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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind
Autoren: E Zeißler
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Strom klaren frischen Wassers bewirken konnte.
Während sie den Brunnen umrundete, sah sie sich die Verzierung der Schalen genauer an. Vielleicht konnte sie dort einen Anhaltspunkt dafür entdecken, welche Bedeutung der Brunnen früher einmal gehabt haben mochte, denn sie hatte ihr Ziel - das nächste Element für ihren Schlüssel ins Feenreich zu besorgen - für keinen Augenblick vergessen.
Hier und da waren auch einige Runen zwischen den fantastischen Reliefs eingraviert. Ihnen widmete Dhalia besondere Aufmerksamkeit, doch leider kannte sie sich trotz all ihrer Bemühungen nicht gut genug damit aus, um ihren Sinn zu verstehen. Bis auf eine. Diese Rune kam insgesamt dreimal auf jeder Schale vor - immer in der Mitte zwischen zwei Streben. Dieses Symbol war Dhalia gut bekannt, sie hatte es auch auf der Plattform am See gesehen, dort, wo die Wasserfrau auf dem Bild gestanden hatte. Das Symbol für Wasser.
Es war Dhalia schon bei dem Studium des Feenbuches aufgefallen, dass es in der Feensprache möglicherweise mehr als nur eine Rune für Wasser gab. Sie konnte natürlich niemals sicher sein, doch sie wollte gern glauben, dass die Rune, die sie nun vor sich sah, für besonderes Wasser, für magisches Wasser benutzt wurde.
Wenn dies stimmte, war dieser Brunnen früher einmal wohl dessen Quelle gewesen. Und nun war er versiegt. Es gab in dieser Welt kein magisches Wasser mehr. Und die Feen schienen es nicht einmal zu vermissen. Unschlüssig starrte Dhalia den trockenen Brunnen an. Bevor ihr Mut sie verlassen konnte, riss sie sich zusammen. Nein, sie würde das nicht so hinnehmen. Sie würde herausfinden, was mit dem Brunnen passiert war, und ihn wenn nötig wieder herstellen. Doch dazu brauchte sie ein paar Antworten.
Entschieden drehte sie sich um und hastete den kleinen Kieselweg entlang zum Ausgang der kunstvollen Imitation der Erde. Sie vermied es bewusst, den einen Gedanken zuzulassen, dass es womöglich niemanden mehr gab, der sich noch an die magische Quelle erinnerte.

Als sie die Kuppel verließ, folgte sie dem Weg bis zur ersten Gabelung. Dann blieb sie unschlüssig stehen. Sie konnte zwar durch die durchsichtigen Wände und das klare Wasser hindurch den Verlauf der matt leuchtenden Gänge erkennen, jedoch nicht soweit, um sich wirklich orientieren zu können. Schließlich bog sie auf gut Glück nach rechts ab, da sie meinte, von dort sich nähernde Stimmen zu hören. Und tatsächlich lief bald eine ganze Gruppe lachender Menschen sie beinahe um.
Nein, keine Menschen, berichtigte sich Dhalia in Gedanken, während sie sich bemühte, ihr Gleichgewicht zu wahren. Ein junger Mann streckte hilfsbereit seine Hand nach ihr aus, während die ganze Gruppe sie neugierig musterte. Befremdet stellte Dhalia fest, dass selbst die Männer keine Hosen trugen, sondern kurze Tuniken, die sie an bunte Bademäntel erinnerten und an der Brust weit geöffnet waren. Während sie die Gruppe also ebenso neugierig musterte, wie sie selbst gemustert wurde, drängte sich eine junge Frau nach vorne. Dhalia erkannte in ihr Fionas Freundin, die sie schon zuvor kennengelernt hatte.
"Das ist sie also?" wurden überall um sie herum interessierte Stimmen laut.
Fionas Freundin nickte wichtigtuerisch mit dem Kopf. "Sie hat das Zeichen", sie deutete auf Dhalias Stirn. "Viorel selbst hat es ihr gemacht. Sie gehört jetzt zu uns." Das schien das Zeichen zu sein, auf das alle gewartet hatten.
"Wie heißt du?"
"Wo kommst du her?"
"Ich bin Alan."
"Ich bin Flora."
"Das ist ein hübscher Anhänger!"
"Spielst du mit uns?"
"Magst du meinen Haarreif?"
"Wie heißt du?"
"Woher kommst du?"
"Deine Kleider sind witzig."
"Darf ich dich anfassen?"
Ein Durcheinander von Stimmen brach in ihrem Kopf aus und Dhalia wusste gar nicht, wem sie zuhören und wem sie antworten sollte, während sich von überall her Hände nach ihr streckten, um ihr Haar, ihren Anhänger, ihre Kleidung zu berühren.
Sie kam erst wieder zu sich, als sie merkte, dass sie sich die Hände in dem vergeblichen Versuch, die Stimmen von ihrem Kopf fernzuhalten, an die Ohren gepresst hatte und panisch "Lasst mich in Ruhe!" schrie. Plötzlich wurde es still. Betreten sahen ihre neuen Freunde sie an. Dann brach eine Diskussion in ihrer merkwürdigen Sprache aus, der Dhalia wie aus weiter Ferne zuhörte, da die Gedanken nicht länger direkt auf sie gerichtet waren.
"Was hat sie bloß?"
"Mag sie uns nicht?"
"Haben wir ihr etwas getan?"
"Ist sie immer so komisch?"
Fionas Freundin, die die meiste Autorität
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