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Doppelkinnbonus: Gesamtausgabe (German Edition)

Doppelkinnbonus: Gesamtausgabe (German Edition)

Titel: Doppelkinnbonus: Gesamtausgabe (German Edition)
Autoren: Nancy Salchow
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Kapitel 1: Von Apothekerinnen und Hüftjeans
     
     
    Ich lernte Alexander während eines Gesprächs über Hämorriden-Salbe kennen. Allein dieser Umstand hätte schon damals alle Alarmglocken bei mir schrillen lassen müssen. Hämorriden-Salbe ist einfach kein besonders vielversprechender Auftakt für eine Bekanntschaft, geschweige denn für eine Beziehung. Doch die einzige Sorge, die mich damals an einem Spätsommertag während meines Aufenthaltes in der stickigen Apotheke plagte, war der Gedanke, dass dieser gutaussehende Athlet hinter mir etwas von dem Anwendungsgebiet für die ominöse Medikamentenschachtel in der Hand der redseligen Apothekerin mitbekommen könnte. Generell sollten Worte wie Rektalsalbe und Analdehner in keinem Gespräch fallen, das in Hörweite des vermeintlichen Traummannes stattfindet. Mit jedem Wort, das sie in beinahe unverschämter Lautstärke über die Art und Dauer der Anwendung verlor, nahmen meine abwehrenden Handbewegungen zu, die sie von meiner Fähigkeit, einen Beipackzettel zu lesen, überzeugen sollten.
    Doch Alexander, der damals noch namenlose Fremde mit dem dunklen Haar, den breiten Augenbrauen und den beinahe schwarzen Augen, ließ sich nichts anmerken. Kein verlegenes Lächeln, kein peinlich berührter Blick in die Seitenregale. Nur ein freundliches Augenblinzeln in meine Richtung, als befänden wir uns auf der Tanzfläche einer Singlebar.
    Fünf Monate ist das mittlerweile her und noch immer spüre ich den ersten zaghaften Händedruck zwischen uns, schmecke noch immer unseren ersten gemeinsamen Milchkaffee, als hätten wir ihn erst gestern getrunken.
    Während ich vor dem Spiegel stehe und mich in meinem neuen Etuikleid bewundere, kommen mir die fünf Monate jedoch wie eine Ewigkeit vor. Achtzehn Kilo trennen mich von dem Nachmittag in der stickigen Apotheke. Achtzehn Kilo, die aus einem unbeholfenen Pummelchen in Hemdbluse und Leinenhose eine selbstbewusste Frau in Tanktop und Hüftjeans gemacht haben. Achtzehn Kilo, die sogar die Tatsache erträglich machen würden, dass sich mein dreißigster Geburtstag in großen Schritten nähert.
    Wenn … ja, wenn nicht die Sache mit Alexander wäre.
    Ich lasse mich auf das Bett vor dem Spiegelschrank fallen.
    Die Sache mit Alexander. Immer wieder kreisen meine Gedanken um ihn. Auch in diesem Moment, wo sie eigentlich bei dem Abendessen sein sollten, das die Firma anlässlich des erfolgreich absolvierten Jahresabschlusses veranstaltet.
    Nie hätte ich mir träumen lassen, dass es jemals auch nur den Hauch eines Problems zwischen Alexander und mir geben könnte. So unglaublich die Tatsache war, dass sich jemand wie er für jemanden wie mich interessiert, so unglaublich ist nun die Vorstellung, dass das zwischen uns jemals vorbei sein könnte. Viel zu tief sind unsere Gefühle, viel zu eng die Bindung zwischen uns.
    Dachte ich.
    Nein, eigentlich weiß ich es. Noch immer. Trotz allem.
    Ich betrachte mich erneut im Spiegel. Meine braunen Augen scheinen durch den grauen Lidschatten regelrecht zu leuchten, während meine Strähnen in weichen Wellen auf die ärmellosen Schultern fallen. Die Idee, mich an einer Hochsteckfrisur zu versuchen, habe ich wieder verworfen, als ich festgestellt habe, wie gut das Rot meiner Haare zu dem neuen olivgrünen Kleid passt, das ich mir extra für das Essen gekauft habe.
    Ein Kleid in Größe 38.
    A-c-h-t-u-n-d-d-r-e-i-ß-i-g!
    Warum nur kann ich mich gerade jetzt so gar nicht darüber freuen?
    Ich schaue an mir herunter. Selbst im Sitzen bildet sich keine der unliebsamen Speckrollen, die ich bis vor wenigen Monaten noch unter weiten Shirts versteckt habe. Auch der BH, der sich in hauchdünnen Konturen unter dem Stoff meines Kleides abzeichnet, zerquetscht nichts. Kein unschönes Fettpolster, das durch zu enge BH-Träger in mehrere Fettinseln geteilt wird.
    Alles sitzt. Alles hat Luft.
    Nur mein Herz nicht.
    Warum kann mein Leben nicht ein einziges Mal unkompliziert sein? Warum können die Dinge nicht einfach perfekt sein?
    So wie Alexander.
    Ja, er ist perfekt. In jeder Hinsicht.
    Und genau deshalb wollte auch ich perfekt sein – für ihn. Umso enttäuschender ist nun die Erkenntnis, dass unsere Vorstellungen von Perfektion so weit auseinander driften wie die Hosenbeine meiner alten Jeans.
    In dem Celebrity-Magazin, das auf meinem Küchentisch liegt, habe ich gelesen, dass Christina Aguilera dasselbe Problem hat wie ich. Nur umgekehrt. Sie war schlank, als sie ihren Freund kennenlernte und futtert sich
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