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Federschwingen

Federschwingen

Titel: Federschwingen
Autoren: Lena Seidel
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den Kopf ein wenig schief und biss sich kurz auf die Unterlippe. „Die Zeit mit Seere ist die schönste meines Lebens.“
    Nun lächelten sie alle breit.
    Der sonst so freche Seere wirkte bei dieser Aussage ausgesprochen sanft, beinahe betrübt.
    „Und sie wird es noch sehr, sehr lange sein“, murmelte er leise, aber laut genug, dass Erael es hören konnte.
    Dabei ging ihm auf, warum Seere vorhin eine ebensolche Miene gezeigt hatte, als es um Ereignisse aus den letzten Jahrhunderten ging. Morten würde altern und sterben. Daher war es umso beeindruckender, dass die beiden eine Beziehung wagten.
    „Ich wünsche euch nur das Beste“, sagte Erael sanft und schlang die Arme um Dantalion. Ihm war bewusst, wie dankbar er sein konnte, dass er und sein Liebster die Ewigkeit hatten.
    Morten war der Erste, der nach einem unangenehmen Moment des Schweigens, in dem jeder seinen Gedanken nachhing, die Sprache wiederfand.
    „Danke!“, sagte er ehrlich erfreut zu Erael und schenkte ihm ein atemberaubendes Lächeln, das klar machte, warum sich Seere in ihn verliebt hatte.
    Dantalion lehnte sich an seinen Freund und Erael kraulte ihm automatisch den Haaransatz im Nacken. Er entspannte sich immer mehr, trotz Seeres Gegenwart. Er griff nach seinem Glas, das schon wieder leer war, hob es an und musterte es mit gespielt nachdenklicher Miene.
    „Also irgendwer trinkt mir ständig mein Glas aus!“, beschwerte er sich nicht so ganz ernst gemeint, woraufhin Morten aufsprang und die nächste Flasche Champagner aus der Küche holte.
    „Oder wollt ihr etwas anderes trinken? Bier, Whisky, Wodka, Gin?“, hörte man ihn aus der Küche rufen.
    „Wodka“, riefen Erael und Seere wie aus einem Munde. Erael schaute Seere an und der gaffte erstaunt zurück.
    „Wie jetzt, du trinkst Wodka?“
    Erael zuckte mit den Schultern. „Warum nicht, schmeckt doch. Besonders mit einem Schuss Orangensaft.“
    „Bäh, das ist widerlich! Wenn überhaupt, dann Energydrink!“
    „DAS ist widerlich!“
    „Da muss ich Erael allerdings recht geben. Wodka Energy saufen die Jugendlich en in der Disco“, sagte Dantalion mit gerümpfter Nase.
    Morten, der ja wusste, was sein Schatz zu trinken pflegte, kam mit zwei Longdrinkgläsern ins Wohnzimmer zurück. In dem einen befand sich Seeres Mischung, ein fürchterlich gelb aussehendes Getränk, das Erael sofort mit einer anderen, nicht ganz so appetitlichen Flüssigkeit in Verbindung brachte. Im anderen war Eraels Wodka-Orange. Außerdem trug er zwei Flaschen Bier an den Hälsen mit sich, von denen er eine vor Dantalion, die andere an seinem eigenen Platz abstellte.
    Erael verfolgte, wie Dantalion Morten angrinste, zu der Flasche griff und einen großen Schluck trank.
    „Du solltest langsamer machen“, riet Morten. „Ich glaube nicht, dass sich Bier mit Champagner so gut verträgt.“
    „Ich bin robust und hab einen widerstandsfähigen Magen“, behauptete Dantalion und leerte die Flasche in einem Zug bis zur Hälfte. Erael hob eine Braue, sagte aber nichts. Sie würden ja sehen, wer am Ende nach Hause getragen werden musste. Er selbst trank eher bedächtig, die Mischung von Morten war stark, aber sie schmeckte hervorragend. Das hier war ein sehr hochwertiger Tropfen.
    „Ich kann nicht verstehen, wie du so köstlichen Wodka mit Energydrink verpanschen kannst“, meinte er kopfschüttelnd zu Seere.
    „Ich weiß eben, was gut ist.“
    „Darüber lässt sich streiten“, schaltete sich Morten ein. „Zumindest in Bezug auf deinen Geschmack bei Getränken.“
    Seeres Grinsen wurde breiter. „Dafür ist mein Männergeschmack umso besser.“
    Morten gluckste leise. „Das allerdings ist unbestritten“, konterte er keck.
    Erael schmunzelte in sich hinein. Es war befreiend, den beiden bei ihrem Flirt-Geplänkel zuzuhören und zu spüren, wie nahe sie sich standen. Mit jeder Minute verstand er besser, warum Seere derart ausgerastet war, als sie Morten geholt hatten.
    „Das kann man nicht bestreiten, Seere“, mischte er sich lächelnd ein.
    „Holla! Was wird das, wenn ’ s fertig ist?“, schaltete sich Dantalion stirnrunzelnd ein. „An Morten wird nicht rumgebaggert. Erst recht nicht von dir!“
    „Ich mache lediglich eine objektive Feststellung“, sagte Erael. „Ich will nichts von Morten, sondern von dir.“
    Dies ließ Dantalions anrüchiges Lächeln zurückkehren. „So so? Und was willst du von mir?“
    Dantalion rückte auf seinem Schoß näher an ihn heran, sodass Erael spürte, dass er ihn immer
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