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Federschwingen

Federschwingen

Titel: Federschwingen
Autoren: Lena Seidel
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Erael seinem Liebsten diesen Wunsch abschlagen? Nichtsdestotrotz war er nervös.
    Erael stand vor dem Spiegel und betrachtete sich zweifelnd, Dantalion stand hinter ihm, hatte die Hände auf seine Schultern gelegt und zwinkerte ihm über den Spiegel neckisch zu.
    „Du siehst wunderschön aus“, flüsterte Dantalion seinem Geliebten ins Ohr, wobei er sich fast an ihm hochziehen musste. „Und es sind Morten und Seere, für die beiden musst du dich gar nicht so auftakeln. Die werden sonst neidisch.“
    Ein leises Zischen war Eraels Antwort.
    „Ich sehe nicht anders aus als sonst.“
    Sicher, er hatte seine Fest-Tunika angelegt und sich ordentlich frisiert, aber das hieß nicht, dass er aufgetakelt war!
    „Du solltest dir lieber Gedanken darüber machen, ob du so bleiben willst.“
    Dantalion war mehr ausgezogen als angezogen. Sein Oberteil hatte an den Seiten Stoff in Form von schwarzem Leder und bestand sonst nur aus einer Schnürung, sodass sein Bauch und Rücken komplett frei waren. Zwar hatte er einiges zu gucken, leider galt das gleichermaßen für die anderen.
    „Warum?“, bohrte Dantalion sofort nach.
    „Es ist kalt da draußen.“ Eine fadenscheinige Ausrede, das wusste Dantalion auch, dessen war sich Erael sicher.
    „Als ob ich krank werden könnte.“
    Erael runzelte die Stirn und zog einen Flunsch.
    „Ich finde es einfach nicht in Ordnung, wenn Seere und Morten dich so sehen “, gestand er schließlich und erntete dafür ein breites Grinsen seines Freundes.
    „Eifersüchtig, Schatz?“
    „Ts! Ich kann mich auch noch mal umziehen, noch ist Zeit dazu!“, antwortete er drohend und machte sich daran, seine Tunika über den Kopf zu ziehen, als er Dantalions Hand auf seinem Arm spürte.
    „Nein ... Bleib so. Ich zieh mich um.“
    Erael grinste unter dem Stoff, der gerade sein Gesicht verdeckte. Er hatte durchaus Mittel und Wege, seinen Geliebten zu dem zu bringen, was er wollte. Manchmal setzte er sie sogar ein. Mit Erfolg, wie er gerade wieder feststellte.
    Dantalion war eifersüchtig und er hatte gelernt, damit zu spielen. Schließlich machte Dantalion das ebenfalls gern, indem er mit anderen Leuten flirtete, wenn sie ausgingen.
    Sein Geliebter zog sich tatsächlich um und kleidete sich in ein ansprechendes, schwarzes Oberteil, das an den Schultern Raum für seine Flügel ließ.
    Es lag hauteng an und verbarg kaum mehr von seiner schlanken Statur als das Oberteil zuvor, aber wenigstens entdeckte man keine nackte Haut.
    „Besser“, sagte Erael mit einem Nicken. „Können wir los?“
    Er öffnete das Fenster und kletterte aufs Fensterbrett. Dantalion folgte ihm. Kaum war er in die Nacht gesprungen und hatte seine Flügel ausgebreitet, sah er die schwarzen Schwingen neben sich aufschimmern. Der Weg zu Mortens Wohnung war ihm noch gut in Erinnerung, er brauchte also keine Anweisungen, wohin er fliegen musste.
    Als das alte Gebäude in Sicht kam, in dem Morten mit Seere lebte, bemerkte Erael, dass das breite Wohnzimmerfenster weit geöffnet war. Er beeilte sich, dorthin zu kommen, weil er ahnte, dass für Morten die kalte Winterluft auf Dauer nicht so angenehm war. Sicher landete er auf dem weichen Teppich, schüttelte seine Flügel aus und dematerialisierte sie endlich, um gleich darauf den rothaarigen Dämon und seinen Menschenfreund mit einem schmalen Lächeln zu begrüß en.
    Wie nicht anders zu erwarten, warf Seere ihm einen hasserfüllten Blick zu. Doch während Dantalion hinter ihm landete, kam Morten auf Erael zu und lächelte ihn an.
    „Schön, dass ihr kommen konntet“, sagte er.
    Erst umarmte Morten Dantalion, dann reichte er Erael die Hand.
    „Macht ihr das Fenster zu? Ich hole den Champagner.“ Damit machte sich der Mann aus dem Staub, die blonden Locken, die er heute offen trug, wehten hinter ihm her.
    „Hi, Seere“, sagte Dantalion vergnügt und ließ seine Schwingen in gleicher Weise v erschwinden, um nicht die Einrichtung zu gefährden.
    „Hi, Dante“, entgegnete Seere grinsend, Erael vorläufig vollkommen ignorierend.
    Erael wunderte sich, wie gut sich Seere im Griff hatte, als er ihm mit neutraler Miene knapp zunickte. Das war mehr, als er erwartet hätte. Er selbst tat es auch nicht gern, doch er erwiderte die kleine Geste ebenfalls mit einer Miene, die nichts über seine Gefühle aussagte. Entführung und Folter waren nicht gerade das beste Fundament für eine Freundschaft.
    „Hey, Morten! Ich helf dir!“, krähte Dantalion und verschwand nach einem gespielt böse zu
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