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Fast geschenkt

Fast geschenkt

Titel: Fast geschenkt
Autoren: Sophie Kinsella
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nicht! Jetzt habe ich doch tatsächlich Tränen in den Augen! Ich blinzle sie weg und strahle Emma an.
    »Mit anderen Worten, meine Geschichte ist keine Geschichte des Scheiterns. Ja gut, ich habe Schulden gemacht. Und ich bin auch gefeuert worden, ja. Aber ich habe etwas dagegen getan.« Ich wende mich direkt der Kamera zu. »Und ich möchte allen da draußen, die sich in einen ähnlichen Schlamassel befördert haben wie ich, sagen: Sie können es auch schaffen. Sie müssen nur etwas tun. Verkaufen Sie Ihre Kleider. Bewerben Sie sich um einen neuen Job. Auch Sie können von vorn anfangen, genau wie ich.«
    Im Studio herrscht Schweigen. Dann erklingt aus Richtung der Kameras ein einsames Klatschen. Entsetzt drehe ich mich um - und sehe Dave, den Kameramann, der mich angrinst und dessen Lippen das Wort »Super« formen. Gareth, der Aufnahmeleiter, fallt ein... und dann noch jemand ... und jetzt applaudiert mir das ganze Studio außer Emma und Rory, die ziemlich perplex aussehen, und Zelda, die völlig hektisch in ihr internes Mikro spricht.
    »Gut!«, versucht Emma sich Gehör zu verschaffen. »Am... Wir machen jetzt eine kurze Pause - aber seien Sie in wenigen Minuten wieder mit dabei, um mehr über unseren heutigen Gast und seine Geschichte zu hören: Beckys... tragisches... ahm...« Sie zögert und lauscht den Anweisungen aus dem Ohrhörer. »...Oder vielleicht besser Beckys... am... triumphales... am...«
    Die Erkennungsmelodie plärrt aus einem der Lautsprecher und Emma sieht wütend zum Glaskasten hinüber, in dem der Produzent sitzt. »Wäre schön, wenn er sich endlich mal entscheiden würde!«
    »Bis dann«, sage ich und stehe auf. »Ich muss jetzt los.«
    »Los?«, fragt Emma. »Sie können jetzt noch nicht gehen!«
    »Doch, kann ich wohl.« Ich greife nach meinem Mikrophon, und Eddie, der Tontechniker, ist sofort zur Stelle, um mich davon zu befreien.
    »Sehr gut«, brummt er, als er das Mikro abfummelt. »Lass dich von denen nicht verarschen.« Er grinst mich an. »Barry ist total am Durchdrehen.«
    »Hey Becky!« Zelda reißt entsetzt den Kopf hoch. »Wo willst du hin?«
    »Ich habe“ gesagt, was ich sagen wollte. Und jetzt muss ich mein Flugzeug kriegen.«
    »Du kannst jetzt noch nicht gehen! Wir sind noch nichtfertig!«
    »Ich bin fertig«, stelle ich klar und nehme meine Tasche.
    »Aber die Telefonleitungen laufen heiß!«, sagt Zelda und läuft auf mich zu. »Die Zentrale bricht fast zusammen! Die Anrufer sagen alle...« Sie glotzt mich an, als wenn sie mich noch nie zuvor gesehen hätte. »Ich meine, wir hatten ja keine Ahnung. Wer hätte das gedacht...«
    »Ich muss jetzt los, Zelda.«
    »Halt! Becky!«, ruft Zelda, als ich die Studiotür erreiche. »Wir - Barry und ich - wir haben uns eben ganz kurz unterhalten und... Wir wollten dich fragen, ob...«
    »Zeida«, unterbreche ich sie ruhig. »Es ist zu spät. Ich gehe.«
    Es ist schon fast drei Uhr, als ich Heathrow Airport erreiche. Ich bin immer noch ganz aufgewühlt von dem Abschiedsessen mit Suze, Tarquin und meinen Eltern. Ehrlich gesagt, würde ein Teil von mir ja am liebsten in Tränen ausbrechen und auf der Stelle zu ihnen zurückrennen. Aber gleichzeitig war ich mir noch nie in meinem Leben so sicher. Ich war mir noch nie so sicher, das Richtige zu tun.
    Mitten im Terminal ist ein Werbestand, der gratis Zeitungen verteilt. Ich nehme mir im Vorbeigehen eine Financial Times. Der guten alten Zeiten wegen. Und außerdem, wenn ich die FT unterm Arm habe, bekomme ich vielleicht ein Upgrading in die Business-Class. Ich falte sie gerade zu einer bequemen Größe zusammen, als ich einen Namen lese, der mich erstarren lässt.
    Brandon versucht, Firma zu retten. Seite 27.
    Mit zitternden Fingern schlage ich die Zeitung auf und lese den Artikel.
    Nachdem einige der wichtigsten Mitarbeiter abtrünnig geworden waren, erlitt das Finanz-PR-Unter nehmen Brandon Communications einen erheblichen Vertrauensverlust, auf Grund dessen Unternehmensgründer Luke Brandon nun um die Loyalität seiner Investoren kämpfen muss. Die Stimmung in der einst führenden PR-Agentur ist schlecht, und die Gerüchte um eine unsichere Zukunft des Unternehmens veranlasst die Angestellten, das sinkende Schiff zu verlassen. In verschiedenen Krisensitzungen will Brandon heute versuchen, Investoren von seinen radikalen Umstrukturierungsplänen zu überzeugen, die unter anderem vorsehen...
    Ich lese den Artikel bis zum Ende und betrachte einige Sekunden das Bild von Luke. Er sieht so
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