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Feindgebiet

Titel: Feindgebiet
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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sich der Imperator in jeder Hinsicht böse täuschte, drehte sich um und verließ den Raum.

 
Kapitel 57
     
    Der Ewige Imperator stürmte die Rampe der Normandie hinunter, während seine Gurkha-Leibwächter ihn eng abschirmten. Am Ende der Rampe blieb er einen Moment stehen und atmete erleichtert auf. Auf seinen Befehl hatte man keine Begrüßungsmassen auf Soward, dem Hauptraumhafen der Erstwelt, zugelassen. Statt dessen stand sein eigener A-Grav-Gleiter plus Eskorte bereit, um ihn in sein schmuckloses Behelfsquartier unterhalb der Ruinen von Arundel zu bringen.
    Er gab sich selbst das Versprechen, diesen Zustand bald zu ändern. Den Umbauplanern würde er schon in den Hintern treten. Es vermisste nicht Glanz und Prunk, sondern die umsichtig eingebauten Annehmlichkeiten – und vor allem Ruhe. Wenn ihm doch nur ein wenig Zeit für sich und seine Hobbyprojekte bliebe – zum Beispiel der Wiedererfindung der Glasur, die man für Stradivari-Geigen benutzt hatte –, würde ihn das außerordentlich entspannen.
    Zur Zeit fühlte er sich so, als müsse er weinend zusammenbrechen, sobald ihn der nächste seiner Leute um eine dringende Entscheidung bat oder gar den Ausbruch neuerlicher Konflikte meldete. Das Problem war eben nur, dass Imperatoren, die öffentlich weinten, nicht »ewig« regierten. Trotzdem war ihm wirklich nach Weinen zumute. Außerdem hatte er das Gefühl, dass sein Gesicht im nächsten Moment auf den Boden fallen müsste, weil er zuviel in Videokameras gelächelt hatte, und dass seine Finger bluteten, weil er die Hände zu vieler dankbarer Untertanen geschüttelt hatte. Niemand wollte damit warten, ihm zu versichern, was für ein Held er doch sei.
    Er dachte an einen anderen Helden und verzog das Gesicht zu einem kaum merklichen Lächeln. Nach einer entscheidenden Schlacht hatte ihm einer seiner Adjutanten gesagt, was für ein großer Held aus ihm geworden sei. ›Klar doch‹, hatte der neue Held gedacht. ›Aber wenn ich verloren hätte, wäre ich der größte Schurke in der Geschichte unserer Nation gewesen. Wie hieß der Kerl noch gleich? Wer weiß. Wahrscheinlich ein preußischer Name. Soviel zum Thema Heldentum.‹
    Der Ewige Imperator riss sich zusammen und ging zu seinem A-Grav-Gleiter. Noch vor wenigen Jahren hätte er drei- oder viermal rund um die Uhr geschlafen, dann seine Raschid-Identität angenommen, um sich dann im Covenanter zu betrinken und vielleicht anschließend mit Janiz ins Bett zu gehen – der guten alten Zeit zuliebe. Aber den Covenanter gab es nicht mehr – liquidiert aufgrund von Verrat. Das gleiche galt für Janiz. Beide existierten nicht mehr, und es war seine Schuld, verdammt noch mal! Irgendwie hatte er es fertig gebracht, alles zu verlieren.
    Der Meister der Doppelstrategie. ›Ha! Vielleicht ist genau das dein Problem, Ingenieur Raschid‹, dachte er. ›Du musst jede blöde Angelegenheit noch blöder verkomplizieren. Hättest du dumm und einfach gespielt, wären eine Menge Leute noch am Leben. So aber sind sie tot; oder noch schlimmer: sie liegen auf den Knien und beten dich an.‹
    Als er seinen A-Grav-Gleiter erreichte, spürte der Ewige Imperator jedes seiner über dreitausend Lebensjahre. Dann erblickte er Tanz Sullamoras lächelndes Gesicht und seufzte laut, und dann seufzte er fast noch einmal, als Tanz ihm seine Hand entgegenstreckte. Doch er schüttelte sie – wenn auch sehr vorsichtig.
    »Willkommen, Euer Majestät«, sprudelte es aus Sullamora heraus. »Wir sind alle so stolz.«
    ›Sicher seid ihr das‹, dachte die Raschid-Hälfte seiner Identität. ›Ihr könnt es bloß nicht abwarten, mich um noch ein paar Warenhäuser voller Credits zu betrügen.‹ Aber die Imperator-Identität ließ ihn einfach nur lächeln und ein paar Worte des Dankes murmeln.
    »Ich habe eine kleine Bitte«, sagte Sullamora. »Ich weiß, wie gerne Sie nach Hause wollen, aber …«
    Der Imperator hob eine Braue. Man wollte ihn also bis zur Besinnungslosigkeit auslaugen. Er war zu müde zum Sprechen, also forderte er Sullamora gestikulierend auf, weiterzureden.
    »Es handelt sich um die Angestellten des Raumhafens«, sagte Sullamora. »Sie warten seit Stunden und …«
    Er schaute in die Richtung, in die Sullamora mit dem Finger deutete, und erblickte eine kleine Ansammlung von Leuten in verschiedenen Uniformen, die sich vor der Hauptpforte drängelten. ›Oh, nein! Noch mehr Lächeln. Noch mehr Händeschütteln. Noch mehr … Ahhh …‹
    »Es ist einfach zu viel für mich,
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