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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd
Autoren: Colin Forbes
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sie bei den Waynes vorbeikamen – nur für den Fall, daß Linda zufällig aus dem Fenster sah und sie hätte erkennen können. Nancy warf ihm einen leicht amüsierten Blick zu.
    „Na, du entwickelst dich wohl selbst zum Rennfahrer?“
    „Linda soll nur keine Gelegenheit haben, Chase anzurufen und ihn vor unserem Kommen zu warnen.“
    „Robert, du denkst einfach an alles!“ stichelte sie.
    Sie nannte ihn immer Robert, wenn sie verärgert war oder ihn ärgern wollte, sie wußte, daß Newman seinen Vornamen nicht leiden konnte. Er parierte den Angriff, indem er grinste und schwieg. Der Jaguar kletterte weiter. Hinter ihnen, in der durch drei Gebirgszüge gebildeten riesigen Senke, breitete sich Tucson aus. „Langsamer, Bob!“ mahnte die schwarzhaarige Frau. „Wir sind gleich da. Dort vorn links muß Chase wohnen…“
    Ein rustikaler Bretterzaun umschloß das Grundstück mit einem großen, einstöckigen, L-förmigen Steinhaus, das mit grün glasierten Tonziegeln eingedeckt war. Newman fuhr durchs offene Tor und folgte der Einfahrt, die sich wenig später teilte – ein Arm führte zum Eingang, der andere zur angebauten Doppelgarage. Unter den Rädern knirschte der Kies, als der Jaguar ausrollte.
    Der „Garten“ vor dem Haus bestand aus einer weiten Kiesfläche, aus der häßliche Saguaro-Kakteen wuchsen. Die baumförmigen Kakteen hatten einen Hauptstamm, aus dem dornige Zweige zum Himmel aufragten, als wollten sie versuchen, ihn zu sich herabzuziehen. Ein Mann, der an der Doppelgarage stand, drückte auf einen Knopf, und Newman, der inzwischen den Motor abgestellt hatte, hörte ein Surren, als das breite Garagentor sich langsam schloß. Er beobachtete im Außenspiegel, wie der Mann mißtrauisch näher kam.
    Zweiunddreißig hatte Rosen gesagt. Der Mann trug enge Jeans und ein großkariertes Sporthemd mit kurzen Ärmeln. Sein Gesicht war knochig und unter der dichten braunen Mähne sonnengebräunt. Obwohl Newman ihn bisher nur im Spiegel gesehen hatte, war er ihm auf den ersten Blick unsympathisch.
    Er hob den Kopf, als der Mann eine schmale, langfingrige Hand auf das heruntergekurbelte Fenster legte. Manikürte Fingernägel und teures Rasierwasser
en masse.
    „Dr. Frank Chase?“
    „Ja.“
    Dieses eine Wort hing wie eine Herausforderung in der sonnendurchglühten Luft, und die herabblickenden braunen Augen maßen Newman, als läge er bereits auf dem Operationstisch. Newman lächelte freundlich und sagte etwas, das seiner Einschätzung nach Chase aus dem Gleichgewicht bringen würde.
    „Nancy, das ist also Dr. Chase.“ Er nickte dem Mann zu. „Darf ich Sie mit Dr. Nancy Kennedy bekannt machen? Linda Waynes Schwester. Jesse Kennedys Enkelin. Sie stellt Ermittlungen darüber an, warum ihr Großvater neuntausend Kilometer weit fortgeschafft worden ist, ohne daß sie dazu befragt worden wäre. Sehr hübsch haben Sie’s hier draußen, Dr. Chase.“
    „Miss Kennedy, es steht leider völlig außer Zweifel, daß Ihr Großvater an Leukämie gelitten hat…“ Dr. Chase legte eine schmale, knochige Hand auf die Lehne des Liegestuhls, am Rand des ovalen Swimming-pools hinter dem Haus, in dem Nancy lag. Sein Lächeln sollte mitfühlend wirken, aber Newman merkte, daß die braunen Augen kalt blieben und ihre Reaktion beobachteten. „Wie Sie wissen“, fuhr Chase fort, „ist er von dem besten Facharzt weit und breit untersucht worden.
    Dr. Buhler …“
    „Der praktischerweise tödlich verunglückt ist“, unterbrach Nancy ihn eisig. „Noch praktischer war’s natürlich, daß er die Untersuchungsergebnisse bei sich hatte, so daß sie mit seinem Wagen verbrannt sind. Dabei waren sie der einzige Beweis dafür, daß mein Großvater auch wirklich an dieser Krankheit leidet.“
    „Praktischerweise?“
Dr. Chases Lächeln wirkte gequält. „Tut mir leid, ich verstehe nicht, was Sie damit meinen.“ Er beugte sich nach vorn und griff nach Nancys Hand. Aha, der Modearzt am Krankenbett! dachte Newman, während er sich in seinem Liegestuhl ausstreckte und von seinem Bourbon nippte. „Ich begreife, daß Ihnen das alles ziemlich zugesetzt haben muß, Frau Dr. Kennedy“, sagte Chase ein wenig förmlicher. „Sie hatten Ihren Großvater gern …“
    „Ich
habe
meinen Großvater gern!“
    Sie entzog ihm ruckartig die Hand und trank einen großen Schluck aus ihrem Glas. Newman erhob sich und bewegte die Schultern, als seien sie vom Sitzen steif. Er grinste, als Chase ruckartig den Kopf hob und ihm einen scharfen Blick
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