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Fast geschenkt

Fast geschenkt

Titel: Fast geschenkt
Autoren: Sophie Kinsella
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selbstsicher aus wie immer - aber ich muss trotzdem an Michaels Bemerkung denken, dass er quer über die Wiese geschleudert worden ist. Seine Welt ist zusammengebrochen, genauso, wie meine Welt zusammengebrochen war. Und so, wie ich die Sache sehe, wird seine Mutter ihn wohl kaum anrufen und trösten.
    Einen Moment lang tut Luke mir richtig Leid. Ich würde ihn gern anrufen und ihm sagen, dass sich alles wieder einrenken wird. Aber das hat ja keinen Zweck. Er ist jetzt mit seinem Leben beschäftigt - und ich mit meinem. Ich falte die Zeitung also wieder zusammen und marschiere entschlossen auf den Check-In-Schalter zu.
    »Haben Sie Gepäck?«, erkundigt sich die Dame hinter dem Schalter lächelnd.
    »Nein«, antworte ich. »Ich reise ganz spartanisch. Habe nur eine Tasche dabei.« Dann schiebe ich die FT so hoch, dass sie sie sehen kann. »Wie sieht es denn mit einem Upgrading aus?«
    »Heute schlecht, tut mir Leid.« Sie verzieht mitfühlend das Gesicht. »Aber ich kann Ihnen den Sitz am Notausgang geben. Da haben Sie viel Platz für die Beine. Darf ich eben ihre Tasche wiegen, bitte?«
    »Natürlich.«
    Und in dem Moment, in dem ich mich bücke, um die Tasche auf das Band zu stellen, ruft eine bekannte Stimme hinter mir:
    »Halt!«
    Mein Magen fühlt sich an, als wäre ich eben zehn Meter tief gefallen. Ungläubig drehe ich mich um. Und da ist er.
    Luke läuft mit langen Schritten durch die Menschenmenge auf die Eincheck-Schalter zu. Er ist so smart gekleidet wie immer, sieht aber ungewöhnlich blass und mitgenommen aus. Die Ringe unter seinen Augen lassen auf wenig Schlaf und viel Kaffee schließen.
    »Wo zum Teufel willst du hin?«, herrscht er mich an, als er näher kommt. »Ziehst du nach Washington?«
    »Was machst du denn hier?«, entgegne ich zitternd. »Hast du nicht eine Krisensitzung mit deinen Investoren?«
    »Hatte. Bis Mel mit Tee hereinkam und mir erzählte, dass sie dich heute Morgen im Fernsehen gesehen hat.«
    »Du hast die Sitzung verlassen?« Ich starre ihn an. »Mittendrin?«
    »Sie hat mir gesagt, dass du in die Staaten fliegst.« Seine dunklen Augen sehen mich durchdringend an. »Stimmt das?«
    »Ja«, sage ich und stelle endlich die Tasche auf das Band. »Ja, das stimmt.«
    »Einfach so? Ohne mir Bescheid zu sagen?«
    »Genau wie du nach London zurückgekommen bist, ohne mir Bescheid zu sagen.« Ich klinge etwas spitz, und Luke zuckt zusammen.
    »Becky -«
    »Fenster oder Gang?«, unterbricht uns die Dame am Schalter.
    »Fenster, bitte.«
    »Becky -«
    Sein Handy fängt an zu klingeln, doch er schaltet es nur genervt ab. »Becky... Ich muss mit dir reden.«
    »Jetzt?«, frage ich ungläubig »Super. Klasse Timing. Mitten beim Einchecken.« Ich schlage mit dem Handrücken auf die FT. »Und was ist mit deiner Krisensitzung?«
    »Die kann warten.«
    »Die Zukunft deiner Firma kann warten?« Ich ziehe die Augenbrauen hoch. »Ist das nicht ein bisschen... unverantwortlich, Luke?«
    »Meine Firma hätte überhaupt keine Zukunft, wenn du nicht gewesen wärst, verdammt noch mal!« Luke wirkt richtig wütend, und mich überfällt auf einmal ein Kribbeln im ganzen Körper. »Michael hat es mir erzählt. Wie du Alicia durchschaut hast. Wie du ihn gewarnt hast. Wie du der ganzen Sache auf die Spur gekommen bist.« Er schüttelt den Kopf. »Ich hatte ja keine Ahnung. Herrje, wenn du nicht gewesen wärst, Becky...«
    »Er hätte es dir nicht erzählen dürfen«, murmle ich gekränkt. »Ich habe ihm gesagt, dass er es dir nicht sagen sollte. Er hat es mir versprochen.«
    »Er hat es mir aber gesagt! Und jetzt...« Luke verstummt. »Und jetzt weiß ich nicht, was ich sagen soll«, fahrt er etwas leiser fort. »>Danke< kann nicht mal annähernd zum Ausdruck bringen, was ich sagen will.«
    Schweigend sehen wir uns an.
    »Du brauchst überhaupt nichts zu sagen«, breche ich schließlich das Schweigen und sehe weg. »Ich habe das nur getan, weil ich Alicia nicht ausstehen kann. Aus keinem anderen Grund.«
    »Also... ich habe Sie in Reihe 32 gesetzt«, sagt die Dame am Schalter freundlich. »Bitte seien Sie spätestens um 16:30 Uhr am Gate.« Sie sieht noch einmal in meinen Pass, wobei sich ihr Gesichtsausdruck ändert. »Hey! Sie sind doch die von Morning Coffee, oder?«
    »Ich war die von Morning Coffee«, sage ich mit einem höflichen Lächeln.
    »Ach, ja.« Sie sieht verwirrt aus. Als sie mir meinen Pass und meine Bordkarte reicht, fällt ihr Blick auf meine FT und Lukes Foto darin. Sie sieht zu Luke auf und
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