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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind
Autoren: E Zeißler
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Vergnügungen dachten. Es war natürlich möglich, räumte sie fairerweise ein, dass Fiona nur eine Ausnahme war. Aber sie bezweifelte das. Wenn es jemanden gegeben hätte, der sich mehr Gedanken machte, hätte er sie bestimmt aufgesucht. Immerhin konnte sie sich nicht vorstellen, dass das Wasservolk oft Besuch von Menschen bekam.
Nun, da Fiona wieder einmal verschwunden war, blieb Dhalia unschlüssig stehen. Sie konnte entweder andere Feen suchen oder diese merkwürdige Parodie ihrer Welt erkunden, in der sie sich nun befand.
Sie blickte zur heißen gelben Sonne hoch und dann zu dem einladenden Schatten des Parks, der einige Schritte vor ihr begann. Kein Wunder, dass die Wasser liebende Fiona es dort nicht lange aushalten konnte. Aber wenn sie schon einmal da war, beschloss Dhalia, konnte sie sich den Brunnen, von dem das Mädchen erzählt hatte, auch mal ansehen.
Ihr Blick fiel auf einen schmalen, mit Kieseln ausgelegten Weg, der zwischen den Bäumen hineinführte. Dhalia blickte sich noch ein letztes Mal um und betrat entschieden den Pfad.
Während sie dem kurvenreichen Weg folgte, kehrten ihre Gedanken immer wieder zu Fiona zurück. Ihr Verhalten erinnerte Dhalia an etwas, das sie als Kind gehört hatte. Es musste ein altes Lied oder ein Reim gewesen sein, etwas, das Hanna, ihre Kinderfrau, ihr vor langer, langer Zeit vorgesungen hatte.
Während sie also durch den verwunschenen Park schlenderte, der ihr trotz seiner Vielfalt an Pflanzen und trotz seiner kunstvollen Schönheit irgendwie unecht vorkam, versuchte Dhalia, das Lied aus den in ihrem Kopf schwirrenden Bruchstücken zu rekonstruieren. Langsam summte sie beim Gehen vor sich hin, bis sie das Gefühl hatte, den Text wieder halbwegs im Kopf zu haben.

    Tief unten im See, da leben die Nixen -
Gespaltene Wesen, nicht Mensch und nicht Fisch.
Kalt wie das Wasser sind ihre Herzen,
Es kümmert sie nicht der Menschen Geschick.

Im Wasser sind sie zahlreich und mächtig
Und arglos wie die Kinder dabei.
Nur der Augenblick ist ihnen wichtig,
In Spiel und Tanz geht der Tag schnell vorbei.

Flatterhaft, unbedacht, selbstsüchtig sind sie
Und eitel über alle Maße.
Von ihrem Spiegel trennt eine Nixe sich nie,
Selbst nicht in ihrem Schlafe.

Doch solltest du es irgendwie schaffen,
Ihr ihren Spiegel zu stehlen,
Ist sie bereit, für dich alles zu machen
Und du kannst ihr alles befehlen.

Dhalia schüttelte lächelnd den Kopf. Kaum zu glauben, dass es sich dabei um das Brudervolk der Dunkelfeen handeln sollte, die die ganze Menschheit in Angst und Schrecken versetzten. Ob das Lied wohl tatsächlich Fiona und ihre Familie gemeint hatte? Der Teil über das Flatterhafte in ihrem Charakter würde jedenfalls passen.
Dhalia war so in ihre Überlegungen vertieft, dass sie beinahe gar nicht bemerkt hatte, dass der Pfad schließlich in einer Lichtung mündete. Überrascht blickte sie hoch, als sie vor sich ein kleines Bauwerk bemerkte. Sie war am Ziel.

In der Mitte der runden Lichtung lag eine leicht erhobene Plattform. Sie war von drei geschwungenen Streben eingerahmt, die sich über ihrer Mitte bogenförmig trafen. Alle drei Streben waren vollständig vom blühenden wilden Efeu bewachsen. Und auf der Plattform stand ein großer, kunstvoll gefertigter, steinerner Brunnen. Er war aus drei übereinander angeordneten Schalen aufgebaut, jede ein wenig kleiner als die darunter liegende. Als Dhalia näher kam, bemerkte sie, dass alle drei Schalen mit wunderschönen Motiven von Tieren, Vögeln und Pflanzen verziert waren, die sowohl aus der echten wie auch aus der Fantasiewelt stammen konnten.
Der Stein, aus dem der Brunnen gehauen worden war, war von Alter und Trockenheit beinahe weiß. Doch als Dhalia vorsichtig mit ihrem leicht angefeuchteten Finger darüber strich, konnte sie eine Spur von Glanz erahnen. Neugierig riss sie ein Büschel Gras aus, an dem noch einige Tautropfen klebten, und rieb damit über die Außenwand der untersten Schale. Und tatsächlich verstärkte sich der Glanz und der Stein begann, in verschiedenen Farben zu funkeln.
Staunend ging Dhalia um den Brunnen herum. Sie konnte nur erahnen, wie überwältigend der Anblick gewesen sein musste, als eine hohe Fontäne aus der Mitte der obersten Schale emporgeschossen war, um dann dahin zurück zu fallen und sich in einem kaskadenförmigen Wasserfall in die beiden darunter liegenden Schalen zu ergießen. Wenn schon ein paar Tautropfen ausreichten, um den Stein zum Funkeln zu bringen, war nicht auszumalen, was ein stetiger
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