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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd
Autoren: Colin Forbes
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Eltern tödlich verunglückten. Mir gefällt’s nicht, wie Linda ihn heimlich in die Schweiz hat bringen lassen, während ich im Londoner St. Thomas Hospital gearbeitet habe. An der ganzen Sache ist irgendwas faul …“
    „Linda ist mir nicht sonderlich sympathisch“, stellte Newman fest.
    „Aber ihre Beine gefallen dir, was? Du starrst sie jedenfalls dauernd an.“
    „Ich verstehe was von schönen Beinen. Deine sind fast genauso schön.“
    Nancy stieß ihm ihren Ellbogen in die Rippen, drehte sich um und setzte sich auf die Mauer. Ihr Gesichtsausdruck wurde wieder ernst. „Bob, ich mache mir wirklich Sorgen. Linda hätte mich anrufen können, als bei Großvater Leukämie diagnostiziert wurde. Sie hatte ja meine Londoner Telefonnummer. Diese Sache gefällt mir ganz und gar nicht.
    Auch wenn sie meine ältere Schwester ist, hat sie noch längst nicht das Recht, solche Entscheidungen allein zu treffen. Und Harvey, ihr Mann…“
    „Harvey kann ich auch nicht leiden“, warf Newman ein. Er ließ eine unangezündete Zigarette von einem Mundwinkel zum anderen wandern. „Ist dir klar, daß es nur eine Möglichkeit gibt, dieser Sache auf den Grund zu gehen? Ich glaube zwar keine Sekunde lang, daß irgendwas Unrechtes passiert ist – aber ich weiß auch, daß du keine Ruhe findest, bis ich dich davon überzeugt habe …“
    „Gut, dann gib dir Mühe, mich zu überzeugen, Mr. Starreporter, der fließend fünf Sprachen spricht.“
    „Wir gehen systematisch vor, als müßte ich eine sensationelle Story recherchieren. Du bist Ärztin und eine nahe Verwandte des Mannes, dem unsere Nachforschungen gelten – solange du bei mir bist, müssen also die richtigen Leute mit mir reden. Der Hausarzt steht natürlich auf meiner Liste, aber zuerst interviewen wir den Facharzt, der die Blutuntersuchungen durchgeführt und Leukämie diagnostiziert hat. Wo finden wir ihn?“
    „Der Facharzt war Dr. Buhler im Tucson Medical Center“, antwortete Nancy prompt. „Ich habe darauf bestanden, daß Linda mir alle Einzelheiten erzählt – ich sage bestanden, weil ich ihr die Wörter wie Würmer aus der Nase ziehen mußte… “
    „Das beweist gar nichts“, stellte Newman fest. „Sie könnte befürchtet haben, daß du als Ärztin nicht mit den von ihr getroffenen Maßnahmen einverstanden sein würdest. Vielleicht hat ihr auch nicht gepaßt, daß du sie so ausgefragt hast.“
    „Zäumen wir das Pferd da nicht vom Schwanz auf, Bob?“
    wandte Nancy ein. „Willst du nicht erst mit Linda, dann mit unserem Hausarzt und zuletzt mit dem Facharzt im Tucson Medical Center sprechen?“
    „Nein, das wollen wir absichtlich nicht. Auf diese Weise bekommen wir zuallererst eine klare Zeugenaussage, mit der wir die Aussagen der anderen vergleichen können. Nur so lassen sich Diskrepanzen aufdecken. Ich glaube nach wie vor, daß unsere Nachforschungen unnötig und umsonst sind, aber…“ Newman breitete die Hände aus. „Ich will nur, daß du dich beruhigen kannst, damit diese Sache nicht ständig zwischen uns steht.“
    „Ich verstehe einfach nicht, warum Linda mich nicht in London angerufen hat…“
    „Ja, ich weiß. Ich schlage vor, daß wir gleich etwas unternehmen. Genauer gesagt: Wir müssen uns beeilen, damit wir ins Medical Center kommen, bevor Buhler zum Mittagessen geht. Aber ich fahre, verstanden? Komm, steig ein!“
    „Haben Sie das denn nicht gewußt, Nancy? Nein, natürlich nicht – Sie sind ja in London gewesen, als Buhler ums Leben kam.“
    Sie befanden sich im Tucson Medical Center und sprachen mit einem schlanken Fünfziger, der zu langen Tennishosen ein kanariengelbes Sweatshirt trug. Dr. Rosen hatte sie in sein Arbeitszimmer gebeten, und während sie eine Tasse Kaffee tranken, ließ Newman ihn nicht aus den Augen. Rosen war zuvorkommend, wirkte verantwortungsvoll und war offensichtlich bereit, Nancy zu helfen, wo immer er konnte.
    „Wie ist er ums Leben gekommen?“ erkundigte Newman sich beiläufig.
    „Na ja, das ist vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck…“
    „Sie haben ihn aber gebraucht“, stellte Newman fest. „Können Sie uns die näheren Umstände schildern? Nancy wäre Ihnen sicherlich dankbar.“
    Dr. Rosen zögerte. Er strich sich mit der Rechten über sein schütter werdendes Haar, als suche er nach den richtigen Worten. Newman starrte mit gerunzelter Stirn Nancy an, die offenbar etwas sagen wollte. Sie begriff und schwieg.
    „Ein sehr tragischer Fall, Mr. Newman. Er ist mit seinem neuen
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