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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd
Autoren: Colin Forbes
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allem das Wohl des Patienten am Herzen gelegen hat…“
    „Wie bitte? Nein, nein, schon gut. Danke, keinen Tee mehr.“
    Der Arzt hat lediglich einem ausdrücklichen Wunsch meines Großvaters entsprochen, weil ihm vor allem das Wohl des Patienten am Herzen gelegen hat …
    Newman war dieser falsche Zungenschlag sofort aufgefallen.
    Das war ganz und gar nicht Linda Waynes Ausdrucksweise – aber Dr. Chase hätte sich so ausgedrückt. Es war genauso gekommen, wie er es erwartet hatte. Während Nancy und er die Sabino Canyon Road zu Linda gefahren waren, hatte die Hyäne bei ihr angerufen, um sie vor dem bevorstehenden Besuch zu warnen und ihr Instruktionen zu geben.
    Sie drückte sanft seine Hand, um ihn wieder auf sich zu konzentrieren, und sprach in ihrem weichen, beruhigenden Tonfall weiter. „Bob, ich möchte, daß Sie alles tun, damit meine kleine Schwester aufhört, sich unnötig Sorgen zu machen. Jesse ist nicht damit geholfen, wenn sie sich hier …“
    „Deine kleine Schwester könnte beispielsweise nach Bern fliegen, um rauszukriegen, was wirklich gespielt wird!“ Nancy stand plötzlich in der Wohnzimmertür. Ihr Lächeln war eisig, ihr Tonfall sarkastisch. „Und wenn du mit Bobs Hand fertig bist, könntest du sie ihm zurückgeben – er hat nämlich nur zwei…“
    „Nancy, es gibt nicht die geringsten Verdachtsmomente!“ sagte Newman nachdrücklich. „Als erfahrener Journalist bin ich hinter
Tatsachen
her, wenn ich wegen einer Story recherchiere – ich suche
Beweise!
Aber in diesem Fall gibt’s einfach nichts, worauf sich dein Verdacht stützen könnte.“
    Sie saßen um 14.30 Uhr bei einem verspäteten Mittagessen im Smuggler’s Inn, wo Newman auch wohnte, weil er so unabhängig war und sich Linda Wayne vom Leib halten konnte. Nancy knallte ihre Gabel neben den Teller; ihr Steak war nur zur Hälfte gegessen.
    „Tatsache Nummer eins: Niemand ist auf die Idee gekommen, einen weiteren Arzt hinzuzuziehen …“
    „Buhler, der die Blutprobe untersucht hat, ist nach Rosens Aussage eine echte Koryphäe gewesen. Und Rosen respektierst du, stimmt’s?“
    „Allerdings! Also, lassen wir das vorläufig. Tatsache Nummer zwei: Ich habe Jesse nie sagen hören, er möchte gern in der Schweiz leben. Eine
Reise
in die Schweiz – jederzeit! Aber er ist nach allen seinen Reisen verdammt froh gewesen, wenn er wieder zu Hause war.“
    „Schwerkranke entwickeln häufig Träume, um der Realität zu entfliehen“, wandte Newman ein.
    „Tatsache Nummer drei!“ Nancy ließ sich nicht beirren.
    „Genau in dem Augenblick, in dem Jesse krank wird, weil er vom Pferd gefallen ist, läßt Linda einen völlig neuen Arzt kommen. Tatsache Nummer vier! Buhler, der einzige Mann, der diese Leukämiediagnose bestätigen könnte, ist tot. Und seine Unterlagen sind mit dem Mercedes verbrannt! Folglich basiert jetzt alles auf der Aussage von Dr. Chase, den du selbst als Hyäne bezeichnet hast …“
    „Okay, ich kann ihn nicht leiden. Aber deshalb ist er noch lange nicht Dschingis-Khan. Hör zu, ich treffe mich heute abend mit Rosen. Bist du einverstanden, daß wir dieses Thema zu den Akten legen, falls dabei nichts rauskommt? Ich muß mich entscheiden, ob ich das ziemlich lukrative Angebot annehmen will, als RTL-Korrespondent in Amerika zu arbeiten. Mit dieser Entscheidung kann ich mir nicht endlos Zeit lassen…“ „Willst du den Job?“ warf sie ein.
    „Nur dann können wir heiraten – es sei denn, du wärst bereit, mit mir in London oder einer der anderen europäischen Hauptstädte zu leben.“
    „Ich habe viele Jahre lang darauf hingearbeitet, eines Tages als Ärztin praktizieren zu können, und möchte in Amerika leben.
    In jedem anderen Land käme ich mir einsam und verlassen vor.
    Und ich habe vor, nach Bern zu fliegen, Bob. Die Frage ist nur: Kommst du mit? Vielleicht ergibt sich daraus eine sensationelle Story…“
    „Hör zu, Nancy, ich berichte über Wirtschaft und Politik, vielleicht mal ein bißchen über Spionage. Wie soll ich ausgerechnet in Bern Stoff für eine große Story finden?“
    „Du kennst die Stadt. Du hast dort schon gearbeitet. Du beherrscht alle Sprachen – Deutsch, Französisch, Italienisch und dazu noch Spanisch. Du hast mir erzählt, daß du dort Freunde hast. Kurz und gut: Bist du bereit, mir zu helfen?“
    „Das entscheidet sich, nachdem ich mit Rosen gesprochen habe.“
    „Bob, was legt eine Frau als erstes ab? Ihre Ohrringe, nicht wahr?“ Sie lächelte verheißungsvoll, während
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