeitigen Erfahrung gebraucht. Das gesamte Erlebnis machte ihn jedoch neugierig, und er war froh, dass er immer noch imstande war, neugierig zu sein.
    Etwas kam, schnell, zwischen den fallenden Körpern. Der Schreckenslord ergab sich nicht mehr seinen niederen Bedürfnissen, sondern benutzte nun die neuen Todesenergien als eine Quelle der Macht, um seinen Weg zu festigen, und nicht nur, um weiter seiner Fresssucht zu frönen. Nakor fand es interessant, dass der Körper des Schreckenslords schlanker und hungriger wurde, als er sich aufrichtete, und er schien auch intelligenter zu werden.
    Das Ding, das näher kam, fiel von oben herab, aber bevor der Schreckenslord es bemerkte, nutzte Nakor einen der wenigen Tricks, die ihm verblieben waren, und zog es zu sich. Es war ein Mann in schwarzem Gewand, und obwohl Nakor das Gesicht nie zuvor gesehen hatte, wusste er genau, wen er da vor sich hatte.
    Leso Varen betrachtete Nakor den Isalani mit deutlichem Erstaunen. Der kleine Mann hatte einfach seinen Geist ausgestreckt und Varen zu diesem albernen Thron gezerrt,
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    und nichts, was der Nekromant versucht hatte, hatte das verhindern können.
    Varen war selbst unter den besten Umständen selten rational, und im Augenblick waren die Umstände nicht sonderlich gut. Tatsächlich konnte man sie in etwa als das Schlimmste bezeichnen, was er je erlebt hatte. Außerdem war er sehr wütend, obwohl er im Augenblick noch nicht sicher war, warum.
    »Ich weiß nicht, wer Ihr seid, kleiner Mann, aber das hättet Ihr nicht tun sollen!«
    Varen schlug mit seiner mörderischsten Todesmagie zu, aber der kleine Mann grinste ihn nur an. »Schwer, jemanden umzubringen, der schon tot ist, wie?«
    Varens Gedanken überschlugen sich. Schon tot? Er war der Meister der Nekromantie, aber so etwas hatte er in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Er hatte im Lauf der Jahre mehrere Leichen wiederbelebt, und dabei hatte es ein oder zwei Probleme
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