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Federschwingen

Federschwingen

Titel: Federschwingen
Autoren: Lena Seidel
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Seere gezischten „Und nenn mich nicht Dante!“ in die Küche.
    Erael sah sich verlegen um und entdeckte einen schön gedeckten Tisch, auf dem edles Porzellan und funkelndes Kristall stand. Er rief sich in Erinnerung, dass Morten Rykers ein Dieb war, also erübrigte sich wohl die Überlegung, woher das wertvolle Geschirr kam.
    Die unangenehme Stille nagte an Erael und er glaubte, Seeres Blicke in seinem Rücken zu spüren, da der hinter ihm stand. Er wandte sich Mortens Vitrine zu, in denen etliche Filme und Spiele standen – alles Special Editions.
    Seere schwieg, doch Erael hörte, wie er hinter ihm umherstrich.
    „Er hat ziemlich viel Kram angesammelt, was?“, sagte Seere, der neben ihn getreten war.
    „Eine beachtliche Videospiel-Sammlung, ich bin beeindruckt“, sagte Erael.
    „Kann ich nichts mit anfangen. Morten spielt das mit Dan.“
    „Die beiden sind wirklich gute Freunde, oder?“ Erael konnte einen kleinen Stich der Eifersucht nicht unterdrücken. Dantalion erzählte nie viel über Morten oder das, was er mit ihm machte, wenn er bei ihm war. Natürlich wusste Erael, dass sein Liebster nichts mit dem Freund seines Kollegen hatte, aber dennoch stellte das Verhältnis der beiden bislang eine Grenze dar, die er nie anzutasten gewagt hatte.
    „Wieder die besten“, bestätigte Seere, klang aber nicht so bitter, wie Erael vermutet hatte. „Es ist schön, dass sie sich wieder vertragen haben. Morten hat sehr unter der Funkstille gelitten. Auch wenn es mir nicht passt, es gibt Bereiche, in denen sie ihre Freiheiten brauchen.“
    Wie um Seeres Worte zu bekräftigen, erklang aus der Küche lautes und ausgelassenes Gelächter. Erael seufzte und ließ für einen Moment den Kopf hängen.
    „Hör auf , einen auf deprimiert zu machen. Du bist seine Nummer eins. Auch wenn ich das nicht gutheiße“, knurrte Seere unwillig .
    Erael rollte mit den Augen. „Seere, ich wollte deinem Freund nie etwas Böses. Es war ein Auftrag, mehr nicht. Für mich war er nur ein weiterer Mensch, wie jeder andere. Du differenzierst doch auch nicht zwischen ihnen, oder? Außerdem werde ich ihm sicher nicht mehr zu nahe treten. Ich habe aus unserer ... Begegnung gelernt.“
    „Umso besser“, antwortete Seere scharf, nickte aber. „Ich weiß, dass es nur ein Auftrag für dich war. Aber du wärst sicher gleichfalls sauer, wenn du nach einem Zwangsurlaub nach Hause kommst und als Erstes erfährst, dass dein Freund entführt wurde, oder?“
    Erael nickte ebenfalls . Wenn das bei einem Engel auch höchst unwahrscheinlich war, denn sie hatten das Glück, sich maximal zweimal im Jahr für eine lächerlich kurze Zeit in heimatliche Gefilde begeben zu müssen. Das Thema an sich hatte er jedoch bereits mehrfach mit Dantalion besprochen.
    „Ja“, gab er leise zu, und sah Seere direkt an. Eine eiskalte Gänsehaut lief ihm über den Rücken. Viel zu gut erinnerte er sich daran, wie bösartig diese Augen im Hass geglitzert hatten.
    Trotzdem ließ Erael sich nichts anmerken.
    „Es tut mir Leid für dich. Ich hatte kein persönliches Interesse daran, Morten zu schaden. Also mach hier nicht einen auf beleidigt und lass uns ebenfalls Frieden schließen.“
    „Dreh mir nicht die Worte im Mund herum!“, fauchte Seere.
    „Und du beruhig dich. Wenn du mich bis in alle Ewigkeit hassen willst, bitte. Ich hab damit kein Problem. Aber vielleicht denkst du mal an deinen Freund. Er ist drüber hinweg und hat sehr wohl gewusst, wen Dantalion als Begleitung mitbringen wird. Er hat auch mich eingeladen.“
    Erael war aufmerksam genug, um zu sehen, dass Seere fest die Kiefer zusammenpresste. Er wunderte sich über die Beherrschung, die der Dämon zur Schau stellte.
    „Ich werde mich heute nicht mit dir streiten“, knirschte Seere, nachdem er bewusst tief durchgeatmet hatte. „Morten will Silvester feiern und ich werde ihm das bestimmt nicht ruinieren.“
    Obwohl er es nicht wollte, lächelte Erael. Es war unglaublich, wie sehr Seere diesen Menschen liebte. Es war kaum etwas anderes als bei Dantalion und ihm, ging ihm auf.
    „Ich werde es ihm nicht versauen“, stimmte er leise zu und lächelte Seere ein wenig deutlicher an. „Und ich habe großen Respekt vor eurer Beziehung. Mischlingsverbindungen sind nicht leicht, das weiß ich inzwischen aus Erfahrung. Ich weiß, dass wir bestimmt niemals Freunde werden. Aber ich möchte nicht, dass wir weiterhin Feinde sind.“
    Erael schaute Seere ernst an und erkannte zwar einen gewissen Grimm, aber keinen
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