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Feind aus der Vergangenheit

Feind aus der Vergangenheit

Titel: Feind aus der Vergangenheit
Autoren: Stefan Wolf
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Meister“, sagte der. „Ist doch ein netter Hinweis von mir. Was kriege
ich dafür?“
    „Einen Tritt in den Hintern“,
war die Antwort.
    Mehlspeise hatte Susanne
entdeckt, die in diesem Moment Karins Fotos an sich nahm, vom Aütomaten
entwickelt und ausgegeben nach genau sieben Minuten.
    Susanne schob alles in ihre
Handtasche, blickte abermals suchend umher in der Halle und ging dann eilig zum
Ausgang.
    Wo war der Verbrecher? Sie
spürte Angst. Wurde sie beobachtet von ihm? Oder war er verscheucht worden
durch Bahnpolizei? Hatte er sich davongemacht, ohne die Fotos abzuwarten?
    Sie sah sich um. Hinter ihr,
sehr dicht, kam ein teigiger Kerl, dem die kleinen glitzernden Augen fast
zuwuchsen. Alles an ihm schwabbelte, und er hatte ein böses Gesicht. Aber der
Bankräuber war’s nicht, Gott sei Dank!
    Susanne eilte zum Wagen, zu
Karins Winzlings-Fahrzeug, schloß auf und öffnete die Beifahrertür.
    „Keinen Mucks!“ hörte sie eine
fettige Stimme hinter sich. „Sonst gebrauche ich mein Messer, Puppe. Und das
tut weh.“

    Entsetzt sah Susanne in das
Teiggesicht mit den glitzernden Augen. Dann fiel ihr Blick auf die Hand des
Mannes, halb verborgen unter der Jacke. Er hatte ein Messer.
    „Was wollen... Sie von mir?“
    „Du steigst ein. Und zwar
hinten.“
    „Was wollen...“
    „Tu, was ich sage!“ zischte er
sie an. „Sonst passiert was.“ Susanne zitterte. Dieser Kerl! Er meinte es
ernst. Die Messerspitze war jetzt auf sie gerichtet.
    Keine Hilfe weit und breit.
Zwar Passanten zuhauf. Aber keiner so nah, daß er bemerkte, was sich hier
abspielte. Und wenn der Kerl zustieß mit seinem Messer, wäre ohnehin jede Hilfe
zu spät gekommen.
    Susanne klappte den
Beifahrersitz nach vorn und zwängte sich auf die Rückbank.
    Wieselflink glitt der Teigige
hinters Lenkrad, wandte sich nach hinten, riß Susanne die Schlüssel aus der
Hand — Zündschlüssel, Türschlüssel und den für den Kofferraum, denn das
Wägelchen war betagt — und startete das Fahrzeug.
    „Was soll das?“ Susannes Stimme
bebte. „Wohin wollen Sie mit mir? Den Wagen können Sie auch so... Lassen Sie
mich raus!“
    „Halt den Mund!“
    Henry Spähtvolger kam zurecht
mit dem Kleinwagen, steckte zwar eng hinterm Lenkrad, konnte aber chauffieren,
ohne daß es ihm die Knöpfe vom Jackett riß.
    Eine Seitenstraße, unbelebt. Er
hielt. Die rechte Tür wurde aufgerissen. Korf stieg ein.
    „O Gott!“
    Susanne klammerte sich fest an
der Sitzbank.
    „Dein Pech!“ sagte Korf. „Dein
doppeltes Pech. Erst siehst du mich in der Bank. Dann kassierst du meine Fotos.
Ist direkt schicksalhaft, wie unsere Wege sich kreuzen. Mir jetzt zum Vorteil.
Dir aber nicht. Her mit den Fotos!“
    Widerstand war sinnlos. Susanne
fühlte sich wie betäubt. Träumte sie das alles? Gab es das? Eine Entführung am
hellichten Mittag, vor dem belebten Hauptbahnhof. Und doch würde es sicherlich
keinen einzigen Zeugen geben.
    Zeugin bin nur ich! dachte sie
und preßte die Lippen fest aufeinander, um nicht zu heulen.
    Sie sah hinaus. Kein Polizist.
Kein Polizeifahrzeug.
    Der Teigige fuhr schnell.
    „Du warst bei der Gendarmerie?“
fragte Korf über die Schulter.
    „Ich wurde als Zeugin
vernommen.“
    „Du hast mich beschrieben?“
    „Nicht sehr gut.“
    Korf betrachtete seine Fotos.
„Sieh dir an, Henry, wie ähnlich sie mir sind! Nicht auszudenken, wenn die bei
den Bullen gelandet wären.“ Er wandte sich wieder nach hinten. „Wie heißt du?“
    „Susanne Carsten.“
    „Nicht von hier, wie?“
    „Aus Deutschland.“
    „Das nützt dir jetzt nichts.“
    „Ich bin nur zu Besuch.“
    „Ist mir doch egal.“
    „Was wollen Sie von mir? Was
haben Sie mit mir vor?“
    „Stell dich nicht so blöd an,
Susanne. Du kannst mich identifizieren. Nur du. Von dir hängt alles ab. Wenn du
den Bullen sagst: der ist es — dann wandere ich für Jahre ab in den Knast. Die
Fotos hättest du doch zu den Bullen gebracht, nicht wahr?“ Sie zögerte einen
Moment, dann sagte sie: „Ja, das hätte ich.“
    Mehlspeise lachte auf. „Eine ehrliche
Person, wie! Du hast jetzt eine ehrliche Person am Hals, Lothar. Und wohin soll
ich fahren?“
    „Zu mir.“
    „Was?“
    „Es geht nicht anders. Ich habe
Haus und Garage, und in meinem Keller können wir sie absondern, erst mal. Dann
soll Nero entscheiden, was mit ihr wird.“
    Susanne preßte die Hände an den
Mund. Plötzlich fühlte sie Todesangst.

4. Mord wird geplant
     
    Tim war enttäuscht. Das
Kriminalmuseum wurde renoviert
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