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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt
Autoren: Jack Higgins
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Menschen sterben, und wer diese Men schen sind, spielt keine Rolle. Ihr seht den Zustand, in dem ich bin. Ich kann das Ruder nicht übernehmen. Doch wenn die Morag den Hafen verläßt, wird Commander Gericke an mei nem Platz stehen, und ich werde, bei Gott, an seiner Seite sein.« Er schlug mit der Faust auf das Kanzelpult. »Und nun ist genug geredet worden. Ich gehe jetzt zum South Inlet und hole das Boot. Wer will, kann mitkommen. Alle anderen sollen sich zum Teufel scheren.« Er kam von der Kanzel herab und mar schierte mit kraftvollen Schritten zum Portal.

    15

    Schonerbark DEUTSCHLAND, 25. September 1944. Um vier Glasen der Vormittagswache stießen wir auf das Washington Reef. Von jetzt an sind wir in der Hand des Allmächtigen. Sie haben uns Hilfe versprochen, aber es gibt kaum Hoffnung...

    Die Deutschland lag mit gebrochenem Kiel auf dem Riff; die See wusch , eine Welle nach der anderen, unablässig über sie hinweg. Ihr Heck ragte in die Luft. Diejenigen, die sich recht zeitig aufs Achterschiff gerettet hatten, drängten sich dort auf dem Hüttendeck. Aber einige Männer waren noch immer vorn, mehrere am Großmast angeseilt, andere an der Takelage. Berger , Reeve und Jago duckten sich an die Achterdecksreling, als Sturm sich die Leiter heraufarbeitete. Er hockte sich zu ih nen, sprach mit Berger, mußte schreien, um sich verständlich zu machen. Bergers Englisch war zwar alles andere als perfekt, aber es reichte. Er wandte sich an Reeve, die Lippen dicht am Ohr des Admirals. »Die Frauen sind fürs erste in meiner Kajüte sicher. Sturm sagt, das Schott hat Risse, aber es hält vorläufig noch.«
    »Nicht mehr lange«, entgegnete Reeve, als die Deutschland hochgehoben wurde und dann wieder aufs Riff krachte. »Ge ricke kommt bestimmt. Er hat es gesagt.«
    Sekundenlang hatte Reeve das Bild der Mo rag Sinclair vor sich, die im South Inlet auf dem Strand lag; am liebsten hätte er dem Deutschen die Wahrheit gesagt. Aber wozu? Wenn das Ende kommen sollte, dann kam es wenigstens schnell. Berger beugte sich trotz der hereinbrechenden Seen über die Reling und versuchte, die Männer in der Takelage und auf dem Deck am Großmast zu zählen. »Sieht nicht gut aus. Ich glaube,
    wir haben fünf Mann verloren , als wir aufliefen.«
    Der Funker hing dreizehn Meter hoch in den Wanten, wohin er sich vor dem Seegang gerettet hatte. Jago konnte ihn deutlich sehen. Der Mann winkte und brachte tatsächlich ein Lächeln zustande. Eine haushohe Woge rollte heran. Als sie ablief, war er verschwunden. »Wir müssen die Leute da drüben holen«, schrie Jago. Reeve zog ihn am Ärmel. »Seien Sie doch ver nünftig, Lieutenant! Sie könnten sich auf dem offenen Deck keine zwei Minuten lang halten.« Jago schüttelte ihn ab, kroch zur Achterdecksleiter und stieg vorsichtig hinab. Unten mußte er sich festklammern, weil schon wieder eine See über das Schiff spülte; er hielt die Luft an und ließ nicht los. Als das Wasser ablief, kam Richter zu ihm heruntergesprungen. Er hatte sich eine Seilrolle über die Schulter gehängt. Jetzt legte er Jago das eine Ende rasch um die Taille und befestigte das an dere an der Leiter. Jago begann sich vorzuarbeiten, während Richter nach und nach das Seil freigab.
    Jago kämpfte mutterseelenallein und verzweifelt in dem eiskal ten, grünen Wasser. Einmal verlor er den Boden unter den Fü ßen und landete im Speigatt, aber er legte sich fest in das Seil und schob sich weiter, manchmal auf allen vieren, bis er fast in Reichweite von Petersen war, der sich am Großmast angeseilt hatte. Die nächste Welle warf ihm Petersen der Länge nach entgegen. Jago packte seine Beine, dann den Gürtel und zog sich über den ausgestreckten Körper weiter, bis er den Groß mast erreicht hatte und sich aufrichten konnte.
    Er löste das Seil von seiner Taille und befestigte es am Mast. Dann winkte er Richter zu. Der Deutsche verknotete das andere Seilende geschickt an der Leiter, und nun spannte sich eine Handleine etwa einen Meter über dem Deck bis zum Mast. Jago winkte die Männer aus der Takelage herunter, und sie machten sich an den Abstieg. Petersen und die anderen, die am Mast angeseilt waren, hatten sich bereits losgemacht und han gelten sich einer nach dem anderen das Seil entlang. Jago war tete bis zuletzt, vergewisserte sich noch einmal, daß Deck und Takelage menschenleer waren, und folgte ihnen.

    In Bergers Kajüte waren Prager und die Nonnen trotz der Risse im Schott immer noch einigermaßen vor der
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