Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
die Frauen gegenseitig anspornten, weit über den Punkt hinaus, da sie noch Schmerz verspüren konnten. Und dann hatte der Wagen unter heiserem Jubelgeschrei den Kamm erreicht und bewegte sich, allmählich immer schneller werdend, den Pfad neben dem Schmalspurgleis hinunter.

    Im vorderen Laderaum stand das Wasser zwischen zwei und drei Metern hoch - je nachdem, wo man sich befand, denn der Boden neigte sich steil nach Steuerbord. An einem Haken im Schott hing die Sturmlaterne; ihr Licht spielte auf dem dunklen Wasser.
    Aber es gab keinen Durchgang hier. Die Öffnung der Verbin dungsluke war hoffnungslos blockiert. Und selbst wenn sie passierbar gewesen wäre, war es noch zweifelhaft, ob Richter den Atem lange genug anhalten konnte, um sich unter Wasser einen Weg durch die Trümmer zu bahnen.
    Also blieb nur eine Möglichkeit. Er klopfte das Schott sorgfäl
    tig ab. Es würde einige Zeit kosten. Aber ihm blieb schließlich nichts anderes übrig. Er packte die Feueraxt und holte aus. Die Morag Sinclair befand sich auf halber Strecke neben dem Bahngleis, hoch oben auf dem Inselrücken, und wurde, als ihr der Orkan voll entgegenblies, ein wenig langsamer.
    Die Szene hinter ihr glich einem Schlachtfeld; überall am Weg rand hockten total erschöpfte Menschen. Es war ein Alptraum, den man unbedingt stoppen mußte, schien es Janet; aber den noch legte sie sich neben Jean ins Geschirr, daß das Seil schmerzhaft in ihre Schulter schnitt und ihre Handflächen zu bluten begannen.
    Als sie auf das Meer hinausblickte, kam es ihr vor, als sei es aufgewühlter denn je, eine weite Fläche tosender Gischt, ein Himmel von jagenden, schwarzen Wolken, die sich immer tie fer herabsenkten, als wollten sie die Erde verschlingen . Vor ihr löste sich Dougal Sinclair aus der Reihe, stolperte über das Bahngleis und brach im hohen Heidekraut zusammen. Ja net ließ das Seil fahren und wankte ausgepumpt zu ihm hin über . Er wirkte sehr friedlich, wie er da auf dem Rücken lag und mit den blauen Augen in den dunklen Himmel starrte. Und so dauerte es ein paar Sekunden, ehe sie merkte, wie starr die ser Blick war. Hastig öffnete sie seine Kleider, um nach seinem Herzschlag zu tasten.
    Neben ihr tauchte Gericke auf. »Was ist los?« wollte er wissen. »Alles in Ordnung?«
    »Er ist tot«, antwortete sie voll Bitterkeit. »Sind Sie jetzt end lich zufrieden?«

    Reeve duckte sich an die Achterdecksreling der Deutschland, nahm sein Taschenfernrohr ans Auge und starrte suchend nach Fhada hinüber.
    »Sinnlos«, schrie er Jago zu. »Die können uns von Feith na Falla aus vielleicht sehen, aber ich kann nicht mal die Insel selbst ausmachen.«
    »Sie kommen ja doch nicht, Admiral. Niemand kommt. Mit uns ist es aus.«
    Bei den Salomonen in der Südsee war es wenigstens warm gewesen. Als er sekundenlang die Augen schloß, brach eine See über sie herein, hob die Deutschland spürbar an und ließ sie wieder herabkrachen.
    »Allmächtiger, jetzt hab' ich wirklich geglaubt, wir würden vom Riff gerissen«, sagte Reeve.
    Berger schrie ihm laut ins Ohr: »Sie bricht auseinander! Bei der nächsten oder übernächsten See geht sie baden.« Reeves Gesicht war von dem ständigen Salzwasser ausgelaugt, die Haut grauweiß wie ein Fischbauch, und er sah aus, als wäre er hundert Jahre alt. Jago beugte sich dicht zu ihm. »Sie woll ten doch mitten drin sein im Geschehen, Admiral. Jetzt stecken sie drin - bis über die Ohren. Ein schöner Tod!«
    Richter hatte sich gerade den Weg durch das Schott des vorde ren Laderaums freigeschlagen, als die Deutschland angehoben wurde und zu rollen begann.
    O Go tt , jetzt ist e s so weit , dachte er. Mit dem scheußlich knir schenden Geräusch berstender Planken sackte das Schiff auf die Felsen zurück. Richter wartete, bis sich das wirbelnde Was ser beruhigt hatte. Seltsamerweise hatte er keine Angst um sich selbst, er war nur von dem leidenschaftlichen Wunsch beseelt, zu erfahren, wo Maria war.
    Er schob sich an der Verankerung des Großmastes und an der Lenzpumpe vorbei, fand einen Nagel, an dem er die Sturmla terne aufhängen konnte, und begann das Schott zu bearbeiten, durch das er in den achteren Laderaum gelangen konnte.

    Die Mo rag Sinclair rollte jetzt immer schneller den Pfad hinab, der kurz vor Mary's Town die Bahnlinie überquerte, und auf einmal war die Situation genau umgekehrt. Die etwa vierzig Leute mußten sich jetzt kräftig gegenstemmen, um zu verhin dern, daß ihnen das Boot auf dem Wagen einfach davonfuhr.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher