Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
Riff. Ein Teil des Vorschiffs brach unter dem Druck ab, und das Sturm-Stagsegel, das bis jetzt heil geblieben war, flatterte wie ein grauer Vogel davon.
    »Die sollten sich ein bißchen beeilen«, meinte Jago. »Wir ha ben nicht mehr viel Zeit.«

    Richter hatte sich den Weg durch drei Schotte freigehauen und kletterte gerade in den achteren Laderaum, als die Männer auf Deck zu jubeln begannen. Er zögerte kurz, legte die Axt hin, machte kehrt und kroch durch das Loch zurück, das er zuletzt geschlagen hatte. Als sich das Schiff auf dem Riff bewegte, klammerte er sich an die Großmasthalterung, tauchte aber we nige Sekunden später gerade noch rechtzeitig aus der vorderen Ladeluke auf, um in einiger Entfernung auf dem Kamm einer Woge die Mora g Sinclair zu entdecken.
    Wieviel Zeit blieb ihm? Er sprang wieder hinunter und arbeite te sich im Wasser durch die Löcher in den Schotten zurück, bis er wieder im achteren Laderaum stand.
    Irgendwann in der langen Geschichte der Deutschland war dieser Laderaum halbiert worden, um Platz für zusätzliche Ka binen zu schaffen. Da man dieses Trennschott aber erst später eingezogen hatte, war es weit weniger dick als die anderen, die er bereits hinter sich hatte. Er nahm die Axt, watete hinüber und bearbeitete es mit kraftvollen Schlägen.

    Die Mo rag Sinclair nahm unablässig Wasser über; grüne Wel lenberge rollten vom Bug bis zum Heck über sie hinweg und schlugen mit unvorstellbarer Kraft in die achtere Plicht. Janet ängstigte sich zu Tode. Die Wellen wirkten so gigantisch , daß es ihr jedesmal , wenn die Morag im Zeitlupentempo em porkletterte , unmöglich erschien , diese Berge zu überwinden. Und wenn sie auf der anderen Seite ins Wellental absackte , sah es so aus , als werde sie nie wieder hochkommen. Aber Gericke schien das nicht zu stören; er konzentrierte sich ausschließlich auf den Kampf mit dem Ruder.
    Die Besatzungsmitglieder eines Seerettungsbootes leinen sich selten an, weil sie sich im Notfall behindert fühlen. So kam es, daß im selben Augenblick, als Lachlan sich von ihr abwandte, nach der Reling griff und ausrutschte, eine See hereinschlug und ihn über die Steuerbordreling riß. Janet schrie auf, als Ge ricke sich jedoch erschrocken umdrehte, tauchte die Steuer bordreling tief ins Wasser, und der junge Mann wurde auf wunderbare Weise wieder an Bord geworfen.
    Murdoch packte ihn und schüttelte ihn wie eine Ratte. »Mann taue anlegen!« rief er laut. »Sofort Manntaue anlegen!« Er wandte sich an Hamish MacDonald. »Manntaue für alle. Das ist ein Befehl, ob es euch paßt oder nicht.« Er beugte sich zu Janet hinab. »Sie auch, Mädchen.« Sie griff nach einer Leine und hatte sie gerade befestigt , als die Katastrophe hereinbrach. Die Morag, die auf einem Wellenkamm tanzte, tauchte gleich darauf ins Wellental und schlug quer. Im selben Moment wur de sie von einer Sturmbö gepackt, die sie vorn am Steuerbord bug traf. Sie kenterte.
    Janet versank in einer Welt aus stinkendem, grünem Wasser, das sie aufsog, während sie, in dem verzweifelten Wunsch, am Leben zu bleiben , blind um sich schlug. Die Morag schob sich immer noch weiter, ihre Schrauben drehten sich noch. Ganz allmählich richtete sie sich wieder auf. Janet sah, daß Gericke , m it einer Hand ans Ruder geklammert , nach ihr griff, daß Murdoch sich gleich neben ihm aufrappelte. Lachlan war in Sicherheit , Hamish MacDonald und Sinclair auch. Nur Fran cis Patterson war verschwunden. Von nun an war das Wetter so schlimm, war der Vorhang aus Regen, Graupeln und fliegender Gischt so dicht, daß sie das Wrack erst wieder für einen Au genblick sahen, als sie auf einer riesigen Woge ritten. Die Deutschland lag etwa einhundertfünfzig Meter entfernt, die Überlebenden drängten sich auf dem Achterdeck und winkten. »Was jetzt?« fragte Gericke.
    »Nur Geduld, Junge«, beschwichtigte ihn Murdoch. »Mir wird schon was einfallen.«

    Richter durchbrach das letzte Schott. Er kroch in den Salon hinüber. Hier war es dunkel; nur das Gurgeln des Wassers, das Heulen des Sturms draußen waren zu hören. Der Fußboden hatte inzwischen so starke Schlagseite, daß die Steuerbordka binen völlig unter Wasser standen. »Maria!« rief er.
    Keine Antwort. Es war töricht von ihm gewesen, etwas anderes zu erhoffen. Er watete durchs Wasser, kroch die Schräge hin auf zur Tür ihrer Kabine, die offen hing und hin und her pen delte. Er stützte sich gegen den Türrahmen und hob die Lampe. Die lag quer über ihrer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher