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Fee und der Schlangenkrieger

Fee und der Schlangenkrieger

Titel: Fee und der Schlangenkrieger
Autoren: Joanne Foucher
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Lenyal saß wegen seiner Verletzung die meiste Zeit auf den Polstern bei den Greisinnen, die sich mit ihm unterhielten und ihn offenbar neckten. Fee hatte ihn noch nie so viel und so frei lachen sehen. Sie passte den Nehr ab, als er sich den Becher mit Honigwein nachfüllen ließ.
    „So, Herr Knüttel, Ponifal ohne Goldenen Hut“, sagte sie auf deutsch. Herr Knüttel musste lachen. Er wandte den Kopf und sah Fee an.
    „Sie haben sicherlich viele Fragen, Frau Maiwald“, sagte er und goss Fee ebenfalls einen Becher ein.
    „Darauf können sie Gift nehmen“, sagte Fee. Sie legte den Kopf schief und sah ihn prüfend an. „Wer sind Sie wirklich? Warum haben Sie uns hergebracht?“
    Der Nehr nahm einen Schluck.
    „Mein Name ist Hans-Peter Knüttel. Ich bin 1956 in Magdeburg geboren worden. Ich war sechsundvierzig Jahre alt, als ich 2002 die Himmelsscheibe das erste Mal in die Hand nahm. Hat Schlotte dir erklärt, was die Scheibe ist?“
    „Ein Schlüssel, hat sie gesagt.“
    „Genau. Diser Schlüssel reagiert auf die Berührung einiger besonderer Menschen. Wenn Sie sie in die Hand nähmen, würde vermutlich gar nichts geschehen. Doch zu meiner Verwunderung wurde die Scheibe aktiviert, als ich sie berührte. Ich reiste zurück in die Bronzezeit und ich habe mehrere Jahre damit verbracht, ihre Geheimnisse zu erforschen. Ich reiste noch weiter in der Vergangenheit zurück um noch mehr zu lernen und andere Hüter der Zeit zu finden.“
    Fee nickte.
    „Ehrlich gesagt hatte ich mich schon gewundert. Wie Mitte vierzig sehen Sie nicht aus, wenn Sie mir das verzeihen.“
    Herr Knüttel nickte.
    „Natürlich. Ich habe über sechzig Jahre gelebt.“
    „Wie erklären Sie das den Leuten in der Gegenwart?“
    „Ich sage ihnen, ich sei Kettenraucher!“
    Fee lachte laut auf. Um sie herum tanzten die Menschen noch immer zur Musik der Flöten und Trommeln. Niemand achtete auf sie und den Nehr, der ohne seine goldene Aufmachung in der einfachen Kleidung aus Tuch und Leder unter den Menschen kaum auffiel.
    Herr Knüttel sah Fee wohlwollend an.
    „Ich habe euch in die Bronzezeit gebracht, um Schlotte auszubilden. Jeder Hüter der Zeit muss seinen eigenen Schlüssel erschaffen. Dies ist die ultimative Entscheidung. Nur wer das vollbringt, ist ein
wahrer
Hüter der Zeit. Schlotte wird es schaffen, da mache ich mir keine Sorgen. Und dann müsst ihr die Himmelsscheibe wieder vergraben, sonst können die Raubgräber sie im 20. Jahrhundert nicht finden und ich kann sie im Landesmuseum nicht in die Hand nehmen.“
    Fee nickte langsam.
    „Und wie ist Ning ins 20. Jahrhundert geraten? Ist er auch ein Hüter der Zeit gewesen? Der aus Versehen das Zeittor geöffnet hat? Oder absichtlich?“
    „Nein.“ Der Nehr schüttelte den Kopf. „Als Ning Sonnensohn die Scheibe stahl, schickte ich ihn durch die Zeit. Er war kein Hüter. Ich schlug ihn bewusstlos und dadurch verlor er das Gedächtnis.“
    Fee musste ein Lachen unterdrücken.
    „Sie haben ihn einfach so ausgeknockt?“
    „Ich wusste, dass er durch den Mord an Elinorak und Ennaj Dinge ins Rollen gebracht hatte, die die Zukunft hätten gefährden können“, erklärte der Nehr.
    „Was für Dinge?“ 
    „Die Möglichkeit, dass sich die Geschichte anders entwickelt und dass Dinge, die sich ereignen müssen, nicht mehr geschehen. Und deshalb habe ich ihn in die Zukunft geschickt, bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich Ennaj und Elinorak das nächste Mal wieder inkarnieren.“
    „Warum sind Sie nicht einfach in der Zeit zurück gereist und haben verhindert, dass er die beiden umbringt?“
    „Weil dann die Scheibe nicht in den Boden gelangt wäre und ich gar nicht da wäre, verstehst du?“
    Fee hatte das Gefühl, dass sich in ihrem Kopf so einiges drehte, und sie wusste nicht, ob es der Honigwein oder die verworrenen Zusammenhänge der Geschichte waren, die sie zu begreifen versuchte.
    „Und warum“, fragte sie langsam, „haben Sie Ning in die achtziger Jahre geschickt? Warum nicht direkt ins Jahr 2003?“
    „Er sollte sich entwickeln. Lernen, sich in unserer Zeit zurechtzufinden, unsere Sprache lernen. Ich wollte, dass er erst Dozent wird und Sie und Ela auf diese Weise kennen lernt. Ich wollte, dass Sie Beziehungen miteinander entwickeln, bevor Sie von den Ereignissen in der Bronzezeit erfahren.“
    „Warum?“
    „Damit sich diesmal alles so ereignen konnte, wie es vorausbestimmt war. Es war wichtig, Frau Maiwald, dass Sie diejenige sind, die Ning tötet. Und dass Sie verstehen,
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