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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd
Autoren: Colin Forbes
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dreimal daran und gab sie zurück. Da war ihm klar, daß sie vor Wut kochte.
    „Dieser gönnerhafte Schweinehund! Weiß der Teufel, was Linda an dem findet! Bellman, unser früherer Hausarzt, ist
wirklich
nett…“
    „Ich hab’ eigentlich gar nichts gegen Frank Chase“, bemerkte Newman von oben herab, während er eine Kurve nahm. „Er ist eine Hyäne, die Beute macht, wo sie nur kann. Er hält bei reichen alten Damen Händchen, während sie ihm von ihren eingebildeten Krankheiten erzählen. Aber deswegen braucht er noch lange kein Verbrecher zu sein. Fahren wir jetzt zu deiner Schwester? Ich möchte lieber bei ihr zu Hause mit ihr reden als wieder im Smuggler’s Inn. Im eigenen Haus geben die Menschen sich so, wie sie sind. Als sie damals mit Harvey und uns ausgegangen ist, hat sie geschauspielert. Wahrscheinlich fühlt sie sich verpflichtet, etwas für ihr Image zu tun.“
    „Ist dir aufgefallen, was Chase
nicht
vorgeschlagen hat, als wir draußen am Swimming-pool gesessen haben – was er unbedingt hätte vorschlagen müssen, wenn es ihm darum gegangen wäre, mich in Bezug auf Jesse zu beruhigen?“
    „Tut mir leid, das weiß ich nicht, weil ich nicht die ganze Zeit bei euch gewesen bin.“
    „Er hat mir nicht vorgeschlagen, Jesse in der Klinik Bern zu besuchen.“ Nancy machte eine Pause. „Ja, ich finde, daß du mit Linda reden solltest. Ich lasse euch zwei am besten allein …
    Aber paß auf, daß sie dich nicht verführt!“
    „Die Sache hat damit angefangen, daß Jesse – so haben wir ihn alle genannt – vom Pferd gestürzt ist, Bob …“ Große dunkle Augen mit unglaublich langen Wimpern starrten Newman fragend an. „Ihnen ist’s doch lieber, wenn ich Bob zu Ihnen sage, stimmt’s? Nancy nennt Sie Robert, wenn sie Sie ärgern will. Meine kleine Schwester kennt tausend kleine Tricks dieser Art. Schmeckt Ihnen der Tee? Hab’ ich ihn richtig zubereitet?“ Linda Wayne saß neben Newman auf der Ledercouch. Sie trug einen hochgeschlossenen Kaschmirpullover, der ihre üppige Figur betonte. Als sie den Engländer ins Wohnzimmer geführt hatte, hatte ihre rechte Brust seinen Oberarm kurz gestreift. Newman hatte straffes Körpergewebe unter dem Kaschmirpullover gespürt, der für draußen viel zu heiß gewesen wäre, aber im Innern des vollklimatisierten Hauses bestimmt angenehm zu tragen war.
    Ihr schulterlanges, dichtes Haar war rabenschwarz wie Nancys auch. Kräftige schwarze Augenbrauen ließen ihre Augen noch größer erscheinen. Linda hatte eine rauchige Stimme und war von ihrer Sexualität umgeben wie in einer Parfümwolke.
    Newman mußte sich zwingen, den Blick von ihren langen Beinen abzuwenden, und überlegte angestrengt, was ihn Linda zuletzt gefragt hatte. „Ihr Tee“, wiederholte sie. „Hat er die richtige Farbe?“
    „Wunderbar, ganz wunderbar!“
    „Das ist Earl Grey. Ich hab’ ihn in San Francisco gekauft. Ich
liebe
Ihre englischen Teesorten. Hier in den Staaten wird jetzt viel Tee getrunken …“
    „Aber weniger geritten als früher“, ergänzte Newman und zwang sich dazu, einen großen Schluck zu trinken. Er haßte Earl Grey. „Was hatte Jesse also im Sattel zu suchen?“
    „Er ist wie in der guten alten Zeit jeden Tag ausgeritten, Bob.
    Wir haben ihn ins Bett gebracht und den Arzt geholt …“
    „Frank Chase?“
    „Richtig …“ Linda hatte kurz gezögert. Jetzt sprach sie rasch weiter. „Bellman, unser ehemaliger Hausarzt, ist nicht mehr recht auf dem neuesten Stand der modernen Medizin. Ich dachte, ein jüngerer Arzt sei kompetenter. Und es war gut, daß ich diese Entscheidung getroffen habe: Er hat Jesse gründlich untersucht und ihm auch Blutproben abgenommen. Dabei hat sich herausgestellt, daß Jesse an Leukämie erkrankt war. Sie können sich vorstellen, was das für ein Schock gewesen ist!“
    Linda rückte näher an ihn heran und griff nach seiner freien Hand. Ihr Blick war seelenvoll.
    „Ein großer Sprung“, stellte Newman fest. Sie lächelte verständnislos, wachsam. „Tut mir leid, aber ich kann Ihnen da nicht folgen, Bob.“
    „Von Tucson nach Bern, aus Arizona in die Schweiz.“
    „Ah, jetzt verstehe ich, was Sie meinen!“ Sie lehnte sich zurück und schenkte Newman ein warmes Lächeln. „Jesse ist immer ein begeisterter Bergsteiger gewesen. Die Idee mit der Schweiz hat ihm gleich gefallen. Er hat mit Frank … mit Dr. Chase darüber gesprochen. Der Arzt hat lediglich einem ausdrücklichen Wunsch meines Großvaters entsprochen, weil ihm vor
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