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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd
Autoren: Colin Forbes
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in Zürich,
Kumpel!“
Er machte kehrt und ging davon.
    „Hoffentlich hat er Sie nicht belästigt, Sir“, sagte die Stewardeß, die Schulz auf seinen Platz begleitet hatte, jetzt zu ihm.
    „Sie haben getan, was ich wollte“, antwortete er barsch und ohne sie anzusehen.
    Schulz sank entnervt in seinen Gangsitz und merkte, daß ihm der Schweiß ausgebrochen war. Dieser eiskalte Schweinehund!
    Er tupfte sich die Stirn mit dem Taschentuch ab, rückte seine Krawatte zurecht und warf einen Blick auf das blonde Wesen neben ihm. Die Blondine schenkte ihm das gleiche freundliche Lächeln wie vorher, als er neben ihr Platz genommen hatte. Er schätzte sie auf vierzig Jahre. Genau das richtige Alter – Schulz war fünfundvierzig. Ehering. Sobald sie allein auf Reisen waren, waren sie einem Flirt nicht abgeneigt. Er hoffte, daß sie wie er nach Zürich fliegen würde. Er hoffte, daß sie dort in seinem Bett landen würde! Dieser unausgesprochene Scherz gefiel ihm selbst nicht recht. Das lag an der Auseinandersetzung mit Foley. Schulz bedankte sich bei der Stewardeß, die ihm den Whisky servierte, und hing seinen Gedanken nach.
    Lee Foley. Berufskiller für die CIA. Natürlich war er nie als Killer bezeichnet worden: Die CIA hatte dafür den Euphemismus „Spezialagent“. Nach zuverlässigen Schätzungen sollte Foley an die fünfundzwanzig Menschenleben auf dem Gewissen haben. Angeblich war er aus der CIA ausgeschieden und arbeitete jetzt bei der CIDA, der Continental International Detective Agency. Schulz überlegte, ob er verschlüsselt ihr Zürcher Büro alarmieren sollte, damit bei ihrer Ankunft ein Mann bereitstand, um Foley zu beschatten. Darüber wollte er nachdenken, wenn er sich etwas beruhigt hatte. Er wandte sich an die Blondine.
    „Sie fliegen hoffentlich auch nach Zürich? Ich bin Ed Schulz von
Time Magazine.
In Zürich kenne ich ein gemütliches kleines Restaurant, den Veltliner-Keller …“
    Lee Foley hing keinen Erinnerungen nach. Er lehnte die Einladung zum Abendessen dankend ab und bestellte eine weitere Flasche Bitter Lemon. Er trank selten Alkohol – nicht aus Tugendhaftigkeit, sondern weil Alkohol die Gedanken vernebelt und die Reaktionsfähigkeit herabsetzt. Wie viele Menschen, die dem Alkohol zusprachen, um sich aufzuheitern, wußten eigentlich, daß er deprimierend wirkte? Zigaretten und gelegentlich eine Frau waren Foleys einzige Laster. Er ließ sich dann allerdings nur auf Klassefrauen ein, garantiert nicht auf Damen aus dem Gewerbe. Dieser Gedanke löste einen anderen aus.
    „Wenn ich so weit bin, daß ich dafür zahlen muß, geb ich’s ganz auf…“
    Es war der Ausspruch eines Engländers vor einem Eros-Center auf der Hamburger Reeperbahn. Bob Newman, Auslandkorrespondent. Der Kerl, der erst vor einigen Monaten den Fall Krüger in Deutschland gelöst und sich damit schon wieder neue Lorbeeren verdient hatte. Ed Schulz hätte keine Chance gehabt, diesen klassischen Spionagefall zu knacken. Foley fragte sich, wo Newman wohl an diesem Abend sein mochte – und verdrängte diesen irrelevanten Gedanken gleich wieder.
    „Äußerste Konzentration!“ lautete eine von Foleys Maximen.
    „Und
Geduld
notfalls unendlich lange Geduld –, bis alle Voraussetzungen stimmen …“
    Jetzt wartete er mit halbgeschlossenen Augen und scheinbar vor sich hindösend, während die anderen Passagiere ihr Abendessen einnahmen. Die Voraussetzungen stimmten, als der Kaffee serviert wurde. Foley steckte zwei Finger in die Uhrentasche seiner Hose und drückte eine kleine, wasserlösliche Kapsel aus dem Plastikbeutel.
    Er erhob sich und ging gemächlich nach vorn, wo neben Schulz, der sich angelegentlich mit seiner Sitznachbarin unterhielt, zwei Stewards mit dem Kaffeewagen beschäftigt waren. Schulz hielt einen Cognacschwenker in der rechten Hand, vor ihm stand eine Tasse mit frisch eingeschenktem Kaffee. Foley berührte den Ellbogen des Stewards vor ihm mit der linken Hand. Als der junge Mann sich umdrehte, ließ Foley die Kapsel geschickt in Schulz’ Tasse fallen, in der sie sich spurlos auflösen würde. Kein Mensch hatte etwas gemerkt.
    Schließlich hatte er zu Hause oft genug geübt, solche Kapseln mit dem Daumennagel in eine Tasse zu schnipsen. Foley entschuldigte sich halblaut und kehrte an seinen Platz zurück.
    Er blickte auf die Armbanduhr. Noch sechs Stunden bis Genf.
    Sobald Schulz den mit einem starken Barbiturat versetzten Kaffee getrunken hatte, würde er acht Stunden lang schlafen.
    Er würde in
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