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Fast geschenkt

Fast geschenkt

Titel: Fast geschenkt
Autoren: Sophie Kinsella
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dann...
    Okay. Es sind neun Dollar.
    Ich gewöhne mich langsam daran, in Dollars zu denken.
    Ich gewöhne mich so langsam an einiges. Meine Studiowohnung ist winzig und ziemlich heruntergekommen, und die ersten Nächte konnte ich wegen des Straßenlärms gar nicht schlafen. Aber egal. Ich bin hier. Ich bin hier in New York, stehe auf eigenen Beinen und tue etwas, von dem ich guten Gewissens sagen kann, dass ich es gern tue.
    Der Job, den Michael mir in Washington angeboten hatte, klang toll. Und es wäre wohl in vielerlei Hinsicht vernünftiger gewesen, ihn anzunehmen. Ich weiß, dass meine Eltern sich das gewünscht hatten. Aber was Michael bei jenem Mittagessen zu mir gesagt - dass ich nicht wieder in etwas hineinrutschen soll, dass ich das machen soll, was ich wirklich will - das hat mir zu denken gegeben. Ich habe über meinen Beruf nachgedacht, über mein Leben und darüber, was ich wirklich gern tun würde, um mir meine Brötchen zu verdienen.
    Und eins muss ich meiner Mutter lassen: Kaum hatte ich erklärt, worum es bei diesem Job bei Barneys gehen würde, starrte sie mich nur an und sagte: »Aber Becky, Liebes, wieso bist du nicht schon früher draufgekommen?«
    »Becky?« Ich zucke zusammen und sehe Erin an der Tür stehen. Mit Erin habe ich mich ziemlich gut angefreundet, seit sie mich mal zu sich nach Hause eingeladen und mir ihre Lippenstiftsammlung gezeigt hat Danach haben wir die ganze Nacht James-Bond-Videos geguckt. »Dein Zehn-Uhr-Termin ist hier.«
    »Wer ist denn eigentlich mein Zehn-Uhr-Termin?«, frage ich, als ich ein Futteralkleid von Richard Tyler in die Hand nehme. »Ich habe gar nichts in meinem Terminkalender stehen.«
    »Ahm...na ja...« Ihr Gesicht glänzt rot vor Aufregung. Komisch. »Ahm... also, hier ist er.«
    »Vielen Dank«, ertönt eine dunkle Männerstimme.
    Eine dunkle Männerstimme mit britischem Akzent.
    Oh mein Gott.
    Ich erstarre wie ein Hase und halte immer noch das Richard-Tyler-Kleid in der Hand, als Luke den Raum betritt.
    »Guten Tag«, sagt er und lächelt zurückhaltend. »Miss Bloomwood. Ich habe gehört, dass Sie die beste Einkaufsberaterin der Stadt sind.«
    Ich mache den Mund auf - und schließe ihn wieder. In meinem Kopf entzündet sich ein Feuerwerk von Gedanken. Ich versuche, überrascht zu sein, ich versuche, fassungslos zu sein. Zwei Monate habe ich nichts von ihm gehört - und jetzt steht er einfach vor mir. Ich müsste total perplex sein.
    Bin ich aber nicht. Weil ich tief in mir drin die ganze Zeit wusste, dass er kommen würde.
    Weil ich tief in mir drin auf ihn gewartet habe.
    »Was machst du denn hier?«, sage ich und versuche, so gelassen wie möglich zu klingen.
    »Wie gesagt, ich habe gehört, dass Sie die beste Einkaufsberaterin der Stadt sind.« Er sieht mich fragend an. »Ich dachte, Sie könnten mir vielleicht dabei helfen, einen Anzug zu kaufen. Der hier ist schon so abgetragen.«
    Er zeigt auf seinen absolut makellosen Jermyn-Street-Anzug, den er, wie ich zufällig weiß, erst vor drei Monaten gekauft hat. Ich verberge ein Lächeln.
    »Sie möchten einen Anzug.«
    »Ich möchte einen Anzug.«
    »Gut.«
    Um Zeit zu gewinnen, ziehe ich das Kleid über den Bügel, drehe mich um und hänge es an einen Kleiderständer. Luke ist hier.
    Er ist hier. Ich würde am liebsten laut lachen oder tanzen oder weinen oder sonst etwas Verrücktes tun. Stattdessen nehme ich mir mein Notizbuch und drehe mich ganz langsam wieder zu ihm um.
    »Also, normalerweise bitte ich meine neuen Kunden als Erstes, mir etwas über sich zu erzählen.« Meine Stimme ist ein bisschen wackelig, darum lege ich eine kurze Pause ein. »Vielleicht könnten Sie... das auch tun?«
    »Okay. Gute Idee.« Luke denkt einen Augenblick nach. »Ich bin Geschäftsmann aus England. Meine Firma hat ihren Hauptsitz in London.« Er sieht mir in die Augen. »Aber vor kurzem habe ich ein Büro in New York eröffnet. Das heißt, dass ich in Zukunft ziemlich viel Zeit hier verbringen werde.«
    »Wirklich?« Ich bin einigermaßen verblüfft, versuche aber, meine Überraschung zu verbergen. »Sie haben ein Büro in New York eröffnet? Das ist ja... sehr interessant. Ich hatte nämlich den Eindruck, dass ein gewisser Geschäftsmann aus England Schwierigkeiten hatte, mit New Yorker Investoren ins Geschäft zu kommen. Das... habe ich bloß irgendwo gehört.«
    »Stimmt auch.« Luke nickt. »Er hatte sogar große Schwierigkeiten. Aber dann hat er seine Erwartungen etwas heruntergeschraubt. Und beschlossen, es
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