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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt
Autoren: Jack Higgins
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Koje, die untere Körperhälfte unter ei nem Gewirr von Wrackteilen begraben. Ihr Gesicht war toten bleich, die Augen geschlossen. Jetzt aber hob sie ganz langsam die Lider.
    »Helmut«, flüsterte sie. »Ich wußte, daß du kommen würdest.« »Was ist passiert? Warum bist du umgekehrt?«
    »Dein Ring, Helmut. Ich hatte ihn hier in der Koje versteckt. Unter meiner Matratze. Als wir an Deck geholt wurden, habe ich ihn vergessen.« Er stemmte sich mit aller Kraft gegen den schweren Balken, doch er bewegte sich nicht von der Stelle. »Seltsam«, sprach sie weiter, »ich habe seit Tagen immer nur gefroren, furchtbar gefroren. Aber jetzt spüre ich gar nichts mehr.«
    Die Deutschland erzitterte; sie mußte jeden Augenblick vom Riff gleiten. Noch einmal zerrte er verzweifelt an dem Balken, dann sagte er: »Maria, ich muß Hilfe holen. Ich bin gleich wie der zurück. Hab' keine Angst.« »Wirst du mich nicht verlassen?«
    »Niemals, Maria. Hast du mein Versprechen vergessen?« Er arbeitete sich durch das Wasser zurück, von einem Schott zum anderen. Die Deutschland war jetzt in ständiger Bewegung , glitt immer weiter vom Washington Reef herab , bis ihr Bug unter Wasser war. Als Richter die Leiter emporkletterte, sah er, wie die Mora g näherkam. Die Nonnen hatten den Schutz der Kapitänskajüte bereits verlassen , die Männer auf dem Achter deck drängten sich an der Leiter. Angstvolle Rufe ertönten , und eine der Schwestern schrie hoch und schrill , als sich die Deutschland abermals mit einem grauenhaften knirschenden Geräusch bewegte.
    Richter mußte sich sekundenlang an die Leiter klammern. Er sprang hinunter , hüfttief im Wasser , watete auf das Loch im Schott zu und kletterte hindurch. Die Deutsch /an d rollte jetzt ununterbrochen; um ihn herum wirbelte das Wasser. Doch als er den Salon erreichte , herrschte dort unheimliche Stille. Er betrat die Kabine und hängte die Laterne auf; dann setzte er sich zu ihr auf die Koje. »Du bist wiedergekommen , Helmut!« »Natürlich.« »Was soll jetzt werden?«
    »Sie kommen uns holen , Maria. Sie sind schon da.« Er nahm ihre Hand und hielt sie fest.

    Für Murdoch, der noch überlegte, wie er am besten an das Wrack herankäme, war dieses letzte Zittern , mit dem die Deutschland über das Riff rutschte, ausschlaggebend. »Sie wird gleich sinken, Junge - jeden Moment!« Er schlug Gericke auf die Schulter. »Geben Sie alles rein, was rein geht. Volle Kraft voraus , und geradewegs über die Reling aufs Deck. Zwei Minuten , m ehr haben wir nicht.«
    Gericke gab sofort Gas; die Morag machte einen Satz nach vorn , der sogar die Männer auf dem Achterdeck überraschte , durchbrach die Reling und kam mit dem Bug auf dem Deck der Deutschland zu liegen. Niemand brauchte ein Wort zu sagen: Sturm führte die Nonnen , während Prager , Reeve , Jago und die übrigen vom Achterdeck stiegen , so schnell sie konnten. Die Deutschland schüttelte sich noch einmal , und die Männer schrien. Schwester Regina stürzte quer über die Schiffsreling. Janet packte sie , zog sie an Deck und stieß sie hinab in die Flicht.
    »Sie wird uns mitreißen, Junge!« rief Murdoch erregt. »Ma schinen zurück! Achtung!« Er schrie verzweifelt: »Nun kommt schon, verdammt noch mal, sie sinkt!«
    Es gab ein letztes Durcheinander, als die Männer in ihrer Panik über die Reling sprangen, Kapitän Berger als letzter, das Log buch und sein persönliches Tagebuch in Ölzeug verpackt unter dem Arm. Dann rutschte die Deutschland wieder ein Stück tiefer , Gericke ging mit den Maschinen zurück, und die Mo rag löste sich.
    Schwester Angela hockte in einer Ecke der kleinen Kajüte. Tapfer versuchte sie aufzustehen, musterte die Gesichter um sie herum.
    »Maria?« fragte sie entsetzt. »Wo ist Maria?«
    Keine Antwort . Sie fuhr herum, packte Janets Arm und sagte auf englisch: »Maria ist nicht da, und Richter auch nicht . Die beiden müssen noch an Bord sein.«
    Janet arbeitete sich aus der Kajüte in die Flicht hinüber. Dort waren Jago , Reeve , Gericke und Murdoch. Heftig zerrte sie an Jagos Arm. »Da sind noch Menschen an Bord.«
    Jago schien das Reagieren schwerzufallen. »Unmöglich« , sagte er. Sie langte hinauf und packte Gerickes Ölzeug. »Paul , es sind noch Menschen an Bord!«
    Voll Entsetzen starrte er sie an. Im selben Augenblick glitt die Deutschland vom Riff.

    Berger hatte Tränen in den Augen. Während rings um das Wrack das Wasser brodelte, hob er die Hand zum letzten Gruß. Sekundenlang war noch die
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