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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt
Autoren: Jack Higgins
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Murdoch hastete neben der Kolonne her und schrie Gericke und Lachlan, die mit Hilfe derselben Holzbalken, mit denen sie am South Inlet ein Zurückrollen verhindert hatten, die Ge schwindigkeit zu bremsen suchten, seine Anweisungen zu. Die Mo rag war jetzt wirklich in Fahrt; sie schwankte auf ihrem Wagen beängstigend von einer Seite zur anderen. Mit geradezu gefährlichem Tempo sauste sie auf die Pier zu, während Gerik ke und Lachlan neben ihr herliefen und immer wieder die Rä der mit den Holzbalken blockierten , bis sie allmählich zum Stehen kam.
    Murdoch hievte sich mühsam die Leiter hinauf und über die Reling , dann nickte er Paul Gericke zu. »Kommen Sie rauf, Commander«, sagte er. Gericke stellte zu seinem Erstaunen fest, daß seine Arme kaum das Gewicht seines Körpers zu tra gen vermochten.
    Murdoch rief den völlig ausgepumpten Leuten zu: »He, was ist los mit euch? Sie wiegt doch höchstens fünfzehn Tonnen. Nur noch einen kräftigen Ruck.«
    Niemand gab einen Laut von sich; dann jedoch rappelten sich die Frauen noch einmal auf und griffen nach den Seilen. Sie schleppten das Rettungsboot bis an die Helling am Ende der Pier und ließen die Mo rag ins Wasser gleiten.
    Als sie das Boot da liegen sah, wie es knirschend gegen die Pier stieß, konnte Janet es zunächst nicht fassen. Sie merkte, daß Jean Sinclair neben ihr hilflos weinte, sah, daß ihr die Trä nen übers Gesicht strömten, und hörte Gericke aufgeregt schreien: »Schnell , Treibstoffässer her!« Denn sie hatten am South Inlet die Tanks geleert, um das Boot leichter zu machen. Murdoch, in der achteren Flicht, rief nach oben zur Pier hinauf: »Lachlan, bist du da? Auf deinen Magen können wir jetzt keine Rücksicht nehmen. Ich brauche dich - und dich, Hamish, und Francis Patterson. Macht ihr noch mit?«
    Und sie kamen, die alten Männer - alle, sogar James Sinclair,
    dessen Bruder weiter hinten tot am Wegrand liegengeblieben war. Janet machte kehrt; automatisch begann sie zu laufen, wie von neuer Kraft beseelt. Sie lief die High Street hinauf, ohne anzuhalten, bis sie Admiral Reeves Haus erreichte. Sie stürzte hinein, griff sich die Arzttasche und hastete wieder zum Hafen hinunter.
    Energisch bahnte sie sich den Weg durch die Menge bis zur Pier. Die Männer standen bereits auf Deck und legten ihre Schwimmwesten an. Alle, sogar Gericke, trugen gelbes Öl zeug. Janet stieg die Steintreppe zur Anlegestelle hinab und kletterte über die Bootsreling. Murdoch wandte sich zu ihr um. »Was wollen Sie denn hier, Mädchen?« fragte er argwöhnisch. »Ihr seid nur sechs, Murdoch. Fünfeinhalb, wenn man Ihren Arm berücksichtigt. Ihr müßtet acht sein.«
    Gericke legte ihr beide Hände auf die Schultern. »Dies hier ist nichts für Frauen, Janet. Das müssen Sie einsehen.«
    »Und wer hat euer verdammtes Boot hergeschleppt?« Sie hielt ihre Arzttasche empor. »Ich will ja nicht als Frau mitkommen, sondern als Arzt. Und ihr werdet noch verdammt froh sein, daß ich dabei bin.« Gericke wollte etwas erwidern, aber Murdoch zog ihn beiseite. »Keine Zeit für Auseinandersetzungen. Von mir aus kannst du zum Teufel fahren, Mädchen. Aber runter in die Flicht.« Er versetzte ihr einen Stoß. »Unten findest du Öl zeug und Schwimmwesten. Zieh das an und stör uns nicht.« Gericke war totenblaß. Er zögerte, dann ging er ans Ruder. Eine Minute später warf Lachlan die Leinen los, sie legten ab und steuerten in den Hafen hinaus.

    An der Achterdecksreling hockten Jago, Reeve und Berger immer noch dicht beieinander. Die Deutschland hatte sich ein bißchen weiter nach Steuerbord übergelegt und schien sich nun mit jeder Welle steiler zu heben.
    Es war Admiral Reeve, der als erster die Mo rag Sinclair sah. Sie war etwa eine Meile entfernt.
    »Sie kommt!« schrie er aufgeregt und packte Lieutenant Jagos Arm. »Ich kann sie sehen!«
    Jago stemmte sich langsam hoch, hielt sich an der Reling fest und spähte unter geschwollenen Lidern durch den Regen. »Nein«, antwortete er heiser. »Das bilden Sie sich nur ein.« Doch Admiral Reeve hörte nicht auf zu rufen und zerrte jetzt Kapitän Berger am Arm. Nun war das Boot deutlich zu sehen, und die Männer auf dem Achterdeck brachen in lautes Jubelge schrei aus. Berger gab Leutnant Sturm ein Zeichen. »Gehen Sie runter in meine Kajüte und holen Sie die Schwestern rauf.« Völlig erschöpft kroch Sturm davon. In diesem Moment rannte donnernd eine neue Woge gegen die Deutschland an und schob sie ein Stück weit über das
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