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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd
Autoren: Colin Forbes
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Adresse in einer – jedenfalls für einen Arzt – erstaunlich lesbaren Schrift. Newman, der ihn dabei beobachtete, wurde nicht recht aus Rosens Verhalten schlau.
    Der Arzt hatte ihm mehrmals prüfende Blicke zugeworfen, als versuche er, sich über etwas klar zu werden. Das beunruhigte den Engländer. Rosen riß das Blatt ab, faltete es zusammen und gab es Newman – was Nancy mit hochgezogenen Augenbrauen zur Kenntnis nahm.
    Ihr Kollege erhob sich, trat hinter seinem Schreibtisch hervor und begleitete sie zur Tür, die er für Nancy öffnete. Sein Händedruck war angenehm kräftig.
    „Ich sehe wirklich keinen Grund zur Sorge“, versicherte er Nancy. „Die Schweizer Kliniken haben Weltruf …“
    Rosen wartete, bis Newman die Hälfte der Strecke bis zum Ausgang zurückgelegt hatte, bevor er ihn zurückrief. Newman erklärte Nancy, er komme sofort nach, und bat sie, im Auto auf ihn zu warten. Der Arzt schloß die Tür hinter ihm und drückte ihm seine Visitenkarte in die Hand. „Hier haben sie meine beiden Telefonnummern – die dienstliche und die private.
    Könnten wir uns heute abend treffen? Unter vier Augen für eine halbe Stunde bei einem Drink? Kennen Sie den Tack Room?“
    „Ich bin einmal mit Nancy dort gewesen.“ Newman steckte die Visitenkarte in seine Geldbörse. „Sehr nettes Lokal …“
    „
Mobil
hat ihm fünf Sterne gegeben. Sieben Uhr?
    Ausgezeichnet. Vielleicht wär’s am besten, wenn Sie Nancy nichts davon erzählen. Einige Wochen, bevor Jesse aus Tucson abgeschoben worden ist, hat ein bekannter Schweizer Arzt auf einer Amerikarundreise hier Station gemacht. Linda, Nancys Schwester, hat sich einen seiner Vorträge angehört.“
    „Sehen Sie darin etwas Bedeutsames?“
    „Er ist zufällig der Chefarzt der Klinik Bern …“

2
    „Verdammt noch mal, wo hast du gesteckt, Nancy?“ fragte Newman irritiert. „Ich brate seit genau dreiundvierzig Minuten in deinem Jaguar. Aber so rieche ich jetzt wenigstens nicht mehr nach Krankenhaus…“
    „Und wie lange hast du mit Rosen gesprochen?“ fragte sie scharf. „Ich hätte vielleicht auch dreiundvierzig Minuten auf dich warten müssen.“
    „Drei Minuten!“ knurrte Newman.
    „Woher hätte ich das wissen sollen? Ich bin in einer anderen Abteilung gewesen, um eine alte Freundin zu besuchen, und sie hatte viel zu erzählen gehabt. Ich bin ein Jahr lang fortgewesen am St. Thomas Hospital, falls du’s vergessen hast. Und warum sitzt du schon wieder am Steuer?“
    „Weil
ich
fahre. Du fährst mir heute zu rasant.“
    Er steckte den Zündschlüssel ins Schloß und ließ den Motor an.
    Nancy murmelte etwas wenig Damenhaftes, ließ sich auf den Beifahrersitz fallen, wobei ihr klassischer Plisseerock viel Bein zu erkennen gab, und knallte die Tür zu. Newman ließ den Wagen langsam über den Parkplatz am Medical Center gleiten.
    „Welcher Geruch stört dich eigentlich an Krankenhäusern?“
    wollte Nancy plötzlich wissen.
    „Diese gräßlichen Desinfektionsmittel …“
    „Du haßt alles, was mit Medizin zusammenhängt, stimmt’s? Ich weiß gar nicht, was du an mir gefunden hast, als wir uns damals in dem Lokal in der Walton Street kennengelernt haben. Bei Berwick’s, nicht wahr?“
    „Mein liebstes Londoner Restaurant. Und ich hab’ deine schönen Beine gesehen. Du zeigst sie oft genug …“
    „Du unverschämter Kerl!“ Sie boxte ihm spielerisch gegen die Schulter. „Was wollte Rosen dir erzählen, das nicht für meine zarten Ohren geeignet war?“
    „Da ich kein Arzt und noch dazu Ausländer bin, wollte er nur nochmals betonen, daß unser Gespräch streng vertraulich gewesen sei. Rosen ist eben vorsichtig und sehr auf Schweigepflicht, Berufsethos und so weiter bedacht.“ Newman machte eine kurze Pause. „Erklärst du mir nun, wie ich zu Dr. Frank Chases Landhaus komme?“
    Nancy, die den Zettel mit Chases Adresse in der Hand hielt, starrte angelegentlich nach vorn und sagte nur das unbedingt Notwendige. Die Sabino Canyon Road beginnt in bebautem Gelände am Nordostrand von Tucson und führt in Richtung Catalina Mountains. Sie beginnt in einem Viertel für Wohlhabende und endet in einer Oase für Multimillionäre.
    Newman fiel auf, daß die Häuser immer größer und die Anlagen immer parkähnlicher wurden. Auch hier flimmerten die Berge in der aufsteigenden Hitze. Aber im Gegensatz zu den kahlen, unwirtlichen Tucson Mountains prangten die Catalinas wie der Skyline Country Club in einladend üppigem Grün. Newman beschleunigte, als
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