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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd
Autoren: Colin Forbes
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zuwarf.
    „Haben Sie was dagegen, wenn ich mir ein bißchen die Beine vertrete und mir Ihr Haus ansehe?“ fragte der Engländer.
    „Dann können Nancy und Sie diese Sache in aller Ruhe besprechen.“
    „Ja, das wäre keine schlechte Idee“, stimmte Chase erleichtert zu. „Bitte, sehen Sie sich nur um …“
    Der obligate Swimming-pool und die Terrassenplatten unter dem Sonnensegel waren aus Marmor. Die Gartenfront des L-förmigen Hauses war rauh verputzt und in einem dunklen Schlammgrün gestrichen. Riesige Panoramafenster gaben eine prachtvolle Aussicht auf Tucson frei. Eine wandhohe Schiebetür aus Dreischeiben-Isolierglas stand halb offen. Als Newman daran vorbeikam, warf er einen Blick ins Wohnzimmer. Die größte Stereoanlage, die er je gesehen hatte, nahm die Rückwand des Wohnzimmers ein. Auch die übrige Einrichtung stank geradezu nach Geld. Er drehte sich noch einmal kurz um, bevor er auf dem Weg zur Garage um die Hausecke bog. Chase, der ihm den Rücken zukehrte, sprach offenbar ernsthaft auf Nancy ein, die ihm mit ausdrucksloser Miene zuhörte. Auf jeden Fall war es interessant, daß Chase bei ihrer Ankunft als erstes das elektrisch betätigte Tor seiner Doppelgarage geschlossen hatte. Vielleicht hatte er Nancy erkannt – bei den Waynes standen genügend Photos der beiden Schwestern herum. Newman klebte das Hemd am Rücken, während er durch den knirschenden Kies schlurfte, der die Sonnenhitze verstärkt zurückzuwerfen schien.
    Newman hielt das Glas in der linken Hand, während er mit der rechten den Deckel des Schalterkastens an der Wand neben dem Tor hochklappte. Ein roter und ein grüner Knopf. Er drückte auf den grünen. Ein leises Surren ertönte, als das Garagentor elektrisch gehoben wurde. Newman starrte die beiden Wagen an. Ein roter Ferrari. Ein roter Maserati.
    Knallrot. Ladenneu. Ein kleines Vermögen auf acht Rädern.
    „Sie interessieren sich für Autos, Mr. Newman?“
    „Ich bin ein Autonarr, Chase“ antwortete der Engländer gelassen. „Genau wie Sie.“
    Chase mußte ihm katzengleich nachgeschlichen sein. Selbst Turnschuhe hätten auf dem Kies eigentlich hie und da knirschen müssen. Sein Lächeln war verschwunden, als er Newman anstarrte. Chase mußte sich nachgeschenkt haben: Er hielt ein volles Bourbonglas in der rechten Hand, kippte das Glas mit einem Zug zur Hälfte herunter und fuhr sich mit dem Handrücken über die Lippen.
    „Schleichen Sie immer bei anderen Leuten rum und stecken Ihre Nase in Dinge, die Sie nichts angehen? Da kommt wohl der Auslandkorrespondent in Ihnen zum Durchbruch, was? Ich dachte übrigens, Sie seien mit Nancy verlobt – aber mir ist an ihrer linken Hand kein Verlobungsring aufgefallen …“
    Newman grinste freundlich und machte eine wegwerfende Handbewegung. Aber Chase reagierte nicht darauf. Er wartete, spöttisch lächelnd und leicht nach vorn gebeugt, ab. Newman steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen, bevor er antwortete.
    „Alles der Reihe nach, okay? Haben Sie etwas zu verbergen, weil Sie sich gleich zwei neue Luxussportwagen leisten können?“
    „Hören Sie, der Tonfall gefällt mir nicht!“
    „Mir gefällt Ihre ganze Art nicht, aber was macht das schon, solange es genügend reiche Patientinnen gibt, von denen Sie angehimmelt werden? Was Nancy betrifft, so sind wir auf Probe verlobt …“
    „Mir wär’s lieber, wenn Sie diese Zigarette nicht anzünden würden, Newman. Sie sollten sich mal die Statistiken über die Gefährdung von Rauchern ansehen!“
    „Haben Sie Angst, daß ich Ihnen hier draußen die Luft verpeste?“ Newman zündete sich die Zigarette an. „Ist Ihnen bekannt, daß in England viele Ärzte das Rauchen aufgegeben haben und zu Vorkämpfern der Nichtraucherbewegung geworden sind? Wissen Sie dagegen auch, daß die Zahl der Alkoholiker in der englischen Ärzteschaft ständig wächst?“ Er warf einen Blick auf Chases leeres Glas.
„Sie
sollten sich die Statistiken einmal ansehen.“
    „Von Ehen auf Probe hört man gelegentlich …“ Chases Grinsen wurde noch spöttischer. „Aber eine Verlobung auf Probe ist mir neu!“
    „Schön, dann haben Sie eben dazugelernt. Hallo, Nancy. Ich bin dafür, daß wir wieder fahren – es sei denn, du hättest eurem freundlichen Hausarzt noch weitere Fragen zu stellen.“
    Nancy, die mit verkniffenem Gesicht neben Newman saß, wartete, bis sie die Sabino Canyon Road erreicht hatten, bevor sie sprach. Aber zuerst nahm sie ihm die Zigarette aus dem Mund, zog zwei-,
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