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Feindgebiet

Titel: Feindgebiet
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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darauf geworfen hatte, spürte, dass etwas nicht stimmte. Das Gefühl hatte ihn seit dem Zeitpunkt begleitet, da er vom Grab zurückgetreten war, um anderen die Möglichkeit zu geben, dem Imperator die letzte Ehre zu erweisen.
    Die überlebenden fünf Mitglieder des Privatkabinetts standen ein wenig abseits von den anderen Trauergästen auf einem kleinen Grashügel, etwas oberhalb der dichten Rosenbüsche, die die Gärtner eilig eingepflanzt hatten, um den testamentarisch festgelegten Anweisungen des Imperators zu seinem Begräbnis nachzukommen.
    Nur eine einzige Knospe blühte in den zahlreichen Büschen. Es bedeutete nichts, doch Mahoney empfand es irgendwie passend, und während er diesem Gedanken nachhing, fiel ihm die Anwesenheit der fünf Kabinettsmitglieder auf.
    Obwohl sie zusammenstanden, hatten sie auffällig viel Platz zwischen sich gelassen, als fürchtete einer des anderen Nähe.
    Sie sprachen kein Wort, blickten nur grimmig und beherrscht drein. ›Als hätten sie einen Grund, sich schuldig zu fühlen‹, dachte Mahoney. Dann tat er diesen Gedanken als Produkt seiner romantischen irischen Phantasie ab.
    Trotzdem ließ sich das Bild nicht verdrängen. Am Abend, als er die Nachrichten sah, fiel ihm auf, dass man das Parlament zu einer Krisensitzung zusammengerufen hatte. ›Was ist denn daran auffällig, mein Freunds dachte Mahoney ›Es handelt sich doch um eine Krise, oder nicht?
    Aber klar doch, Ian, Gott segne deinen verdammten irischen Hintern, kannst du es denn nicht sehen? Die Sitzung wurde vom Privatkabinett einberufen!‹
    Mahoney brauchte kein Jurastudium, um zu wissen, dass die Kabinettsmitglieder damit die Grenzen ihrer konstitutionellen Macht weit überschritten hatten. ›Schön und gut. Aber warum beschwerten sich die Parlamentsmitglieder nicht? Oder besser noch: warum weigerten sie sich nicht? Ganz einfach: weil alles kontrolliert wurde, mein lieber Ian, alles.‹
    Der Imperator war ermordet worden, und Mahoney wusste, wer es getan hatte; und zwar nicht der arme Irre, dessen Leben die Livies endlos analysierten. Chapelle war nicht der Mörder.
    Sicher, Chapelle hatte abgedrückt. Aber die wahren Schuldigen waren die fünf einsamen Gestalten auf dem Grashügel. Und Mahoney konnte nichts tun, es zu beweisen, selbst wenn er gewollt hätte, denn er gehörte nicht zu dieser neuen Herrscherclique. Ebenso war ihm klar, dass er sich besser auf den Weg machte und sein Pferd sattelte, bevor sie hinter ihm her waren, um sich richtig bei dem Helden von Cavite zu bedanken.
    Zum letzten Mal betrat Mahoney das überfüllte Arbeitszimmer des Ewigen Imperators. Er war sich nicht ganz sicher, warum er hier hergekommen war, abgesehen von einer irrationalen Hoffnung, irgendeinen Hinweis darauf zu finden, was er als nächstes tun sollte.
    Er war so daran gewöhnt, dass sein alter Boss immer sämtliche Alternativen eingeplant hatte, dass er noch immer nicht ganz begriffen hatte, dass es hierfür keine Alternative zu planen gegeben hatte.
    Mahoneys Blick fiel voller Trauer auf die vielen Bücher, die auf den Regalen herumlagen. Einige waren noch an der Stelle aufgeschlagen, wo der Imperator nach irgendeiner alten Weisheit oder was auch immer gesucht hatte.
    Das Arbeitszimmer war voll gestopft mit den Sachen, die dem Leben seines alten Bosses seine Besonderheit verliehen hatten: von altmodischen Aufziehspielzeug-Figuren, die, abgesehen von der Freude, die sie dem Zuschauer bereiteten, sinnlos von einem Bein aufs andere trampelten, bis zu experimentellen Kochutensilien, Plastikbeuteln mit Gewürzen, die er untersuchte; und überall Notizen und kurze handgeschriebene Memos; und sogar Notenpapier mit Marginalien. Eine ganze Division hätte hier in fünfhundert Jahren nichts Hilfreiches gefunden.
    Also beschloss Mahoney, etwas zu trinken. Was hätte er sonst tun sollen?
    Er ging zum Schreibtisch des Imperators und zog die Schublade heraus, in der sein Boss immer den Scotch aufbewahrte. Ihm fiel auf, dass das Flaschensiegel noch ungebrochen war. Das war seltsam. Der Imperator stellte niemals eine ungeöffnete Flasche in seinen Schreibtisch. Er genehmigte sich immer zuerst einen Schluck. Mahoney zuckte die Schultern, nahm sich ein Glas und griff nach der Flasche.
    Als er sie in die Hand nahm, löste sich etwas Kleines, Weißes von ihrem Boden und flatterte auf den Fußboden hinunter. Mahoney bückte sich, um zu sehen, was es war. Als er die Handschrift erkannte, wäre ihm der Zettel vor Schreck fast aus den Fingern
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