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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind
Autoren: E Zeißler
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werden."
Dhalia musst sich stark beherrschen, damit der Schock, der sie bei diesen Worten traf, sich nicht in ihrem Gesicht spiegelte. Ging er etwa davon aus, dass sie für immer da bleiben würde?
"Aber natürlich", beantwortete Viorel ihre Gedanken.
Zu spät erinnerte Dhalia sich an das Zeichen an ihrer Stirn, das ihnen erlaubte, ihre Gedanken zu lesen.
"Möchtest du nicht mit uns sprechen?" erkundigte Viorel sich besorgt. "Du bist frei, alles zu tun, was dir Freude macht. Du gehörst jetzt zu uns. Wenn du willst, werde ich das Zeichen von deiner Stirn entfernen." Von ihren Gedanken verwirrt starrte er sie an.
"Nein", beeilte Dhalia sich, es ihm zu erklären. "Ich bin nur noch nicht daran gewöhnt, meine Gedanken zu teilen, das ist alles.
"Oh, natürlich", erwiderte er höflich. Aber Dhalia war sich nicht sicher, ob er sie tatsächlich verstanden hatte. "Du hast Fragen", fügte er hinzu.
"Ja." Dhalia lächelte erleichtert. "Könnt Ihr mir etwas über den Brunnen erzählen?"
Viorel nickte feierlich. "Die meisten können sich gar nicht mehr daran erinnern, so lange ist er schon versiegt. Doch einst floss dort das Wasser des Lebens."
"Wasser des Lebens - was bedeutet das?"
"Es hatte die Kraft, Verletzungen zu heilen und neue Kraft zu geben."
"Und was ist passiert?"
"Vor langer, langer Zeit hat es ein Erdbeben gegeben und danach ist der Brunnen versiegt."
"Das ist alles?" fragte Dhalia schockiert nach. "Es dürfte ja nicht so schwer sein, die Leitung wieder zu reparieren!" entfuhr es ihr. Plötzlich merkte sie, wie respektlos das geklungen haben musste, und blickte vorsichtig zu Viorel hoch. Doch er schien keinen Anstoß daran zu nehmen.
"Viele von uns, vor allem die Ältesten, die trotz allem, was passiert war, noch an der alten Lebensweise festhielten und sich in den Höhlen befanden, sind bei dem Erdbeben verschüttet worden. Zum Glück haben die meisten Kinder zu der Zeit draußen gespielt. Doch die Alten konnten die Oberwelt nicht so leicht los lassen. Einige von denen, die überlebt hatten, hatten sich, nachdem der Schaden an unserer Welt weitgehend behoben war, irgendwann aufgemacht, die neue Öffnung der Quelle zu suchen. Doch die meisten kamen nicht wieder zurück. Sie waren auf ein Ungeheuer gestoßen, das zu stark für sie gewesen war. Vermutlich nährt es sich seitdem von dem Wasser des Lebens."
"Und habt Ihr nie wieder einen Versuch unternommen, die Quelle zu reparieren?"
"Nein." Viorel schüttelte lächelnd den Kopf. "Warum sollten wir das tun wollen?"
"Aber die Magie des Wassers ...", stammelte Dhalia verwirrt. "Wie habt Ihr einfach so darauf verzichten können?"
Viorel lächelte nachsichtig. "Wir hatten den Verlust fast gar nicht bemerkt. In der Oberwelt, die von Gefahren so erfüllt war, war die Heilkraft des Wassers wichtig für uns gewesen. Aber wozu sollten wir sie hier benötigen?" Er weitete seine Hände aus und blickte sich um. "Der See gibt uns alles, was wir brauchen. Was könnten wir mehr wollen?" Er musste einen rebellischen Gedanken bei Dhalia gespürt haben, denn er fügte beruhigend hinzu: "Keine Angst, du wirst es auch noch verstehen, wenn du erst einmal lange genug hier bist."
"Aber was ist, wenn ich gar nicht hier bleiben möchte?" konnte Dhalia sich nicht länger zurückhalten.
"Ich glaube nicht, dass du wirklich so denkst." Er streckte seine Hände nach Dhalias Fingern aus und drückte sie sanft. "Du bist jung. Du wirst dich schnell an das Leben hier gewöhnen und seinen Reiz erkennen, keine Angst."
"Aber ich möchte das nicht, ich möchte zurück."
"Glaub mir, hier unten bist du viel besser dran als in der überfüllten, gefährlichen Oberwelt. Du brauchst nur etwas Zeit, es zu verstehen. Und die werden wir dir selbstverständlich geben."
"Aber Ihr sagtet, ich wäre frei ..." begann Dhalia mit zunehmender Panik vor einer lebenslangen Gefangenschaft.
"Aber natürlich bist du das", erwiderte Viorel milde verwundert.
"Wenn ich also diesen Ort verlassen möchte, kann ich das jederzeit tun?" präzisierte sie.
"Ich weiß zwar nicht, warum du das tun solltest, aber prinzipiell steht es dir frei."
"Ihr werdet mich nicht daran hindern?" vergewisserte sie sich nochmals.
"Nein!" Fassungslos schüttelte Viorel den Kopf. "Wieso sollten wir deinen Wünschen Gewalt antun?" Er schien ein wenig betroffen von Dhalias eigenartigen Ideen zu sein.
"Das ist gut zu wissen", beendete Dhalia etwas lahm das Gespräch. "Danke."
"Du bist mir jederzeit willkommen", erwiderte Viorel. Er wandte sich wieder Fiona
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