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Fast geschenkt

Fast geschenkt

Titel: Fast geschenkt
Autoren: Sophie Kinsella
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erst Schulden gemacht hätte und in New York einkaufsmäßig nicht komplett durchgedreht wäre, dann hätten sie auch nichts über mich schreiben können, oder?« Ich reibe mir übers Gesicht. »Es war schrecklich und es war demütigend. Aber irgendwie hatte der Artikel auch sein Gutes. Durch ihn ist mir einiges über mich selbst klar geworden.«
    Ich nehme mein Glas, bemerke, dass es leer ist, und stelle es wieder ab.
    »Noch einen?«, fragt Luke.
    »Nein danke.«
    Dann schweigen wir. Im Hintergrund hören wir eine Stimme, die die Passagiere des Fluges BA 2340 nach San Francisco auffordert, sich an Gate 29 einzufinden.
    »Ich weiß, dass Michael dir einen Job angeboten hat«, sagt Luke. Er deutet auf meine Tasche. »Ich nehme an, das da bedeutet, dass du sein Angebot angenommen hast.« Er macht eine kleine Pause, in der ich ihn schweigend und leicht zitternd ansehe. »Becky - bitte, geh nicht nach Washington. Bleib hier und arbeite für mich.«
    »Ich soll für dich arbeiten?«, frage ich überrumpelt.
    »Bleib hier und arbeite für Brandon Communications.«
    »Bist du verrückt?«
    Er streicht sich das Haar aus dem Gesicht - und sieht auf einmal so jung und verletzlich aus. Wie jemand, der dringend mal abschalten muss.
    »Ich bin nicht verrückt. Die Zahl meiner Angestellten hat sich reduziert. Ich brauche jemanden wie dich in der Führungsetage. Du kennst dich mit Finanzen aus. Du bist Journalistin gewesen. Du kannst gut mit Menschen umgehen, du kennst die Firma...«
    »Luke, du kannst problemlos jemand anderen finden«, sage ich. »Sogar jemanden, der besser ist als ich. Jemanden mit PR-Erfahrung, jemanden, der -«
    »Okay, ich habe gelogen«, unterbricht Luke mich. »Ich habe gelogen. Ich brauche nicht einfach nur jemanden wie dich. Ich brauche dich.«
    Er sieht mir ganz offen in die Augen, und mir wird schlagartig bewusst, dass er nicht nur über Brandon Communications redet.
    »Ich brauche dich, Becky. Ich bin auf dich angewiesen. Das wusste ich aber erst, als du auf einmal nicht mehr da warst. Seit du aus New York abgereist bist, ist mir das, was du gesagt hast, wieder und wieder durch den Kopf gegangen. Das, was du über meinen Ehrgeiz gesagt hast. Über unsere Beziehung. Sogar das, was du über meine Mutter gesagt hast.«
    »Deine Mutter?« Ich sehe ihn ängstlich an. »Ich habe gehört, dass du dich noch einmal mit ihr verabredet hattest...«
    »Sie konnte nichts dafür.« Er trinkt einen Schluck Pernod. »Ihr ist etwas dazwischengekommen, darum hat sie es nicht geschafft. Aber du hast Recht, ich sollte wirklich
    mehr Zeit mit ihr verbringen. Sie besser kennen lernen und eine engere Beziehung zu ihr aufbauen. So, wie du zu deiner Mutter.« Er sieht auf und runzelt die Stirn, als er mein verblüfftes Gesicht sieht. »Das war es doch, was du gemeint hattest, oder?«
    »Ja!«, beeile ich mich zu sagen. »Ja, ganz genau das habe ich gemeint. Exakt.«
    »Siehst du, und genau das meine ich. Du bist der einzige Mensch, der mir sagt, was ich hören muss, auch wenn ich es nicht hören will. Ich hätte dich von Anfang an einweihen sollen. Ich war... Ich weiß nicht. Arrogant. Blöd.«
    Er klingt so desillusioniert und hart gegen sich selbst, dass ich ihn fast bedaure.
    »Luke -«
    »Becky, ich weiß, dass du einen neuen Job gefunden hast, und das respektiere ich auch. Ich würde dich das gar nicht fragen, wenn ich nicht selbst davon überzeugt wäre, dass es gut für dich wäre. Aber... bitte.« Er legt seine warme Hand über den Tisch hinweg auf meine. »Bleib hier. Lass uns noch mal von vorn anfangen.«
    Hilflos starre ich ihn an. Gefühle wallen in mir auf wie kochende Lava.
    »Luke, ich kann nicht für dich arbeiten.« Ich schlucke und muss mich anstrengen, um meine Stimme unter Kontrolle zu behalten. »Ich muss in die Staaten. Ich muss diese Chance wahrnehmen.«
    »Ich weiß, dass du das für eine einmalige Gelegenheit hältst. Aber ich biete dir auch eine einmalige Gelegenheit.«
    »Das ist aber nicht das Gleiche«, sage ich und umklammere mein Glas.
    »Es könnte aber das Gleiche sein. Ganz egal, wie viel Michael dir zahlen will, ich zahle das Gleiche.« Er lehnt sich nach vorn. »Ich zahle mehr. Ich -«
    »Luke«, unterbreche ich ihn. »Luke, ich habe Michaels Angebot nicht angenommen.«
    Lukes Gesichtszüge entgleisen.
    »Nicht? Aber was -«
    Er sieht auf meinen kleinen Koffer, dann blickt er mir ins Gesicht - und ich erwidere eisern schweigend seinen Blick.
    »Ich verstehe«, sagt er schließlich. »Das
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