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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt
Autoren: Jack Higgins
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Großstenge zu sehen, dann ver schwand auch sie im Wasser, und da war nichts mehr - nur noch Trümmer, die die mörderische See hinterließ: ein paar Planken, ein Stück Tau, ein langsam rotierendes Faß. Gericke steuerte die Morag in weitem Bogen vom Washington Reef fort und begann die lange, mühselige Rückfahrt durch die to bende See nach Fhada.

    16

    Schonerbark DEUTSCHLAND, 25. September 1944. Um drei Glasen der Nachmittagswache, als die DEUTSCHLAND
                                      unter unseren Füßen sank , wur den sechzehn Überlebende vom Rettungsboot MORAG SINCLAIR
                                                        unter dem Bootsführer
    Murdoch Macleod und Korvettenkapitän Paul Gericke von der deutschen Kriegsmarine in hervorragender Zusammenarbeit durch ein bewunderns wertes seemännisches Manöver vom Washington Reef gerettet. Anschlie ßend brachte man uns trotz schwerer , fast unüberwindlicher See auf die nahegelegene Insel Fhada. Zutiefst erschüttert hörte ich , daß sieben Men schen ihr Leben gaben , um uns zu retten. In tiefer Dankbarkeit beende ich dieses Logbuch. Erich Berger , Kapitän

    Reeve schenkte sich einen großen Scotch ein und trank ihn langsam. Er war unendlich müde und spürte sein Alter mehr denn je. Der Wind rüttelte am Dach seines Hauses; unwillkür lich zuckte er zusammen.
    »Nicht mehr , bitte!« flüsterte er. »Es ist genug.« Unter Schmerzen humpelte er zum Schreibtisch. Was er jetzt brauch te , war vor allem ausgiebiger Schlaf , zuerst aber mußte noch etwas erledigt werden. Er griff zum Füllhalter und schlug sein Tagebuch auf. Doch da klopfte es , und Harry Jago kam herein; er hatte Mühe , die Tür gegen den Wind wieder zu schließen. Sein Gesicht war angeschwollen, die Haut an zahllosen Stellen geplatzt. Genau wie Reeve schien auch er beim Gehen Schmerzen zu haben.
    »Na, Harry, blendend sehen Sie nicht gerade aus.« Der Admi ral schob ihm die Flasche Scotch über den Schreibtisch zu. »Bedienen Sie sich.« Jago ging in die Küche und holte sich ein Glas. Dann erst sagte er sehr langsam: »Ich fühle mich wie ein
    wandelnder Leichnam.« »Das kenne ich. Wie geht's Janet?«
    »Nicht kleinzukriegen. In Fhada House herrschen Zustände wie in einem Feldlazarett, und sie hat, seit wir zurück sind, nicht eine einzige Minute Pause gemacht.«
    »Ja, sie hat Übung. Der Krieg dauert ja schon lange genug«, antwortete der Admiral. »Ist es immer noch so schlimm drau ßen?«
    »Nicht mehr ganz so wie bisher. Windstärke sieben bis acht würde ich sagen, und nachlassend. Bis morgen früh hat sich der Sturm wahrscheinlich gelegt.«
    Er leerte sein Glas, das Reeve sofort wieder füllte. »Ich habe Funkverbindung mit Murray gehabt. Da drüben herrscht an scheinend Chaos, aber er will morgen ein Boot schicken. Er will sogar versuchen, selbst mitzukommen.«
    »Was wird eigentlich aus den Überlebenden? Wissen Sie das?« »Nein. Die Nonnen werden wahrscheinlich interniert, Berger und seine Männer kommen sicher in ein Kriegsgefangenenla ger.«
    Eine längere Pause entstand; Jago starrte in sein Glas. »Das gefällt Ihnen wohl nicht, wie?«
    »Ach, wissen Sie, das hat für mich jede Bedeutung verloren.« Der Scotch dämpfte seine Schmerzen ein wenig. »Und Gerik ke?« fragte Jago.
    »Was soll schon aus ihm werden? Wir haben schließlich immer noch Krieg, Harry.«
    »Ich weiß«, antwortete Jago. »Irgendwo ist immer Krieg. Muß er in die Zelle zurück?«
    »Das zu entscheiden, ist nicht meine Sache. Der Gesetzesver treter hier ist Jean, wie Sie wissen.«
    Jago leerte sein Glas mit einem Schluck. »Na ja, ich glaube, ich gehe wieder zum Haus zurück und sehe nach, wie's meinen Jungens geht.«
    »Und dann, marsch ins Bett, Harry. Wirklich, legen Sie sich hin.« Reeve brachte tatsächlich ein Lächeln zustande. »Das ist ein Befehl, Lieutenant!«
    »Admiral!« Jago stand auf und salutierte mühsam. Er hatte fast die Tür erreicht, hatte die Hand schon ausgestreckt, da sagte Reeve noch einmal leise: »Harry?« Jago wandte sich fragend um. »Ja, Sir?«
    »Ich fühle mich auf einmal alt, Harry. Zu alt. Das wollte ich irgend jemandem sagen.«

    Im Hafen lief noch immer eine heftige Dünung, als Gericke, den Kopf gegen den strömenden Regen gesenkt , die Pier ent langschritt. Die Morag Sinclair tanzte an ihrer Vertäuung - ein stolzer Anblick mit ihrem schönen blau-weißen Anstrich. Erst bei
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